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Prozess: Fußballer wussten nichts von illegalen Führerscheinen

Ein Fahrlehrer und ein Regionalleiter des Tüv Nord in Göttingen verhalfen ausländischen Fußballern der Bundesliga ohne Prüfung zu einem Führerschein. Die Spieler wussten nicht, dass das illegal war.

Sie waren so stolz auf ihre Kontakte zu den berühmtesten Fußballern der Welt: Der 57-jährige Fahrlehrer aus Northeim, der jahrelang bei den ausländischen Kickern der Fußball-Bundesliga eine begehrte Adresse war, und sein Freund, der 42-jährige Regionalleiter des Tüv Nord in Göttingen. Doch ihre Fußball-Leidenschaft und die Verlockung des Geldes führten sie auf die Anklagebank. Das Landgericht Göttingen verurteilte am Donnerstag den Fahrlehrer wegen Bestechung in fünf Fällen und Urkundenfälschung in elf Fällen zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren. Der mitangeklagte Tüv-Mitarbeiter erhielt wegen Bestechlichkeit in fünf Fällen eine Freiheitsstrafe von eineinhalb Jahren. Die Strafen wurden jeweils zur Bewährung ausgesetzt. Die Angeklagten hatten vorwiegend brasilianischen Profifußballern auf unzulässige Weise zu einem in Deutschland gültigen Führerschein verholfen. Sie wollten sich damit selbst aufwerten.

Zu denen, die ohne Prüfung den deutschen Führerschein erhielten, gehörte Fußballstar Diego von Werder Bremen ebenso wie Athirson und Roque Júnior. Außerdem fälschte der Fahrlehrer die Unterschriften diverser Fußballprofis und legte diese vermeintlichen Ausbildungsnachweise dann den Behörden vor. Hiervon betroffen waren unter anderem Diego, Marcelinho, Roque Júnior, Menseguez und Athirson.

Die Fußballer selbst sind unschuldig. Sie wussten nichts davon, dass sie ihre Fahrerlaubnis unberechtigt erhielten.

Als Diego kürzlich bei einer Fahrt unter Alkoholeinfluss erwischt wurde, sagte er, sein Fehler sei lediglich gewesen, dass er nicht wisse, ob er mit ein oder zwei Gläsern Wein noch fahren dürfe. „Außerdem hat der Kellner mehrfach nachgeschenkt, obwohl das Glas nicht ganz leer war.“

Heidi Niemann[Göttingen]

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