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Panorama: Prêt-à-porter: Wie am französischen Hof

Von einem "Marathon" sprachen die französischen Zeitungen: 130 offizielle Defilees und gut 100 kleinere Präsentationen bei neun Tagen Prêt-à-porter sind auch für das modeverrückte Paris Rekord. Lange war der Andrang nicht so groß und die Kollektionen so interessant wie bei der am Samstag endenden Schauenwoche.

Von einem "Marathon" sprachen die französischen Zeitungen: 130 offizielle Defilees und gut 100 kleinere Präsentationen bei neun Tagen Prêt-à-porter sind auch für das modeverrückte Paris Rekord. Lange war der Andrang nicht so groß und die Kollektionen so interessant wie bei der am Samstag endenden Schauenwoche.

Gegen die zwölf Tage Mailander Schauen erschien das Angebot zwar klein. Zu Beginn des italienischen Spektakels sollen bösen Zungen zufolge aber auch Besucher der gleichzeitig stattfindenden Modemesse rekrutiert worden sein, um das Publikum zu füllen. "Ich würde nie bestreiten, dass Paris der Think Tank und Mailand der Motor ist", sagte jedenfalls kürzlich der Präsident der amerikanischen Designervereinigung der "New York Times". Hinzu kommt, dass einer der spannendsten Rosenkriege der Modehistorie hauptsächlich in Paris stattfindet: der Streit zwischen den beiden Konzernen LVMH (Louis Vuitton Moet Hennessy) und PPR (Pinault Printemps Redoute) um die Kontrolle im Modehaus Gucci. Nachdem ein holländisches Gericht vor einer Woche eine genaue Untersuchung über die umstrittene Kapitalerhöhung bei Gucci angeordnet hat, ist die PPR-Position als Mehrheitseigner wieder in Frage gestellt. Was trocken klingt, wächst sich in Paris zu einem Ränkespiel wie einst am Hof Ludwig XIV. aus.

Die Mode scheint in zwei Lager geteilt zu sein, und Guccis Kreativchef Tom Ford wird zum Lager PPR gezählt. Es muss ein trüber Tag für LVMH gewesen sein, als Ford am Mittwoch bei seiner zweiten Schau für das zu Gucci gehörende Haus Saint Laurent einen wahren Triumph feiern konnte. Der amerikanische Star der Modeszene hat gezeigt, dass er inzwischen den Designerstab fest in der Hand hält. Nach dem Kauf von Saint Laurent durch das italienische Unternehmen Gucci war dies die zweite Damenkollektion von Ford für das französische Traditionshaus.

Doch dann entwand ihm LVMH die Schlagzeilen: Der Luxuskonzern gab den neuen Designer für das ihm zugehörige Haus Givenchy bekannt. Der Brite Julien Macdonald soll Alexander McQueen ablösen. McQueen zeigt am Freitag seine letzte Kollektion für Givenchy in ganz kleinem Rahmen statt als große Laufstegschau.

Die Entscheidung für seinen Nachfolger hat Insider überrascht. Macdonald ist zwar kein unbeschriebenes Blatt der Mode-Annalen: Der 28-Jährige war bei Chanel für Strick zuständig, gilt als sehr begabt und kreiert auch eine eigene Kollektion. Doch eigentlich galten berühmtere Namen als Favoriten: der Belgier Olivier Theyskens etwa oder Chlo-Designerin Stella McCartney. Beobachter deuten die Wahl McDonalds als Beleg für eine Art Trendwende bei LVMH: Habe man vorher bewusst große Namen wie John Galliano für Dior oder Michael Kors für Cline angeheuert, setze man nun auf weniger spektakuläre Kandidaten wie im vergangenen Oktober schon bei der Berufung Julio Espadas zum neuen Designer von Pucci.

Vielleicht haben die Modekonzerne inzwischen die Nase voll von den Diven der Kreativbranche. Mit McQueen soll es am Ende nur Streit gegeben haben. Das Designerkarussell dreht sich zumindest munter weiter: Nathalie Gervais wird Nina Ricci verlassen, Narciso Rodriguez das Haus Loewe, und Balenciagas modisches "Wunderkind" Nicolas Ghesquire ist für Gucci im Gespräch.

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