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Zehn Tage soll die Reise von Hitchbot in Deutschland dauern. Der Name setzt sich aus "hitchhiking" (englisch für "per Anhalter fahren") und Roboter zusammen.

© Sven Hoppe/dpa

Reise durch Deutschland: Hitchbot - der trampende Roboter

Erst Kanada, jetzt Deutschland: Der trampende Roboter Hitchbot reist per Anhalter durch die Bundesrepublik. Die bunte, knapp einen Meter große Maschine kennt Currywurst und Feierabend. Nur bei den Dialekten hapert es ein wenig.

Der trampende Roboter Hitchbot aus Kanada hat seine zehntägige Tour durch  Deutschland begonnen. Am Freitagabend stand der bunte Roboter am Mittleren Ring in München, um per Anhalter zum Schloss Neuschwanstein zu kommen. Das klappte auch recht schnell. Auch wenn bis zuletzt war an seinen Deutschkentnissen gefeilt worden, denn über ein Spracherkennungssystem soll sich Hitchbot mit den Menschen unterhalten können. Im vergangenen Jahr hatte er in vier Wochen Kanada durchquert, 6000 Kilometer zurückgelegt und die Menschen dort fasziniert.

Auf Einladung des Wissenschaftsmagazins Galileo des Senders Pro Sieben reist der etwa 90 Zentimeter große Roboter nun durch Deutschland. Er war am Donnerstag von Kanada kommend in München eingetroffen und besuchte dort bereits das Hofbräuhaus, dann folgte Schloß Neuschwanenstein.

"Ich bin in etwa so groß wie ein sechsjähriges Kind und wiege knapp elf Kilogramm. Man kann mich also leicht hochheben und ins Auto setzen", teilt der Roboter in seinem Newsletter mit. Hitchbot kann zwar mit den Menschen kommunizieren, aber er kann sich nicht allein fortbewegen. Er ist auf die Hilfe der Menschen angewiesen. Die aus Deutschland stammende Kommunikationswissenschaftlerin Frauke Zeller, Professorin an der Ryerson University in Toronto, hat Hitchbot – der Name setzt sich aus "hitchhiking" und Roboter zusammen – mit ihrem Kollegen David Harris Smith von der McMaster-Universität in Hamilton und einer Gruppe Studenten geschaffen.

Eine Hochzeit mit Hitchbot

Sie werden gespannt verfolgen, ob der kleine Roboter die Deutschen ebenso fasziniert wie im vergangenen Jahr die Kanadier. Diese nahmen den am Straßenrand stehenden Hitchbot, der einen Arm bewegt und mit den nach oben gestreckten Daumen signalisiert, dass er trampen will, in ihren Autos mit. "Die Erfahrung in Kanada war überwältigend", sagt Frauke Zeller. "Es war auch für uns überraschend zu sehen, wie viele Menschen sich mit ihm beschäftigten und sich bemühten, mit ihm zu interagieren. Sie nahmen Hitchbot auf Feste mit und eine Hochzeit. Er besuchte kanadische Ureinwohner auf Manitoulin Island und Vancouver Island."

Ein Kumpel fürs Zuhause, auch das kann Hitchbot sein.
Ein Kumpel fürs Zuhause, auch das kann Hitchbot sein.

© Zoe Brownstone/AFP

Hitchbot ist ein Kunstprojekt an der Schnittstelle von Kunst, künstlicher Intelligenz, Spracherkennnung und Kommunikation zwischen Mensch und Roboter. "Wir wollen, dass Menschen sich beteiligen und das Projekt mitgestalten. Daher ist es von Anfang an offen angelegt", schildert die Wissenschaftlerin den Ablauf des Projekts "Wir werden Hitchbot nicht auf Schritt und Tritt folgen. Die Menschen können entscheiden, was sie damit machen und ob sie sich auf ihn einlassen wollen."

Gummistiefeln und Mülltonnendeckel

Der durch Deutschland reisende Hitchbot ist ein "Zwilling", ein Klon des Roboters, der durch Kanada reiste. Er wurde nach dem Vorbild des Originals gebaut. Die Materialkosten liegen bei 1500 bis 2000 Dollar Sein Kopf besteht aus einem Mülltonnendeckel und Kuchenhaube, vier LED-Panele bilden sein Gesicht, ein Bierfass seinen Körper. Arme und Beine bestehen aus Schwimmnudeln und Kupferrohr, er trägt Gummihandschuhe und Gummistiefel. Zwei Lithium-Polymer-Akkus liefern Energie für sechs Stunden. Über ein Ladegerät, das an den Zigarettenanzünder im Auto oder an eine Steckdose angeschlossen werden kann, erhält er wieder Energie.

Das "Gehirn" des Roboters ist ein Tablet-PC. Für seine künstliche Intelligenz, die Spracherkennung und Sprachwiedergabe, benutzt er Cleverscript, Pocketsphinx und vorab modellierte Dialoge. Hitchbot erkennt Schlüsselwörter und Satzstrukturen, die dann Antworten und Dialoge aktivieren. Er kann somit auf Fragen antworten, ist aber auch in der Lage, selbst Unterhaltungen zu beginnen.

Richtung Karneval und Hofbräuhaus

Über GPS erhält er Informationen, wo er sich gerade aufhält. Sein Wissen bezieht er über Programmierschnittstellen zu Google, Wikipedia und Social-Media-Plattformen. "Er kann somit etwas über die Region erzählen und sagen, was er gerne machen würde. In Köln möchte er ja zum Karneval. Als typischer Tourist will er auch Neuschwanstein sehen. Das sind besondere Herausforderungen, die wir uns mit Galileo ausgedacht haben", erzählt Frauke Zeller.

Hitchbot wurde für die Reise von Englisch auf Deutsch umgestellt. "Eine Herausforderung ist, dass er am besten Hochdeutsch versteht. Wenn er mit Dialekten konfrontiert wird, wird es schwer für ihn", sagt Frauke Zeller. Damit Hitchbot zeigen kann, dass er richtig in deutsche Kultur eingetaucht ist, lernte er einige sehr wichtige Begriffe wie Currywurst, Feierabend und Geschwindigkeitsbegrenzung. Dies, so sagt er auf seiner Website, seien seine bisherigen Lieblingswörter.

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