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Reise: Belgien: Wo Schiffe Aufzug fahren

Hundertjährige Kunst der Ingenieure wird am historischen Canal du Centre nahe der alten Industriestadt Mons in Belgien für Technikfans erlebbar: Zentimeter um Zentimeter schiebt sich die „Henrichenburg“ aus der Kanalrinne in den Eisentrog. Die Tore schließen sich, und das Schiff schaukelt in dem rechteckigen Becken, das einer überdimensionalen Badewanne gleicht.

Hundertjährige Kunst der Ingenieure wird am historischen Canal du Centre nahe der alten Industriestadt Mons in Belgien für Technikfans erlebbar: Zentimeter um Zentimeter schiebt sich die „Henrichenburg“ aus der Kanalrinne in den Eisentrog. Die Tore schließen sich, und das Schiff schaukelt in dem rechteckigen Becken, das einer überdimensionalen Badewanne gleicht. Wie von Geisterhand bewegt, setzt sich die „Badewanne“ in Bewegung und schwebt von Stahlseilen gezogen nach oben. Ein paar endlos erscheinende Minuten, dann ist die Badewanne 17 Meter nach oben gefahren. Vier dieser Aufzüge für Schiffe gibt es bei Mons am Canal du Centre, der die Flusssysteme von Maas und Schelde in der südbelgischen Provinz Hennegau verbindet. Mit dem Bau des Kanals zwischen 1882 und 1917 entstanden die hydraulischen Schiffsaufzüge, deren Eisenkonstruktion mit ihren vielen Stützen und Verstrebungen an den Pariser Eiffelturm erinnert.

Ende des 19. Jahrhunderts galten diese vier Lifte als der letzte Schrei moderner Technik. „Die Aufzüge benötigten damals wie heute so gut wie keine zusätzliche Energie“, erläutert Gästeführer Xavier De Ryck. Nur mit der Kraft des Wassers werden die Aufzugtröge bewegt.

„Ein zweiter Trog gleich nebenan wird so lange mit Wasser voll gepumpt, bis er etwas schwerer ist als der Trog mit dem Schiff“, sagt De Ryck. „Schon ein etwa 30 Zentimeter höherer Wasserstand reicht aus, damit sich der Aufzug in Bewegung setzt.“ Heutzutage ist es still geworden am Canal du Centre, der 1998 wegen der einzigartigen Konstruktion seiner hydraulischen Schiffshebewerke in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen wurde. Ausflugsboote verkehren von April bis Ende Oktober auf dem historischen Kanalabschnitt. Wenige Kilometer weiter verläuft heute die Schifffahrtsroute durch das wellige Hügelland des Hennegau: Im Hebewerk von Strépy-Thieu schweben die 1350-Tonnen-Europaschiffe in zwei riesigen Stahlwannen hinauf oder herab. Lediglich 38 Minuten dauert die Aufzugfahrt.

An der „schiefen Ebene“ von Ronquière kommen Technikfreaks ein weiteres Mal ins Staunen. „Am Kanal von Charleroi nach Brüssel sind 68 Meter Höhenunterschied zu überwinden, erläutert Gästeführer Xavier De Ryck. „Dazu fahren die Frachter in riesige Tröge, die mit Rollen auf Schienen über eine Strecke von 1,4 Kilometern gezogen werden.“ Bis zu 50 Frachter passieren Tag für Tag die schiefe Ebene.

Auskunft: Belgien-Tourismus, Köln, Internet: www.belgien-tourismus.de

Bernd F. Meier[dpa]

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