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Panorama: Platz für schicke Yachten

Schwimmender Deich soll Monaco sicherer und reicher machen

Von Sabine Heimgärtner, Monaco

Monaco hat lange auf diese Lieferung gewartet, weil das superschicke Fürstentum, Tummelplatz für die Reichen dieser Welt, noch reicher werden will. Gestern traf die ersehnte Bestellung ein. Selbst ausgefuchste Ratespieler würden kaum darauf kommen, worauf sich Monaco seit Wochen so freut: Es ist grau, von gigantischen Ausmaßen, unglaublich schwer, langweilig anzusehen und in der Lage, die Fläche der winzigen Enklave an der Cote d’Azur um 17 Prozent zu vergrößern. Die Monegassen, wenig hochwassererprobt, nennen die jetzt eingetroffene Ware „Deich". Aber im Grunde genommen handelt es sich um die mit 352 Metern weltweit längste, schwimmende Landungsbrücke.

Bei der Ankunft des 160000 Tonnen schweren Bollwerks im Hafen des Jet-Set-Örtchens brach Jubel aus, denn nun kann sich der immer etwas skandalumwitterte Heimatort von Fürst Rainier III. endlich einen Traum erfüllen: Einen modernen Hafen des 21. Jahrhunderts. Mit dem „Deich“ in der Bucht La Condamine wird sich die Zahl der Liegeplätze für private Luxus-Yachten auf 700 verdoppeln und außerdem können künftig drei Kreuzfahrtschiffe anlegen.

Das ohnehin steinreiche Zwerg-Fürstentum mit seinen 1,95 Quadratkilometern ist also auf dem Weg in die erste Liga der Kreuzfahrthäfen und wird demnächst sicherlich noch mehr Prominenz und Geldadel anziehen. Aber damit nicht genug: In den kommenden Jahren soll sich der graue Betonkoloss von „pharaonischen Ausmaßen“ („Le Monde“) in eine glitzernde Flaniermeile verwandeln. Auf dem schwimmenden „Deich“ sollen Restaurants, Boutiquen, Vergnügungslokale und edle Wohnungen entstehen. Der Bauch wird bald Parkhäuser, Lagerhäuser und Büros, ja sogar ein Einkaufszentrum beherbergen. Zusätzlicher Effekt: Weil die Seebrücke unter Wasser weitaus breiter ist als auf ihrer Oberfläche, funktioniert sie bei Sturmfluten tatsächlich als Deich und ist in der Lage, die Wassermassen zu bremsen. Kosten des Projekts: 250 Millionen Euro. Schon jetzt begleiten den schwimmenden Betonklotz Legenden, Geschichten, Spitzn und Superlative. 16 Mal so schwer wie der Eiffelturm soll er sein, errechnete „Le Monde“, vier Mal so schwer wie der französische Flugzeugträger „Charles de Gaulle“, eben eine „Riesenkiste“, wie die 450 spanischen Werftarbeiter das Prunkstück nennen, an dem sie über drei Jahre lang im südspanischen Algeciras, in der Nähe des Affenfelsens von Gibraltar, gebaut haben. Nicht zu Unrecht. Alleine die Befestigung wird jetzt schon als technischer Geniestreich gefeiert. Unterirdisch wird der Pier mit Hilfe eines Metallbolzens von acht Metern Durchmesser mit dem Festland verankert.

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