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Schlangenmädchen-Prozess beginnt

© Frank Rumpenhorst (dpa)

Prozess um ''Schlangenmädchen'': Tante bestätigt brutale Misshandlung

Im Prozess um die schwere Misshandlung des "Schlangenmädchens" von Ingelheim hat die Tante des Opfers brutale Übergriffe bestätigt. Das angeklagte Artisten-Ehepaar habe dem Mädchen sogar mit noch viel Schlimmeren gedroht.

Immer wieder sei die 13-Jährige zwischen April und Juli 2007 von dem angeklagten Ehepaar geschlagen, getreten und gefesselt worden, sagte die Zeugin vor dem Landgericht in Mainz. Einmal habe sie sogar gehört, dass die Angeklagten dem Kind gedroht hätten, es werde getötet, sollte es nicht endlich den nötigen Gehorsam bei der Ausbildung zur Artistin lernen.

Der Anwalt des Mädchens, das am zweiten Prozesstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit befragt wurde, forderte 50.000 Euro Schmerzensgeld. Plädoyers und Urteil werden für diesen Donnerstag erwartet.

Auf der Flucht

Der 13-Jährigen war im Juli 2007 die Flucht aus dem Haus im rheinland-pfälzischen Ingelheim gelungen. Zu Fuß schlug sie sich bis nach Mainz durch, wo sie zwei Wochen lang in der Mainzer Uniklinik behandelt wurde. Ihr Körper war nach Angaben einer Rechtsmedizinerin mit schweren Hämatomen und Kratzern "übersät".

Der 44 Jahre alte Angeklagte und seine als Artistiktrainerin arbeitende 36-jährige Ehefrau sollen das Mädchen 17-mal misshandelt haben. Dabei schlugen sie laut Anklage mit Bambusstöcken zu und hängten das Opfer in drei Fällen mit gefesselten Händen und Füßen an einem Wandhaken auf. Das Paar hatte gestanden, das Mädchen geschlagen zu haben.

Die Tante des Mädchens berichtete am zweiten Prozesstag, die Anforderungen der Angeklagten an die 13-Jährige und andere angehende Artistinnen seien enorm groß gewesen. "Schwächen und kleine Fehler hat sie niemals akzeptiert." Das den Artistinnen zustehende Geld sei meist einbehalten worden. "Es gab ein kleines Taschengeld, aber es war uns ohnehin verboten, das Haus zu verlassen", berichtete die Zeugin.

"Sie hatte nicht immer Lust, so hart zu trainieren"

Besonders streng sei die Ausbilderin mit der 13-Jährigen aus der Mongolei gewesen, die erst im November 2006 zu der Artistengruppe gestoßen sei. "Sie hatte nicht immer Lust, so hart zu trainieren", sagte die Tante. Der angeklagte Ehemann habe stets seiner Frau gehorcht.

Der Vorsitzende Richter sagte nach der Befragung des Mädchens, diesem gehe es gut. Das sehr aufgeweckte und liebenswerte Kind lebe in einer Jugendeinrichtung und komme gut zurecht. Es träume zwar noch von den Vorfällen, sei aber guter Dinge, dass es diese vergessen wird. Es sei sein Wunsch, in Deutschland bleiben zu dürfen. (mbo/dpa)

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