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Reise: „Auch mal Gänseblümchen auf dem Zimmer“ Dertour-Chef Michael Frese über ausgefallene Wünsche und den Boom von Luxusreisen

Das Geschäft mit Luxusreisen boomt. „Aber das Potenzial ist längst noch nicht ausgereizt“, meint in einem Interview mit dem Tagesspiegel Michael Frese, Chef des Reiseveranstalters Dertour, der eine eigene Deluxe-Abteilung unterhält.

Das Geschäft mit Luxusreisen boomt. „Aber das Potenzial ist längst noch nicht ausgereizt“, meint in einem Interview mit dem Tagesspiegel Michael Frese, Chef des Reiseveranstalters Dertour, der eine eigene Deluxe-Abteilung unterhält.

Dertour hat 2006 erstmals einen speziellen Deluxe-Katalog mit damals 80 Hotels herausgebracht. Jetzt enthalten fünf dicke Wälzer schon 580 Hotels, Rundreisen und Kreuzfahrten.

Wird denn auch entsprechend mehr Luxus gebucht?

Wir konnten im Reisejahr 2010/11 31 Prozent mehr Luxusreisen verkaufen. Ich schätze, dass in Deutschland derzeit im Jahr mit touristischen Luxusreisen um 400 Millionen Euro umgesetzt werden. Deutlich darüber dürften die geschäftlichen Luxusreisen liegen.

In Deutschland gibt es rund 850 000 Millionäre. Wenn jeder einmal im Jahr für eine Reise 10 000 Euro ausgibt, müsste der Umsatz bei 8,5 Milliarden Euro liegen.

Auch für Millionäre gilt der Kölner Spruch, dass jeder Jeck anders ist. Es gibt Reiche, die sich mit Geldausgeben schwertun oder – mitunter schon aus Sicherheits- oder Gesundheitsgründen – lieber daheim bleiben. Andere haben eine Villa im Tessin, eine auf Mallorca und eine in der Karibik. Wiederum andere machen vorzugsweise Urlaub bei Freunden. Oder man kennt die Direktoren der Luxushotels und braucht für eine Buchung keinen Reiseveranstalter. Aber das Potenzial für Luxusreisen ist für die Reiseveranstalter zweifellos noch nicht ausgereizt. Wir legen noch gut zu.

Wie ist das zu erklären?

Wir haben erstklassige Drähte und können oft auch Unmögliches möglich machen, etwa kurzfristig eine bestimmte Suite über Weihnachten besorgen. Vor allem macht im Kreis der Luxusreisenden allmählich die Erkenntnis die Runde, dass ein Reiseveranstalter in Krisenlagen mehr Sicherheit bieten kann.

Wie definiert man denn eigentlich, was eine Luxusreise ist?

Unter Luxus versteht jeder etwas anderes. Geld allein macht es nicht. Es muss gar nicht immer die Präsidentensuite für 3000 Euro pro Nacht sein. Essen, Service, Zimmerausstattung – alles muss stimmen, koste es, was es wolle. Das ist aber auch schon für 250 Euro zu haben.

Und wie steht es mit superteuren Reisen, über 100 000 Euro?

Die gibt es, aber nicht jeden Tag. Mal fünf, mal zehn im Jahr. Nicht selten sind diese Kunden keine langjährigen Millionäre, sondern Leute, die gut geerbt haben oder ein besonderes Ereignis feiern wollen und daraufhin ein halbes Leben gespart haben.

Sind Luxusreisende besonders schwierige Gäste?

Eher nicht. Sie äußern meist vorab ihre Wünsche und sind es gewohnt, dass diesen entsprochen wird. Bei solchen Gästen weiß das Hotel einfach, wenn der Gast keine Rosen, sondern lieber Gänseblümchen auf dem Zimmer sehen will. Wenn reklamiert wird, ist tatsächlich etwas schiefgelaufen.

Das Gespräch führte Horst Zimmermann.

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