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Der wegen dreifachen Kindermordes angeklagte Martin N. im Gerichtssaal.

© dapd

Prozess: "Maskenmann" soll noch mehr Kinder missbraucht haben

Ein bislang unbekanntes Missbrauchsopfer könnte den den mutmaßlichen Kindermörder Martin N. in Bedrängnis bringen. Es geht um die Frage, ob Sicherheitsverwahrung angeordnet wird, oder nicht.

Im Prozess gegen den mutmaßlichen dreifachen Kindermörder Martin N. vor dem Landgericht Stade ist ein neuer Zeuge aufgetaucht. Der junge Mann hatte sich erst in der vergangenen Woche bei der Polizei gemeldet, wie der Vorsitzende Richter am Montag sagte. Der Zeuge soll möglicherweise 2007 von dem Angeklagten sexuell missbraucht worden sein, sechs Jahre nach dem Mord an dem neunjährigen Dennis K. aus Osterholz-Scharmbeck. Der Angeklagte Martin N. hat bislang nur Taten von 1992 bis 2001 gestanden.

Vor einer Woche hatte bereits der Halbbruder des neuen Zeugen vor Gericht unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesagt. Der Hamburger hatte über Missbrauchsfälle zwischen 2002 und 2004 berichtet. Die Aussagen der Halbbrüder könnten dazu führen, dass gegen N. ein Urteil mit Sicherungsverwahrung verhängt werde, sagte eine Gerichtssprecherin. Die Verteidigung kündigte an, die Glaubhaftigkeit der Zeugen genau zu prüfen. Der junge Mann, der bereits vor Gericht aussagte, hatte zuvor auch im Sat.1-Magazin „Kerner“ ausführlich von den Missbrauchstaten erzählt.

Unterdessen wurden weitere Details über den Angeklagten bekannt, nachdem er im April in Hamburg von der Polizei geschnappt worden war. Der 40-Jährige habe lange mit sich gerungen, bis er sich auf ein Geständnis eingelassen habe, sagte der Vernehmungsbeamte Alexander Horn. Als er gestanden habe, dass er der „schwarze Mann“ sei, habe er wieder stark angefangen zu weinen, so wie schon mehrfach während der der vorangegangenen Vernehmung. Martin N. habe die Hand des Beamten genommen und sich mit dem Kopf an seine Schulter gelehnt. Der Beschuldigte habe Angst davor gehabt, was auf ihn und seine Familie durch die Berichterstattung in den Medien zukomme, sagte Horn.

Martin N. habe ausgesagt, er habe sich als „schwarzer Mann“ körperliche Nähe von den Jungen erhofft. „Ich lieb halt auch die Jungs“, habe der Angeklagte als Motiv für sein pädophiles Interesse angegeben. Der Leiter der Sonderkommission „Dennis“, Martin Erftenbeck, sagte vor Gericht, Martin N. habe in seiner Vernehmung betont, die Taten würden gar nicht zu ihm passen. Er würde „doch die Kinder lieben“. Erftenbeck sagte, Martin N. habe in Internet-Foren unter Pseudonymen von 2000 bis 2011 rund 4.500 größtenteils sexualisierte Beiträge geschrieben. Dabei habe er bekannte Gedichte umgeschrieben und sich positiv über Sexualmorde an Jungen geäußert.

Unterdessen haben die Ermittler immer noch nicht die Passwörter der Festplatten entschlüsselt, die erst vor kurzem in der ehemaligen Hamburger Wohnung von Martin N. gefunden worden waren. Der Nachmieter hatte die Datenträger in der Dunstabzugshaube entdeckt.

Martin N. wird vorgeworfen, drei Jungen im Alter von 8 bis 13 Jahren getötet und 20 Missbrauchstaten an Kindern als sogenannter Maskenmann verübt zu haben. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Möglicherweise wird dann bereits der psychiatrische Sachverständige sein Gutachten vortragen, das für die Frage der Schuldfähigkeit des Angeklagten wichtig ist.

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