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Prozessbeginn: Drei tote Babys - die Mutter schweigt

Eine Mutter soll drei Babys getötet, verpackt und auf dem Dachboden versteckt haben: Anderthalb Jahre nach dem Fund der Leichen steht sie jetzt in Stendal vor Gericht.

Die Staatsanwaltschaft am Landgericht Stendal (Sachsen-Anhalt) warf der 38-Jährigen heute zum Prozessauftakt vor, zwischen Januar 2001 und Dezember 2005 zwei Jungen und ein Mädchen zur Welt gebracht und direkt nach der Geburt getötet zu haben. Anschließend verpackte sie die Leichen laut Anklage in Plastiktüten und andere Behältnisse und lagerte sie auf dem Dachboden ihres Wohnhauses. Dort waren die teils skelettierten Babyleichen am 11. März 2006 gefunden worden. Der Ehemann hatte sich von der Frau trennen wollen, beim Möbelrücken waren die Tüten aufgefallen.

Beim Prozessauftakt beantragte die Verteidigerin der 38-Jährigen den Ausschluss der Öffentlichkeit, da im Laufe des Prozesses Details aus deren Privat- und Sexualleben zur Sprache kämen. Das Gericht lehnte den Antrag ab, da die Öffentlichkeit ein Interesse habe an den Umständen, wie es zu der Tötung von drei Neugeborenen gekommen sei. Die Angeklagte selbst äußerte sich heute nicht.

Der Anklage zufolge hat die Frau die Kinder ohne Hilfe von Ärzten und Hebammen zur Welt gebracht und kurz nach der Geburt getötet. Die Schwangerschaften habe die Frau verheimlicht. Sie hat außer den drei getöteten Kindern zwei weitere, die heute erwachsen beziehungsweise drei Jahre alt sind. Die Frau hat Abitur und arbeitete bei der Post.

Lebten die Kinder? - "Ich weiß es nicht"

Am ersten Verhandlungstag wurden Polizisten als Zeugen gehört, die in dem Fall ermittelt haben. Der Kriminalbeamte, der die Frau als erster vernahm, beschrieb sie als verängstigt, aber gesprächsbereit. Auf generelle Fragen habe sie bereitwillig geantwortet, auf Detailfragen zum Geschehen habe sie zumeist nur kurz, aber auch ungehalten reagiert. Auf die Frage, ob die Kinder gelebt hätten, habe sie gesagt: "Ich weiß es nicht." Sie habe angegeben, niemand habe von den Schwangerschaften und Geburten gewusst. Sie sagte nach Angaben des Zeugen auch, ihr Ehemann habe keine Kinder haben wollen, habe aber auch keine Verhütungsmittel benutzt. Sie selbst habe die Pille nicht vertragen.

Derzeit sitzt die 38-Jährige in Untersuchungshaft im Gefängnis in Halberstadt. Im Falle einer Verurteilung wegen Totschlags muss sie mit einer Haftstrafe zwischen fünf und 15 Jahren rechnen. Der Prozess wird morgen fortgesetzt. (mit dpa)

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