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Panorama: Profis der Trauer

Vor Bushs Ranch wächst eine Protestbewegung – aber Verwandte des gefallenen Soldaten distanzieren sich

Cindy Sheehan war das Hauptnachrichtenthema der privaten Fernsehsender in der vergangenen Woche. Jeden Tag schließen sich vor George W. Bushs Ranch in Texas weitere Organisationen ihrem Protest gegen den Irakkrieg an: zum Beispiel „True Majority“, die Antikriegsbewegung von Ben Cohen, einem der Erfinder von „Ben und Jerry’s Ice Cream“, oder die feministische „Code Pink“. Professionelle PR-Berater inszenieren den Protest; für 15000 Dollar wurde Werbezeit im Fernsehen gebucht. Casey, der 24-jährige Sohn von Cindy Sheehan, war 2004 im Irak gefallen, vor einer Woche hatte die 48-Jährige aus Kalifornien ihr Campinglager nahe Bushs Urlaubssitz aufgeschlagen, um ein Gespräch mit ihm zu erzwingen.

Der Präsident sah sich gezwungen, im Fernsehen „tiefen Respekt vor den Gefühlen einer trauernden Mutter“ zu bekennen, und behauptete mit betroffener Miene, er habe „lange und ernst über ihre Position nachgedacht“. Er sei aber zu dem Schluss gekommen, ein sofortiger Abzug aller Truppen, wie ihn Sheehan fordert, spiele nur den Extremisten in die Hände und schade Amerikas Interessen.

Parallel zur wachsenden Unterstützung und Professionalisierung der Bewegung nimmt auch die Kritik zu: Die Großeltern, Tanten und Onkel des Gefallenen väterlicherseits werfen Sheehan vor, sie verfolge „persönliche politische Interessen auf Kosten des Andenkens ihres Sohnes. Wir unterstützen unsere Truppen, unser Land und unseren Präsidenten.“

Die Konservativen organisieren Gegendemonstrationen mit dem Vorwurf, Sheehan sei „mehr Protestlerin als trauernde Mutter“ und wolle, dass Amerika „vor den Muslim-Terroristen kapituliert“. Da liegt die Scheidelinie: Die Amerikaner haben Sympathie für Sheehans Gefühle, unterstützen in der Mehrheit aber nicht ihre Forderung nach Truppenabzug und Amtsenthebungsverfahren gegen Bush.

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