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Panorama: Prozess gegen 23-jährige Mutter wegen Totschlags

Vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) begann gestern der Prozess gegen die Mutter zweier zwei und drei Jahre alter Jungen wegen Totschlags. Die alleinerziehende Mutter Daniela J.

Vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) begann gestern der Prozess gegen die Mutter zweier zwei und drei Jahre alter Jungen wegen Totschlags. Die alleinerziehende Mutter Daniela J. hatte die Kinder im Juni vergangenen Jahres zwei Wochen lang allein ohne Versorgung mit Essen und Trinken in der Wohnung in gelassen und sich während dieser Zeit bei ihrem Freund aufgehalten. 15 Tage später wurden Kevin und Tobias von Daniela und ihrer Mutter tot in der Wohnung aufgefunden - verdurstet, wie die Obduktion ergab.

Die Angeklagte hat ihren Kopf mit einem dunkelblauen Tuch verhüllt, als sie vor Prozessbeginn aus einem Nebenraum in den Sitzungssaal geführt wird. Zu Beginn der Verhandlung brach Daniela J. immer wieder in Tränen aus, wenn sie über ihre toten Kinder sprechen wollte: Kevin und Tobias.

Die Frau war offenbar mit der Erziehung ihrer Söhne überfordert. Als sie 1997 mit Kevin und Tobias aus der Wohnung der Eltern ins Nachbarhaus gezogen war - eine weitere Tochter ließ sie in der Obhut der Großeltern - kam sie mit den beiden nicht zurecht. "Ich räumte die Wohnung auf. Die beiden gingen dazwischen und wollten spielen. Dann musste ich wieder anfangen." Zwischendurch scheint Daniela J. die Kinder mit Hilfe ihrer Mutter gut versorgt zu haben. Als das Jugendamt 1997 von Nachbarn gerufen wurde, fanden sie eine ordentliche Wohnung und wohlgenährte Kinder vor. Aber immer wieder brach Daniela J. auch aus ihren Verhältnissen und aus ihrer Mutterschaft aus. Sie überließ die Versorgung der Kinder dann vollständig der Mutter, während sie selbst in die Disco ging, nächtelang oder am Wochenende bei ihrem neuen Freund in Frankfurt (Oder) in einer anderen Wohnung übernachtete.

Am 11. Juni 1999 lief Daniela J. nach einem Streit mit der Mutter weg, zum Freund. Vor Gericht sagte sie, sie habe das schon oft gemacht, wenn ihre Mutter ihr Vorhaltungen machte, sie kümmere sich nicht genug um die Kinder und sei mit den falschen Freunden zusammen. Ihre Mutter hätte wissen müssen, dass die Kinder nun allein in der Wohnung seien, sagte Daniela J. gestern aus. Früher hätte sich die Mutter dann von sich aus um die Kinder gekümmert. "Mutti" habe immer einen Schlüssel gehabt.

Auch die Pflichtverteidigerin von Daniela J. sagt in einer Prozesspause, diese habe die Kinder in der Hoffnung verlassen, sie seien versorgt. Ihre Mandantin fühle sich aber moralisch durchaus verantwortlich für die Kinder und vermisse sie sehr. Die Anklage geht davon aus, dass Daniela J. zwar den Tod ihrer Kinder "billigend in Kauf genommen habe", einen Mord aber nicht geplant habe.

Die Vorsitzende Richterin hatte sich zunächst bemüht, die Vorgeschichte zu klären: Daniela J. bekam ihr erstes Kind im Alter von 19 Jahren, als sie eine Ausbildung zur Floristin machte. Die Eltern kümmerten sich um die kleine Tochter. Dann brach Daniela J. die Lehre ab, um sich mehr um ihr Kind kümmern zu können. Sie brachte drei weitere Kinder zur Welt, eins gab sie direkt nach der Geburt zur Adoption frei. Sie wohnte weiter bei den Eltern, obwohl sie vor allem zum Vater ein schlechtes Verhältnis hatte. Als sie acht oder neun Jahre alt war, habe ihr Vater sie zum ersten Mal vergewaltigt, sagte sie.

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