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Prinz William: "Ich will nicht in Watte gepackt werden"

Schießen statt Küssen: die Nummer Zwei in der britischen Thronfolge geht zum Militär.

London - Küssen kann er. Das hat Prinz William den Paparazzis gerade mit dem ersten öffentlichen Bussi für seine Freundin Kate Middleton gezeigt. Doch von diesem Sonntag an ist für den 23-jährigen Blaublütigen mit dem Einzug in die Königliche Militärakademie Sandhurst für viele Wochen nicht Küssen, sondern Schießen angesagt. Und Stiefelputzen, Toilette säubern, ganz frühes Aufstehen sowie jede Menge Gewaltmärsche. Dennoch freut sich der Prinz nach eigenem Bekunden sehr auf Sandhurst. Er sei schließlich «kein Warmduscher», ließ William wissen.

«Ich will nicht in Watte gepackt werden», verkündete die Nummer Zwei in der britischen Thronfolge fast ein wenig trotzig. Reporter hatten spekulierten, ob für den schönen Sohn von Prinzessin Diana in Sandhurst ein paar Ausnahmen gemacht werden. «Wenn ich in der Armee bin», hielt ihnen William entgegen, «dann will ich all das machen, was meine Männer machen müssen.»

Genau das empfiehlt ihm der gestrenge Kommandant der rund 60 Kilometer westlich von London gelegenen Eliteakademie. «Viele junge Leute, die zu uns kommen, sind es gewohnt, 20 Stunden zu schlafen und nur vier zu arbeiten», sagt Generalmajor Andrew Ritchie. «Wir drehen das hier komplett um.» Beschwerden über einen zu harten Drill sind in Sandhurst, wie einer der Ausbilder sagt, «ungefähr so willkommen, wie eine tote Maus auf dem Salatteller».

Das musste schon Williams «kleiner» Bruder Harry (21) erfahren. Er hatte bald nach seiner Aufnahme in Sandhurst im Mai vergangenen Jahres geklagt, man behandle ihn, «wie ein Stück Dreck». Das tue ihm allerdings «recht gut», fügte Harry rasch zur Beruhigung seines Vaters, Prinz Charles, hinzu. Auch für William soll es offiziell keine königliche Extrawurst geben, nachdem Papa Charles ihn am Sonntag in Sandhurst abgeliefert hat.

«Hier werden alle Kadetten gleich behandelt», sagt Kommandeur Ritchie den Neuankömmlingen immer wieder. Schon nach der Aufnahme Harrys hatte er mit einem fast drohenden Unterton erklärt, so mancher junge Bursche habe vielleicht Schwierigkeiten damit, Befehle widerspruchslos zu erfüllen. «Wer das nicht kann, sollte lieber hier die Konsequenzen ziehen und nicht erst, wenn er im Irak oder Afghanistan stationiert ist.»

Doch ein echter Kriegseinsatz wird dem Prinzen wohl nicht widerfahren. Als künftiger König «kann er nirgendwo hinbefohlen werden, wo es zu gefährlich ist», sagt der Hofkorrespondent der BBC, Peter Hunt. William sei sich dessen bewusst. Und natürlich weiß auch die britische Öffentlichkeit, dass er eben doch kein normaler Offiziersschüler ist. Da können den Zeitungen noch so viele Bilder zugespielt werden, die den Prinzen mit schlammverschmiertem Gesicht im Schützengraben zeigen.

Schon lange wird gemunkelt, dass William mit dem Gang nach Sandhurst keineswegs einer inneren Stimme der Berufung folgt. Es war wohl schlicht die Einsicht, dass eine Offiziersausbildung nun mal in die «Personalakte» eines künftigen Königs gehört. Schließlich hatte der Großvater, Prinz Philip, im Zweiten Weltkrieg gedient. Onkel Prinz Andrew hielt im Falklandkrieg den Union Jack hoch. Und Vater Charles brachte es zu beeindruckenden Rängen: Vizeadmiral der Royal Navy und Generalleutnant der Royal Army sowie der Royal Air Force.

Für William dürfte die Militärzeit sich auf exakt jene 44 Wochen beschränken, die der Offizierslehrgang in Sandhurst dauert. Danach, so melden die professionellen Buckingham-Propheten, wolle der Prinz die Wartezeit bis zur Thronbesteigung «keineswegs in Uniform verbringen». Andererseits ist die Auswahl an Jobs für einen König in spé sehr gering. Der «William in Wartestellung» könnte sich mit der Verwaltung der königlichen Ländereien und auch mit Wohltätigkeit beschäftigen, sagt Hofexperte Hunt. Welch würdevolles Amt ihn eines Tages erwartet, wird dem Prinzen in Sandhurst ständig in Erinnerung gerufen. Überall hängen Bilder seiner Großmutter, der Königin. (Von Thomas Burmeister, dpa)

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