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Pfarrer Riekhofen

© dpa

Prozess: Ehemaliger Pfarrer gesteht Kindesmissbrauch

Bereits zum zweiten Mal steht der angeklagte Pfarrer aus Riekofen (Bayern) vor Gericht. Die Anklage: Kindesmissbrauch während der Bewährungszeit. Zum Prozessauftakt hat er die Vorwürfe bestätigt. Das Urteil wird heute erwartet.

Vor dem Landgericht Regensburg hat der Missbrauchsprozess gegen einen früheren Pfarrer begonnen. Laut Anklage soll der wegen Kindesmissbrauchs bereits vorbestrafte Mann sich ab Ende 2003 in 22 Fällen an einem Ministranten vergriffen haben. Der Junge war bei den Übergriffen zwischen 10 und 14 Jahren alt. Seit August 2007 sitzt der Pfarrer in Untersuchungshaft.

Der Anwalt des Geistlichen, Alois Kölbl, hatte bereits vor Tagen ein Geständnis des 40-Jährigen in dem auf nur einen Tag anberaumten Prozess angekündigt. Damit soll dem Opfer eine Aussage vor Gericht erspart bleiben. Kölbl will anhand eines Gutachtens beweisen, das sein Mandant "wegen einer Bewusstseinsstörung" vermindert schuldfähig ist.

Massiver Verstoß gegen Bewährungsauflagen

Der Mann habe massiv gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen, heißt es in der Anklage. Er habe bereits 2001 wieder begonnen, Messdiener zu betreuen, obwohl ihm in der Bewährungszeit jede Arbeit mit Jugendlichen verboten war. Er soll Jugendfreizeiten organisiert und Jungen nach ihrer Schambehaarung und der Länge ihrer Geschlechtsteile befragt haben. Erst 2003 wurde dem Geistlichen die zuvor ausgesprochene Strafe erlassen.

Für Empörung hatte der Fall vor allem deswegen gesorgt, weil die Neigungen des Angeklagten dem Bistum Regensburg seit Jahren bekannt waren. Der ehemalige Pfarrer war 2000 wegen des Missbrauchs von Kindern als Kaplan im niederbayerischen Viechtach schon zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden. Dennoch setzte ihn das Bistum 2004 wieder in einer Gemeinde ein. Nach Angaben eines Bistumssprechers hatte der Psychotherapeut des Geistlichen in seinem Abschlussgutachten ausgeschlossen, dass der Mann eine "fixierte Pädophilie" habe. Das Gutachten habe in Aussicht gestellt, "dass er wieder eingesetzt werden könne".

Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierten etwa ein Dutzend Menschen mit einer Mahnwache gegen den Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller. Dieser hatte den Pfarrer trotz der Vorstrafe wieder in der Gemeindearbeit eingesetzt. Das Bistum Regensburg hatte damit gegen Richtlinien der Deutschen Bischofskonferenz verstoßen. (tbe/ddp/dpa)

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