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Sandra Maischberger

© dpa

"Queer": Sandra Maischberger und der “Waldschlösschen-Appell” im Wortlaut

Das Lesben- und Schwulenmagazin "Queer" hatte sich bei seinen Angriffen auf Sandra Maischberger auf den “Waldschlösschen-Appell” berufen. Dieser listet exakte Vorschriften auf, was Medien berichten dürfen sollten und was nicht. Lesen Sie hier den Wortlaut.

Von Andreas Oswald

Der für den heutigen Dienstagabend geplante ARD-Talk von Sandra Maischberger zum Thema Homosexualität hatte schon vor Ausstrahlung Kritik ausgelöst. Den Titel der für 23 Uhr 10 vorgesehenen Gesprächsrunde „Homosexualität auf dem Lehrplan: Droht die moralische Umerziehung?“ hatte das Schwulen- und Lesbenmagazin „Queer“ als „doppelte Unverschämtheit“ bezeichnet. Dabei berief sich "Queer" auf den sogenannten "Waldschlösschen-Appell", der beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen offensichtlich noch immer nicht angekommen sei. Danach sollen diskriminierende Äußerungen „klar benannt und den Personen dahinter keine Plattform geboten werden".

Was ist dieser "Waldschlösschen-Appell"?

Der "Waldschlösschen-Appell" ist ein Aufruf des "Bundes Lesbischer und Schwuler JournalistInnen". Er führt exakte Vorschriften auf, was Medien berichten dürfen sollten und was nicht. Lesen Sie im Folgenden die Dokumentation des Textes im Wortlaut:

Lesben und Schwule stehen aufgrund der Diskussion um die rechtliche Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften im Fokus der Medienöffentlichkeit. Wir begrüßen eine breite Diskussion um die politische und juristische Ausgestaltung der Rechte Homosexueller.

Wir wehren uns jedoch dagegen, dass Argumentationsmuster, die der Diffamierung der Identität Homosexueller dienen, weiterhin als “Debattenbeiträge” oder ”Meinungsäußerungen” verharmlost werden. Wir warnen vor verstärkten Homosexualität herabwürdigenden Anfeindungen, wenn viele Medien weiterhin Angriffe auf die Würde und die Menschenrechte Homosexueller als Teil des legitimen Meinungsspektrums bagatellisieren. Hierzu gehören Aussagen wie:

  • Homosexualität sei widernatürlich
  • Homosexualität sei eine Entscheidung
  • Homosexualität sei heilbar
  • Heterosexuelle Jugendliche könnten zur Homosexualität verführt werden
  • Homosexualität sei eine Begünstigung für sexuellen Missbrauch
  • Die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften sei eine Gefahr für die Gesellschaft (etwa, weil durch sie weniger Kinder geboren werden würden)

Wir fordern Journalistinnen und Journalisten dazu auf,

  1. solche Aussagen deutlich als diskriminierende Anfeindungen zu kennzeichnen und zu verurteilen, so wie es auch etwa bei rassistischen, sexistischen oder antisemitischen Anfeindungen geschieht,
  2. Vertretern solcher Aussagen keine Plattformen zu bieten, so lange sie sich nicht klar von ihnen distanzieren,
  3. Homosexuelle in Beiträgen und Diskussionen nicht länger in die Situation zu bringen, sich für ihre sexuelle Orientierung rechtfertigen zu müssen.

Akademie Waldschlösschen, Gleichen bei Göttingen im Frühjahr 2013
(ausgehend vom Seminar “Wie schwule und lesbische Themen in die Medien kommen. Seminar für lesbische Journalistinnen, schwule Journalisten, Medienleute und BloggerInnen”)"

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