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Raubkopien: Spione in der Musikwelt

Von Timberlake bis Lady Gaga: Zwei junge Hacker aus Nordrhein-Westfalen haben übers Internet brandneue Musiktitel internationaler Popgrößen ausspioniert und als Raubkopien verkauft.

Sie wohnen noch bei Mama und Papa, aber sie haben sich mit den ganz großen der Popbranche angelegt: Ein 17-jähriger Duisburger und ein 23-Jähriger aus Wesel sind im Internet offenbar auf Beutezug gegangen und spionierten dabei Stars wie Justin Timberlake, Lady Gaga, Kesha oder Kelly Clarkson aus. Mittels eingeschleuster Programme, Trojaner, sollen sie sich Zugang zu Rechnern im Arbeitsumfeld der Musiker verschafft haben. Dort fanden sie neben E-Mail-Konten und Kreditkarteninformationen auch neue Songs.

Als die beiden jungen Männer auf einer Kelly-Clarkson-Fanwebsite unveröffentlichte Stücke der „American Idol“-Gewinnerin zum Verkauf anboten, wurden einige Fans misstrauisch. Sie informierten das Management der Sängerin, das wiederum die Polizei einschaltete. Seit April laufen die Ermittlungen gegen die Hacker, die sich laut Duisburger Oberstaatsanwalt Rolf Haferkamp bei der Verschleierung ihrer Identität weit weniger geschickt anstellten als beim Ausforschen der fremden Computer.

Der Lieder-Diebstahl hat in einigen, nicht genannten, Fällen angeblich dazu geführt, dass die Betroffenen ihre Alben früher veröffentlicht haben, um zu verhindern, dass die Songs unkontrolliert in Umlauf geraten. Auch Tourneen sollen deshalb verschoben worden sein. Das allerdings erscheint zumindest bei Weltstars wie Justin Timberlake oder Lady Gaga unwahrscheinlich angesichts des immensen logistischen Aufwandes und des langen Planungszeitraums ihrer aufwendigen Bühnenspektakel. Dass Albenveröffentlichungen aufgrund sogenannter Leaks vorgezogen werden, gehört – sehr zum Ärger der Plattenfirmen – inzwischen zum Popalltag. So sickerte etwa diesen Sommer das neue Album der Indierock-Band Arcade Fire vorab ins Netz. Auch die Arctic Monkeys – eine britische Band, die durch das Internet bekannt geworden ist – hatte schon Probleme mit derartigen illegalen Vorabveröffentlichungen.

Die nordrhein-westfälischen Hacker, die sich im Netz kennengelernt und wahrscheinlich nie persönlich getroffen haben, gingen aber laut Staatsanwaltschaft noch einen Schritt weiter: Sie erpressten eine Sängerin mit einem „Bild sexuellen Inhaltes“, das sie auf ihren Raubzügen erbeutet hatten. Der Schüler und sein arbeitsloser Komplize sind weitestgehend geständig.

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