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© AFP

Prozess: Oh je, Simpson

Der Richter hat entschieden – dem Ex-Footballstar wird der Prozess gemacht. Ihm droht lebenslänglich.

Las Vegas - Zwölf Jahre nach seinem umstrittenen Freispruch vom Vorwurf des Doppelmords muss der frühere US-Footballstar O.J. Simpson wegen eines bewaffneten Raubüberfalls erneut vor Gericht. Die Anklage wirft dem 60-Jährigen zahlreiche Delikte wie Raub, Entführung, Verschwörung und Angriff mit einer Waffe vor. Damit droht ihm lebenslange Haft. Ein Richter in Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada befand am Mittwoch, es lägen genügend Hinweise für die Eröffnung eines Prozesses vor.

Die Entscheidung fiel nach einer mehrtägigen Anhörung, bei der mutmaßliche Komplizen Simpson schwer belastet hatten. Wie die „Los Angeles Times“ am Donnerstag berichtete, müssen sich Simpson und zwei Mitangeklagte am 28. November wieder vor Gericht einfinden. Gegen eine bereits gezahlte Kaution in Höhe von 125 000 Dollar bleibt der Ex-Footballstar weiterhin auf freiem Fuß. Der Prozess könnte im Herbst 2008 beginnen, berichtete der Internetdienst „E!Online“ unter Berufung auf Gerichtsangestellte.

Die Anklage wirft Simpson vor, Mitte September in Las Vegas zusammen mit fünf Komplizen zwei Sammler von Fan-Artikeln in einem Hotel überfallen und mit Waffengewalt zur Herausgabe einiger Erinnerungsstücke im Wert von 100 000 Dollar gezwungen zu haben. Simpson hatte behauptet, die Sammlerstücke gehörten rechtmäßig ihm und seien ihm zuvor gestohlen worden. Waffen seien nicht im Spiel gewesen.

Bei den jüngsten Anhörungen sagten mehrere Helfer, Simpson habe sie aufgefordert, Waffen zu dem Treffen mitzubringen. Zwei Zeugen hatten in der Hoffnung auf Strafmilderung bereits vor einigen Wochen ihre Tatbeteiligung gestanden. Simpsons Anwalt stellte sie als Lügner, Betrüger und Zuhälter dar. Richter Joseph Bonaventure räumte ein, dass die acht Zeugen sich in Widersprüche verwickelt hätten, sah darin aber keinen Grund, das Verfahren niederzuschlagen. Eine Jury müsse abschließend über ihre Glaubwürdigkeit entscheiden, sagte der Richter.

Er habe mit dieser Entscheidung des Richters gerechnet, sagte Simpson beim Verlassen des Gerichtsgebäudes vor einer Reihe von Reportern. „Wie immer verlasse ich mich ganz auf das Geschworenensystem“, fügte er hinzu. „Ich war noch nie in einem Prozess, in dem jeder Zeuge finanzielle Motive hat, jeder Zeuge ein erwiesener Lügner ist und jeder Zeuge eine kriminelle Vergangenheit hat“, sagte sein Verteidiger Yale Galanter über die Zeugen der Anklage. Er betonte, sein Mandant habe sich „vollständig, zu hundert Prozent“ gesetzmäßig verhalten. Einer der beschriebenen Zeugen ist Simpsons ehemaliger Golfpartner.

Eine kalifornische Jury hatte Simpson 1995 trotz erdrückender Beweislast vom Vorwurf des Doppelmords an seiner Ex-Frau Nicole Brown Simpson und deren Freund Ronald Goldman freigesprochen. In einem späteren Zivilverfahren wurde er jedoch für den Tod der beiden verantwortlich gemacht und zur Zahlung von 33,5 Millionen Dollar an die Familien der Opfer verpflichtet. Simpson, der in den 70er-Jahren zu den bekanntesten Football-Profis der USA zählte, war 1995 nach der Ermordung seiner Ex-Ehefrau und deren Freund vor der Polizei geflohen. Die Verfolgungsjagd im Auto wurde von Fernsehsendern in aller Welt gezeigt. dpa/AFP

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