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Paternoster in der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg

© Jürgen Ritter/Imago

Protest gegen GroKo-Pläne: Regierung will "Führerschein" für Paternoster

Allein in Berlin gibt es noch rund 30 Paternoster. Künftig sollen sie laut neuer Bundesverordnung nur durch eingewiesene Beschäftigte benutzt werden dürfen. Möglicherweise werden Ausnahmen genehmigt.

Von Matthias Meisner

An die 200 gibt es in Deutschland - noch. Paternoster, eigentlich Umlaufaufzüge, sind vom Aussterben bedroht. Nach einer neuen Bundesverordnung, die am 1. Juni in Kraft treten soll, ist nur noch befugtem Personal das Betreten der alten Aufzüge mit Nostalgie-Faktor erlaubt. Laut neuer Betriebssicherheitsverordnung muss der Arbeitgeber dafür sorgen, "dass Personenumlaufaufzüge nur von durch ihn eingewiesenen Beschäftigten verwendet werden".

Das bedeutet: Für Besucher müssen die altertümlichen Aufzüge künftig gesperrt werden. Allein in Berlin gibt es nach einer Aufstellung von Wikipedia 25 Paternoster, unter anderem im Auswärtigen Amt, in der ehemaligen Stasi-Zentrale, im Rathaus Schöneberg sowie im Axel-Springer-Hochhaus. Letzterer ist mit 20 Stockwerken demnach sogar höchster Paternoster Europas. Einige der Umlaufaufzüge sind allerdings bereits jetzt zeitweilig außer Betrieb oder nur für Mitarbeiter zugelassen.

Eigentlich hätte es Paternoster schon seit 2004 nicht mehr geben dürfen - doch Proteste verhinderten damals das Aus. Auch jetzt, kurz vor dem Inkrafttreten der neuen Verordnung, regt sich Widerstand. "GroKo verbietet Paternoster - Gefahr! Wie haben unsere Großeltern und Eltern nur so lange ohne Andrea Nahles überleben können?", stichelte FDP-Chef Christian Lindner am Mittwoch auf Twitter gegen die Bundesarbeitsministerin.

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Symbolisch besetzt wurde am Mittwoch der Paternoster im Verlagsgebäude der ehemaligen SED-Zeitung "Neues Deutschland" am Franz-Mehring-Platz in der Nähe des Berliner Ostbahnhofes. Auf der Homepage des Blattes schrieb Chefredakteur Tom Strohschneider: "Der Paternoster ist sozusagen der Sozialist unter den Aufzügen. Deshalb willst du, Bundesregierung, dem Paternoster an den Kragen." Der Paternoster werde besetzt bleiben "bis diese Regierung annähernd vernünftig wird, also wahrscheinlich für immer".

Ob die Proteste Wirkung zeigen? Auf Anfrage des Bayerischen Rundfunks erklärte das Bundesarbeitsministerium, es stimme, dass die Benutzung der Paternoster eingeschränkt werde. Aber: Aufgrund des Protests will man die Verordnung noch in diesem Jahr so abändern, "dass die zuständigen Arbeitsschutzbehörden der Länder ermächtigt sind, Ausnahmen zuzulassen".

In München ist beispielsweise der Paternoster im Polizeipräsidium betroffen. Der Paternoster-Verein München hat bereits Widerstand gegen die neue Regelung angekündigt; in den Protest stimmte auch die SPD-Stadtratsfraktion ein. "Man kann alles übertreiben", sagte Stadträtin Ulrike Boesser. Auch in Stuttgart, wo es einen Paternoster im Rathaus gibt, wird gegen die Neuregelung protestiert. (mit dpa)

In Berlin sind die meisten Paternoster nicht öffentlich zugänglich und nur für Mitarbeiter der jeweiligen Firmen und Behörden reserviert. Thomas Loy hat aber einen Tipp parat, wo Sie trotzdem auf Ihr Paternoster-Vergnügen kommen können.

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