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Panorama: Populärer Boykottaufruf – ohne Folgen

Schweden soll nicht an der WM teilnehmen, sagt der Gleichstellungsbeauftragte. Wegen der Prostitution in Deutschland

Schweden sollte die Fußball-WM in Deutschland völlig boykottieren, hat der Ombudsmann für Gleichstellungsfragen, Claes Borgström am Sonntagabend im schwedischen Fernsehen gefordert. „Zehntausende von Frauen werden wegen der WM zum Sexhandel getrieben, nicht zuletzt aus dem Baltikum“, warnte er. Der Boykottaufforderung des Ombudsmannes wird in Schweden viel öffentliche Bedeutung beigemessen. Auch wenn eine tatsächliche Nichtteilnahme des Königreichs als unwahrscheinlich gilt, ist die WM wegen der offenen Prostitution als umstritten.

In Schweden ist der Kauf sexueller Dienste mit mehrjährigen Gefängnisstrafen belegt und in weiten Teilen der Bevölkerung wird der Sexhandel mittlerweile mit einer Art Sklavenhandel gleichgestellt. Dementsprechend zeigen die Schweden großes Unverständnis für die Legalisierungspolitik in Deutschland. Der schwedische Fußballverband gab der Forderung einer Nichtteilnahme eine klare Absage, „Wir verurteilen jegliche Form von Prostitution, aber die hat nichts mit dem Sport zu tun“, sagte ein Verbandssprecher am Montag. Bereits im Februar sorgte der populäre schwedische Justizminister und frühere Erstliga-Fußballer Thomas Bodström im Brüsseler EU-Ministerrat für Aufsehen, als er forderte, käuflichen Sex bei der WM ganz zu verbieten, weil er den Menschenhandel fördere. Für Ombudsmann Claes Borgström wäre ein Boykott seines Landes ein wichtiges Symbol gegen den Frauenhandel. „Ich verstehe dass meine Aufforderung Emotionen schürt, weil die WM ein sehr bedeutendes Ereignis für alle ist. Aber gerade wegen ihrer Bedeutung müssen wir protestieren.“ Dass es keinen Zusammenhang zwischen der Weltmeisterschaft als Sportereignis und dem Frauenhandel gibt, hält der Ombudsmann für eine Ausrede.

„Zurzeit werden die Bordellbetriebe in Deutschland durch Prostituierte aus anderen Ländern ausgeweitet, damit man der großen Nachfrage aller männlichen Fans, die zur WM kommen, überhaupt Herr werden kann“, sagte er.

André Anwar[Stockholm]

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