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Prozessauftakt: Familiendrama als Mafia-Mord getarnt

Weil ein Mann seine Familie angeblich terrorisiert haben soll, brachten seine beiden Söhne ihn um. Dann legten sie falsche Spuren, um es nach einem Mafia-Mord aussehen zu lassen. Zu ihrer Gräueltat äußerten sie sich beim Prozess-Auftakt nicht.

Zwei Männer aus Wuppertal, die den heimtückischen Mord an ihrem Vater als Bluttat der Mafia getarnt haben sollen, müssen sich seit Mittwoch vor Gericht verantworten. Beim Prozessauftakt vor dem Wuppertaler Landgericht schwiegen sie zu den Vorwürfen. Im April 2007 sollen Sohn und Stiefsohn den 53-Jährigen erschlagen und die Leiche in Hessen abgelegt haben. Die 20 und 35 Jahre alten Männer legten laut Polizei falsche Spuren, um den Eindruck zu erwecken, dass das Opfer im Frankfurter Rotlicht-Milieu in zwielichtige Geschäfte verwickelt und zur Tatzeit in der Stadt gewesen sei. Nach langen Polizeiermittlungen konnten die Beiden im Januar 2008 festgenommen werden.

Das Opfer soll die gesamte Familie terrorisiert und geschlagen haben, hatte die Polizei nach ersten Vernehmungen zu dem Motiv berichtet. Der Bruder des Getöteten dagegen "kann sich die Tat überhaupt nicht erklären", sagte Nebenklage-Vertreter Martin Paringer. Aus Sicht des Bruders sei auch noch zu klären, welche Rolle die Ehefrau des Opfers in dem Komplott spielte.

Mit Elektroschocks ruhiggestellt

600.000 Volt sollen die Angeklagten dem Vater mit einem Elektro-Schocker durch den Körper gejagt haben, um ihn ruhigzustellen, trug Staatsanwalt Rüdiger Ihl vor. Sie hatten den arglosen Staplerfahrer laut Anklageschrift zu einem gemeinsamen Fernseh-Fußballabend in die Wohnung des Stiefsohns gelockt. Der betäubte 53-Jährige wurde auf Kopf und Brustkorb geschlagen und getreten. Mehrere Rippen seien dabei gebrochen. Schließlich setzte die Atmung aus.

Früheren Angaben zufolge wurde noch am Abend der Tat der Wagen des Getöteten nach Frankfurt gefahren und in der Nähe des Bahnhofs abgestellt. Vom Handy des Getöteten aus wurden danach mehrere Gespräche geführt, so dass entsprechende Verbindungsnachweise entstanden sind. Am Tag nach dem Verbrechen erstattete die Familie eine Vermisstenanzeige. In ersten Aussagen sollen Andeutungen zum Thema Mafia gemacht worden sein.

Im Raum Friedberg (Hessen) entdeckte der Lehrer einer nahe gelegenen Blindenschule den Körper des 53-Jährigen drei Tage nach der Tat in der Nähe der Autobahn 5. Der Tote war gefesselt und mit Spuren von Schlägen übersät, seine Ausweispapiere fehlten. Die Wohnung des Stiefsohns war nach dem Verschwinden des Vaters komplett renoviert worden, um Spuren zu vernichten. (sgo/dpa)

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