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Prozess in Izmir: Neue Hoffnung für Sabrina A. - Türkei ordnet Freilassung an

Was vor zehn Monaten als kurzer Sommerurlaub begann, wird zu einer langen Geschichte. Als Sabrina, damals im zweiten Monat schwanger, im Juli letzten Jahres die Heimreise antreten wollte, wurde sie festgenommen: Die türkische Polizei hatte in einem ihrer Koffer Heroin gefunden.

Anwalt Haluk Tardu wartet auf einen Anruf. „Sobald sie das Geld haben, zahle ich es ein, und dann ist sie frei“, sagt der Jurist im westtürkischen Izmir. Tardu vertritt vor Gericht die heute 20-jährige Sabrina A. aus Nordrhein-Westfalen, die sich wegen versuchtem Rauschgiftschmuggel und Bildung einer kriminellen Vereinigung verantworten muss. Bis zu 25 Jahre Haft fordert die Staatsanwaltschaft in dem Prozess in Izmir. Doch jetzt ordnete der Richter die vorläufige Freilassung der Angeklagten an, deren Unschuldsbeteuerungen durch Aussagen in dem Verfahren gestützt wurden. Wann Sabrina A. mit dem Eintreffen der vom Richter festgesetzten Kaution von umgerechnet rund 10 000 Euro rechnen kann, ist aber unklar. Vorerst bleibt sie deshalb hinter Gittern.

Sabrinas Angehörige seien „eine arme Familie“, die nicht ohne Weiteres 10 000 Euro aufbringen könne, sagte Tardu. Innerhalb von einer Woche wollten sich die Verwandten seiner Mandanten nun bei ihm melden. Selbst wenn das Geld zusammenkommt, ist das nicht das Ende der Ausgaben. Schließlich hat sie nicht nur für sich selbst zu sorgen, sondern auch für ihren kleinen Sohn Jason, der Anfang des Jahres in der türkischen Untersuchungshaft geboren wurde.

Der kleine Jason und seine Mutter werden also vermutlich noch eine ganze Weile in der Türkei bleiben müssen – was vor zehn Monaten als kurzer Sommerurlaub begann, wird zu einer langen Geschichte. Als Sabrina, damals im zweiten Monat schwanger, im Juli letzten Jahres nach den Ferien in Antalya die Heimreise antreten wollte, wurde sie festgenommen: Die türkische Polizei hatte in einem ihrer Koffer Heroin gefunden. Die Bundesbürgerin und zwei türkische Mitbeschuldigte kamen in Untersuchungshaft.

Das Verfahren findet in Izmir statt. Am zweiten Verhandlungstag bot die Verteidigung am Mittwoch Sabrinas letztjährigen Urlaubsbegleiter Christian H. als Zeugen auf. Er bestätigte die Aussage der Angeklagten, wonach ein türkischer Bekannter namens Nihat E., den das Paar im Hotel kennengelernt hatte, um die Mitnahme des Koffers nach Deutschland gebeten habe. In dem Koffer seien Kleider für seine Schwester in Deutschland, habe E. gesagt – und Sabrina habe ihm geglaubt. Nihat E. sitzt in Izmir ebenfalls vor Gericht und nahm alle Schuld auf sich, wie türkische Medien meldeten. „Was sie gesagt haben, ist richtig“, sagte E. demnach in der Verhandlung über die Aussagen von Sabrina und Christian H. „Ich allein bin schuld.“ Dieses Geständnis öffnete den Weg zur vorzeitigen Freilassung der Deutschen. Ob Sabrina bis zur Fortsetzung des Prozesses am 18. Juli wirklich das Gefängnis verlassen haben wird, ist aber noch offen.

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