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Panorama: Psycho-Analyse: Heute: Zum Schuh geformte Hand

Da denkt man an nichts Schönes - und dann das: Wäre jemand sauer, wenn hier wortwörtlich die gleiche Kolumne stehen würde, die schon letzten Sonntag hier stand? Ich meine, im Fernsehen laufen ja auch ständig Wiederholungen und kein Mensch regt sich darüber auf: Freitags der "Tatort-Klassiker" und die "N-3-Talkshow-Classics"; sogar die "Tagesschau" von vor 20 Jahren zeigt die ARD immer wieder gern.

Da denkt man an nichts Schönes - und dann das: Wäre jemand sauer, wenn hier wortwörtlich die gleiche Kolumne stehen würde, die schon letzten Sonntag hier stand? Ich meine, im Fernsehen laufen ja auch ständig Wiederholungen und kein Mensch regt sich darüber auf: Freitags der "Tatort-Klassiker" und die "N-3-Talkshow-Classics"; sogar die "Tagesschau" von vor 20 Jahren zeigt die ARD immer wieder gern. Und? Schaut jemand immer wieder gern hin? Und wie! Und warum? Weil man dann als Zuschauer sagen kann: "Ach, guck mal der Dingsbums, wie jung der damals war und heute isser schon tot." Oder man freut sich, dass die dramatischen Ereignisse doch nicht so dramatisch waren. Oder man erinnert sich an den autofreien Sonntag und an diese entscheidende Latein-Arbeit, bei der man nur noch "tabula rasa" murmeln konnte, obwohl man am Abend zuvor gebetet hatte. Und natürlich fällt einem "Tri-Top" ein, dieser Sirup, der im Verhältnis 1:3 mit Wasser gemixt werden musste.

So gesehen sind Wiederholungen wie Frauen: etwas Wunderbares. Und mehr noch, denn sie lassen uns seufzen, dass früher alles besser war. Nur: Wenn früher alles besser war, muss es heute doch super sein in Anbetracht dessen, wie es in ein paar Jahren sein wird. "Damals kostete der Liter Benzin nur vier Mark 99, ja, ja, früher war alles besser."

Diese zum Schuh geformte Hand hat wohl auch schon bessere Zeiten erlebt, aber man möchte nicht so gern wissen, was, was natürlich gelogen ist. Denn immer, wenn jemand zum Beispiel sagt, ich möchte nicht wissen, womit der sein Geld verdient, will er natürlich genau das wissen. So wiederholt sich zum Glück alles im Leben, nur leider diese Kolumne nicht.

Kurze Rede, langer Sinn: Mit der zum Schuh geformten Hand will uns der Künstler sagen: Wer eitel ist, glaubt, er sei ein Individuum. Wer weise ist, glaubt, er sei abhängig, obwohl er unabhängig ist.

Ingolf Gillmann

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