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Couchsurfing: Sofa frei

Immer mehr Reisende übernachten bei Fremden: Was beim Couchsurfing zu beachten ist.

Die Idee ist so einfach wie genial: Reiselustige Menschen aus der ganzen Welt vernetzen sich online und bieten ihr heimisches Sofa kostenlos zum Übernachten an. Im Gegenzug dürfen sie selbst weltweit auf die Schlafcouch. Gastgeber-Communitys im Internet wie hospitali tyclub.org, bewelcome.org oder couchsurfing.com haben enormen Zulauf. Allein die Internetgemeinschaft couchsurfing.com hat nach eigenen Angaben mittlerweile rund 600 000 Mitglieder. Damit der Aufenthalt in fremden Betten tatsächlich auch zustande kommt und gut verläuft, sind ein paar Regeln zu beachten.

Das fängt mit der Anfrage an. Besonders Schlafmöglichkeiten in Großstädten sind beliebt und Gastgeber entsprechend wählerisch. Deshalb raten die Betreiber von couchsurfing.com: „Suche dir einen Host mit ähnlichen Interessen.“ Um den zu finden, sollte man die Profile in Online-Netzwerken genau lesen und sich selbst ins richtige Licht rücken. Gehen Reisewillige dann in ihren Mails auf Gemeinsamkeiten ein und erklären, warum sie gerade zu diesem Gastgeber möchten, verbessern sie ihre Chancen auf eine Zusage. Diese Erfahrung hat Manoella gemacht. Die Brasilianerin lebt in Hamburg und war bereits in Stockholm und Bonn. „Die Chemie muss stimmen“, erklärt sie.

„Natürlich spare ich damit auch Geld“, sagt Manoella, „aber vor allem geht es mir darum, andere interessante Leute kennenzulernen.“ Sie selbst kann zwar aus Platzmangel keinen Schlafplatz anbieten. Dafür trifft sie sich mit anderen Mitgliedern und zeigt ihnen Hamburg. Besucher seien auch dafür dankbar, sagt der 36-jährige Michael. „Das Wesentliche am Couchsurfen ist, dass du Menschen triffst, denen du sonst nie begegnen würdest. Und du bekommst einen ganz anderen Zugang zu den Orten, die du besuchst.“ Dabei war der Dresdner, als er das erste Mal vom Couchsurfen hörte, noch skeptisch. Trotzdem meldete er sich an, chattete mit Interessierten und hat mittlerweile rund 30 von ihnen beherbergt. Er selbst ist auf einer dreiwöchigen Reise durch Osteuropa zehn Mal „gesurft“ und sagt: „Seither kenne ich beide Perspektiven.“ Doch wie funktioniert das eigentlich, mit Fremden auf einmal die Wohnung zu teilen?

„Der Gastgeber bestimmt die Regeln“, sagt Michael: ob geraucht werden darf, ob die Gäste einen Schlüssel bekommen oder das Telefon benutzen können. „Zunächst bekommen die Leute nur meine Handynummer, die Adresse und wo ich sie in der Stadt abhole.“ Beim Kennenlernen erzähle er vor allem über Tourerlebnisse. Relativ schnell ginge es dann zum Programm. „Die Gäste sprechen über ihre Vorstellungen, und ich gebe ihnen Infos und Tipps.“ Generell gälten dieselben Gesetze, die überall für Gäste gelten. Dazu gehört auch ein Gastgeschenk. „Ich habe den Leuten Kaffee aus meiner Heimat mitgebracht“, erzählt Manoella, Michael dagegen hat oft eine selbst zusammengestellte CD im Gepäck.

Außerdem sollte man als Couchsurfer an die Verpflegung denken. Häufig wird gemeinsam gegessen – oder ausgegangen. „Da sollte der Gast die Zeche zahlen“, so die Empfehlung. Die Betreiber von couchsurfing.com raten, auch mal abzuwaschen und nichts rumliegen zu lassen.

Reisende sollten potenzielle Gastgeber ein bis vier Wochen vor ihrer Ankunft kontaktieren, raten die Betreiber der Gastgeber-Communitys. „Ich habe mich jeweils zwei Wochen im Voraus bei den Leuten gemeldet und bin damit immer gut gefahren“, berichtet Manoella aus Hamburg.

Maria Kufeld

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