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Die Themse in London voll mit Booten im Jahre 2012. Nun soll in den Fluss wieder geschwommen werden - so fordern zumindest einige Aktivisten.

© dpa

Projekt "Thames Baths" in London: Ein Bad in der Themse

Die Idee vom Spreebad in Berlin könnte in London verwirklicht werden - auch dort denkt man über ein Schwimmbecken im Fluss nach. Zudem ist ein jährlicher Badetag im Gespräch.

Ein Freibad im Fluss, ein jährlicher Badetag – viele Londoner wollen die Themse zurückerobern. In dem Fluss, der einst als „Great Stink“ berüchtigt war, ist das Schwimmen wegen Schiffsverkehrs und mangelnder Wasserqualität bisher verboten. Doch noch in diesem Jahr könnten die Arbeiten an den Thames Baths, einer Art Schwimmbecken im Fluss, beginnen.

Lange Zeit galten Freiluftschwimmer in der britischen Hauptstadt als Spinner – nur Hartgesottene wagten sich in die kalten Teiche in Hampstead Heath im Norden oder den Serpentine-See im Hyde Park. Doch jetzt verbreitet sich der Trend über ganz Großbritannien: Die Outdoor Swimming Society steigerte ihre landesweiten Mitgliederzahlen von 300 im Jahr 2006 auf heute 25.000 und ist damit eigenen Angaben zufolge die größte solche Gruppe weltweit. „Als ich die Society 2006 ins Leben rief, hielten die meisten Menschen das Freiluftschwimmen für kalt, schmutzig und gefährlich“, sagt Gründerin Kate Rew. Inzwischen gelte es „als fantastische Sache“ und habe „poetischen Charakter“.

Gefiltertes Flusswasser soll das Schwimmbecken füllen

Das von mehr als 1200 Menschen unterstützte Projekt Thames Baths sieht vor, in der Nähe der Houses of Parliament und des Riesenrads ein schwimmendes, von gefiltertem Flusswasser gespeistes Becken in die Themse zu bauen. Eine Online-Kampagne sammelte auf Kickstarter umgerechnet bereits mehr als 174 000 Euro für den Bauantrag – bis Ende des Jahres will Initiator Chris Romer-Lee das geheizte Themse-Bad mit geschätzten Kosten von insgesamt rund 15,4 Millionen Euro auf den Weg bringen. Auch die Künstlerin Amy Sharrocks, die seit einem Jahrzehnt die Beziehung zwischen Mensch und Wasser thematisiert, plant ein Themse-Projekt: Sie will einen jährlichen Schwimmtag für rund hundert Teilnehmer organisieren.

Ein Mal im Jahr sollen die Frachter und Touristenboote, die sonst auf dem Fluss tuckern, Badenden Platz machen. „Ich fordere nur eine Stunde Pause beim Schiffsverkehr“, so Sharrocks. „Die Leute müssen eine Beziehung haben zum Fluss.“ Die Sehnsucht nach dem Bad in natürlichen Gewässern sei „eine Reaktion auf die Trockenheit des Stadtlebens“. Auch für dieses Projekt haben Hunderte ihre Unterstützung bekundet. Nun will Sharrocks Geld für eine Risikoanalyse sammeln, um danach an die Hafenbehörde heranzutreten. In Berlin träumen viele ja schon länger den Traum der großen Badewanne - dem "Spreebad".

Die Wasserqualität des Flusses wurde in den vergangenen Jahren verbessert – 1957 galt die Themse als biologisch tot. Dabei badeteten dort schon 1875 nach dem Bau der Kanalisation die Bürger Londons – allerdings in speziellen Pools, die auf der Wasseroberfläche schwammen. Für Caitlin Davies symbolisiert die Lust am Freiluftschwimmen eine Rückkehr zur Natur: „Tausende Menschen würden sehr gerne im Zentrum von London schwimmen“, sagt die Autorin von „Downstream“, einem Buch über die Geschichte des Badens in der Themse. „Interessant ist, dass wir wieder zur Themse zurückgekommen sind – wir machen das Gleiche wie zu viktorianischen Zeiten.“ (AFP)

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