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Exzessiv. Deutsche Abiturienten in Lloret de Mar an der Costa Brava.

© Bjoern Goettlicher / VISUM

Randalerepublik Deutschland: Die harte Tour zum Abitur - saufen, bis die Polizei kommt

Partys in Köln, Frankfurt und Berlin laufen völlig aus dem Ruder – kurz nachdem der Film „Spring Breakers“ angelaufen ist. Die exzessiven Frühjahrspartys in den USA greifen auf Europa über. Sehen Sie hier auch Videos zum Thema und zum Film.

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Halb nackte Leiber wogen durch das Bild, Tausende tanzen im hämmernden Rhythmus der Musik, getrunken wird alles, was Alkohol hat, alle Körperflüssigkeiten fließen, zwischen Euphorie, Sex, Ekel und Gewalt greifen Mädchen zu dicken Knarren und zeigen der Welt, wozu sie in der Lage sein können. „Spring Breakers“ heißt der Film aus den USA, der seit letzter Woche in den deutschen Kinos läuft.

Seither, so könnte man meinen, ist in Deutschland die Hölle los. Im Kölner Volksgarten versammelten sich die Abiturienten mehrerer Schulen, feierten und tranken bis Mitternacht. Dann suchten sie den ultimativen Kick. 400 bis 500 Schüler zogen zum Humboldt-Gymnasium, wo ebenfalls gefeiert wurde. Am Kartäuserwall kam es zur Schlacht. 500 gegen 100. Was für ein Spaß. Wasserbomben flogen, Mehlbomben, rohe Eier. Dann geriet die Party völlig außer Kontrolle. Knallkörper wurden geworfen, Bengalos gezündet, es kam zu einem massiven Polizeieinsatz. „Landfriedensbruch, Körperverletzung, Sachbeschädigung“ liest sich in den Anzeigen der Polizei, wie die örtliche Presse berichtet.

In Frankfurt am Main strömten am Freitagnachmittag tausende Schüler nach bestandenen Abiturprüfungen in den Grüneburgpark. Die Jungs trinken Bier, die Mädchen Sekt. Die Jungs haben eine „Bier-Bong“ mitgebracht, ein selbst gebasteltes Gerät mit Trichter und Schlauch, da wird Bier reingekippt und der Schlucker muss trinken, bis er nicht mehr kann. Es wird am Ende einige gegeben haben, die sich dem Ritual unterwarfen. Sie werden eher zufällig in eisiger Kälte schlafend im Gebüsch gefunden, nachdem die Polizei Sanitäter rief, um den Platz nach Alkoholleichen abzusuchen. Am Abend sind alle schwer betrunken, die Party läuft völlig aus dem Ruder, es ist das gleiche Bild wie anderswo. Schlägereien, Knallkörper, Bengalos, Großeinsatz der Polizei.

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Und dann Berlin. Die Veranstalter des Clubs „Maxxim“ in der Joachimstaler Straße nahe dem Kurfürstendamm waren platt: „So was haben wir noch nicht erlebt“, schreiben sie auf der Facebook-Seite unter einem Foto, auf dem sich in einer riesigen Masse junge Menschen vor dem Eingang drängen. Tausende, so ist im Internet zu lesen, haben am Sonntagabend gegen 22 Uhr Einlass begehrt. Gleich neun Schulen hatten sich den Laden ausgesucht, um dort ihre Abi-Feier zu veranstalten. Die Polizei rückte mit mehreren Mannschaftswagen an, um die Lage in den Griff zu bekommen. Die Polizei sprach am Montag von 350 Leuten, die sich auf der Joachimstaler Straße vor dem Club drängten. Die Beamten sperrten das Gebiet weiträumig ab.

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Die Menschen standen dort ab 22 Uhr in der Menge, erst um 22 Uhr 30 haben die Betreiber aber die Türen geöffnet. „Die standen dort, es war bitterkalt, da kam natürlich Unmut auf“, sagt ein Beamter. Doch bis auf Drängeleien habe es keine Ausschreitungen gegeben, hieß es bei der Polizei. Das hört sich auf der Facebook-Seite des Clubs allerdings etwas anders an. Dort wird heftig kommentiert. „Ein paar tausend Leute in der Schlange, hinter mir brechen einige zusammen, und ihr habt nur die Kohle im Blick und nicht mal die Eier eine so aus dem Ruder laufende Veranstaltung durch die Polizei oder wie auch immer abbrechen zu lassen? Schämt euch mal!“ Ein anderer schreibt: „VERANTWORTUNGSLOSIGKEIT HOCH 10!!!!!!! Tausende in der Schlange, alle drücken, alle quetschen, manche Mädchen fielen heulend in Panikattacken! Und die Veranstalter stehen oben auf dem Balkon über der Menschenmasse und machen Erinnerungsfotos mit ihren Handys! NIE WIEDER MAXXIM!!!“ Immerhin gab es offenbar keine Verletzten.

Ob das Ausufern der Abi-Partys etwas mit dem Filmstart von „Spring Breakers“ zu tun hat, ist unklar. Klar ist aber, dass es kein Zufall ist, dass der Film genau jetzt vor Ostern weltweit startet, wenn Schüler und Studenten Ferien haben, die Abiturprüfungen zu Ende sind und Spring Break beginnt. Das sind die großen Partys in den USA und in der Karibik, wo die amerikanischen Schüler und Studenten feiern, bis der Arzt kommt. Immer wieder kommt es dort zu Todesfällen infolge des extremen Alkoholkonsums. Immer häufiger kommt es auch zu Gewalt, was am Ende der Film „Spring Breakers“ des US-Kultregisseurs Harmony Korine zum Thema macht.

Spring Break wird zunehmend auch zu einem Phänomen in Europa. In Kroatien treffen sich jährlich Zehntausende aus vielen Ländern zu einer gigantischen, wilden Party. Viele deutsche Abiturienten feiern in Lloret de Mar an der Costa Brava und kommen in einem Zustand zurück, dass manche Eltern einen Schreck kriegen.

Aber zuerst sind jetzt die Abi-Feiern zu Hause dran. Ein heißer Frühling inmitten bitterer Kälte.

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