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Die Aktivisten von "UK Uncut" wollen Starbucks-Filialen in Kinderkrippen und Obdachlosenheime verwandeln.

© Reuters

Protest gegen Starbucks: Teurer Kaffee, viele Feinde

Die Aktivisten der britischen Bewegung „UK Uncut“ greifen zu ungewöhnlichen Maßnahmen, um Unternehmen anzuprangern, die sich um die Steuer drücken. Nun haben die Demonstranten ein neues Ziel: die Kaffee-Kette Starbucks.

Die britischen Mitarbeiter der Kaffee-Kette Starbucks müssen sich auf unruhige Zeiten einstellen: Weil der Konzern seit drei Jahren in Großbritannien keine Steuern mehr gezahlt haben soll, wollen Aktivisten der britischen Bewegung "UK Uncut" bald in Dutzenden Starbucks-Filialen für Unruhe sorgen. Ihre Methode ist ungewöhnlich: Sie verwandeln die Niederlassungen innerhalb weniger Minuten in Kinderkrippen, Obdachlosenheime und Vorlesungssäle - bis die Polizei kommt.

Die Masche ist in Großbritannien nicht unbekannt. Schon im Frühjahr vergangenen Jahres legte "UK Uncut" auf diese Art und Weise hunderte Banken lahm. Damit protestierten die Aktivisten gegen Kürzungen bei den Sozialleistungen. Denn die Einschnitte waren in den Augen der Demonstranten nur deshalb nötig, weil sich große Konzerne vor dem Steuerzahlen drücken und den Banken mit milliardenschweren Rettungspaketen aus der Krise geholfen werden musste.

Nun haben die Aktivisten das Kaffee-Imperium Starbucks ins Visier genommen: Allein in Großbritannien hat der Konzern seit 1998 4,6 Milliarden Dollar verdient. Laut einem Report der Nachrichtenagentur Reuters zahlte das britische Tochterunternehmen in diesem Zeitraum aber nur 8,6 Millionen Dollar an Einkommenssteuer. Während der vergangenen drei Jahre habe Starbucks dann in Großbritannien überhaupt keine Einkommenssteuer mehr abgeführt. Gleichzeitig soll die Konzernführung in den USA mit den profitablen Operationen des britischen Tochterunternehmens geprahlt haben.

Die Aktivisten von UK Uncut sind empört darüber, wie der Kaffee-Riese die Steuern umgeht. "Es ist eine Frechheit, dass die Regierung zulässt, dass sich multinationale Konzerne wie Starbucks vor dem Steuerzahlen drücken", sagt beispielsweise die "UK-Uncut"-Aktivistin Sarah Greene. Das Geld, das der Regierung so entginge, solle lieber dafür genutzt werden, die Kürzung von Sozialausgaben zu verhindern. Vor allem Frauen werden laut "UK Uncut" die Auswirkungen zu spüren bekommen, nachdem Wohngeldzuschüsse, Kinderbetreuung, Renten oder Gehältern zusammengestrichen wurden.

Am 8. Dezember wollen die Aktivisten nun ihre Kampagne gegen Starbucks starten. Ihre Aktionen ähneln Flashmobs, wie es sie auch in Deutschland gibt: Dabei verabreden sich die Demonstranten über das Internet - Ort und Zeit werden auf der Website von "UK Uncut" und über die sozialen Netzwerke bekannt gemacht. Für Außenstehende kommen die Aktionen meist völlig überraschend.

Begonnen hatten die Flashmobs von "UK Uncut" im Oktober 2010. Damals sabotierten 50 Aktivisten einen Laden von Vodafone in London mit einer Sitzblockade. Der Mobilfunkanbieter hatte einen Deal mit der britischen Steuerbehörde abgeschlossen, wodurch der Konzern auf erwirtschaftete Gewinne einer Tochtergesellschaft in Luxemburg keine Steuern mehr zahlen musste. Insgesamt soll sich Vodafone um die Zahlung von sechs Milliarden Pfund gedrückt haben.

Weil zur selben Zeit milliardenschwere Einsparungen im sozialen Sektor beschlossen wurden, löste die Enthüllung eine Welle der Empörung aus. Im Februar 2010 fokussierten sich die Aktivisten dann jedoch auf die Banken, hielten Vorlesungen im Schalterraum und betreuten Kinder am Geldautomat. Das Vorgehen wurde derart populär, dass sich in den USA ähnliche Szenen abspielten. Wie nun Starbucks mit den derzeit geplanten "UK-Uncut"-Aktionen umgehen will, ist nicht bekannt.

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