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Zum Verlaufen. Irrgarten im Erlebnispark Teichland bei Cottbus. Foto: spreewaldinfo.de

© AOD-Media Inhaber André Dabow

Reise: Design kann schwimmen

Havelfloß, Erlebnispark Teichland und Tabtour – die Gewinner des Brandenburger Tourismuspreises.

In Mecklenburg-Vorpommern entspringt sie, strömt gemächlich durch Brandenburg und mündet nach exakt 334 Kilometern in Sachsen-Anhalt in die Elbe: die Havel. Ein „aparter Fluß“ schrieb Theodor Fontane und schwärmte von der Havel: „Das Blau ihres Wassers und ihre zahllosen Buchten (sie ist tatsächlich eine Aneinanderreihung von Seen) machen sie in ihrer Art zu einem Unikum.“ Und das verlangt nach einem passenden Gefährt: kein Kanu, keine Yacht, sondern ein Floß. Natürlich eins mit ungewöhnlichem Aufbau – und Stil. Seit 2004 sind diese Flöße, sieben an der Zahl, zu mieten in der Stadt Brandenburg und aufgrund ihres skandinavisch-schlichten Designs längst zu Kultobjekten avanciert.

Wer lieber festen Boden unter den Füßen hat, mietet eins der sieben Zimmer der Pension Havelfloß. Da schläft man in der ersten Reihe und kann morgens früh feststellen, ob die Schwäne auch schon munter sind. Urlaub wie im Bilderbuch. Für das gelungene Gesamtkonzept haben die Inhaber, Christiane und Ingo Dierich, den Brandenburger Tourismuspreis gewonnen, der am Freitag auf der ITB überreicht wurde.

„Die Floßidee war ja nicht neu“, sagt Christiane Dierich. So etwas habe es etwa in Mecklenburg-Vorpommern schon länger gegeben. Aber ihre Flöße seien etwas ganz Besonderes. Ihr Mann Ingo, Tischler und Möbeldesigner, hat sie gefertigt. Funktionalität auf kleinstem Raum ist so entstanden. Die Sitze kann man zu Betten umbauen, es gibt eine Kochgelegenheit und natürlich auch eine Toilette. Alles, was man unterwegs braucht, ist vorhanden. „Selbst wenn es regnet, kann man sich’s auf dem Floß mit Rotwein und Kerze urgemütlich machen“, sagt Christiane Dierich.

Vom Niederrhein stammt die 40-Jährige, aber längst ist sie zur überzeugten Brandenburgerin geworden. Von den neu angelegten Fußwegen am Wasser schwärmt sie, von den großen alten Kirchen und den spannenden Museen. Von der Pension Havelfloß aus, wo die schwimmenden Gefährte auch zu mieten sind, liegen alle Brandenburger Attraktionen nah. Nur wenige Minuten zu Fuß sind es zu Geschäften, Eisdielen und Restaurants. Aber Urlauber können es sich noch bequemer machen. Denn gleich neben der Pension gibt es eine Cafébar, ein italienisches Restaurant und sogar ein Kino.

Fürs Floß braucht man übrigens keinen Führerschein. Mehr als sechs Kilometer pro Stunde schafft das puristische Hausboot schließlich nicht. Und wenn man dann doch irgendwo aneckt? „Die Fahrzeuge sind robust“, sagt Christiane Dierich lächelnd und schiebt nach: „Unsere Kunden haben die Flöße bislang sehr, sehr pfleglich behandelt.“ Auf schöne Dinge gibt eben jeder acht.

Der zweite Preis in diesem Jahr ging an den „Erlebnispark Teichland“ in der Lausitz. Im Mai 2008 wurde er eröffnet. Rund 175 000 Menschen kommen seither jährlich dorthin – und haben am Ort dann reichlich zu tun. In einem Irrgarten kann man sich verlaufen, riesige, aus Holz gebaute, slawische Götter bewundern, ein „Insektenhotel“ inspizieren oder von einem coolen, 50 Meter hohen Aussichtsturm über die ehemalige Braunkohlelandschaft schauen.

Das Tollste aber ist die Sommerrodelbahn. „Alle zehn Sekunden wird ein Schlitten losgeschickt“, sagt Betreiber Steffen Dubrau stolz. Rund eine Minute dauere die rasante Fahrt auf der knapp 1000 Meter langen Strecke. „Manche fahren da Schuss runter, aber wem das zu schnell wird, der bremst eben“, sagt Steffen Dubrau munter. Jeder entscheide das selbst, „es ist ja keine Achterbahn, der man ausgeliefert ist“. Fährt man mit Helm? „Weder mit Helm noch mit Gurt“, sagt Dubrau und betont, wie sicher diese Bahn sei. „Natürlich wird alles regelmäßig gewartet.“ Wer nur zuschauen will, kehrt unten in der Rodelklause ein und bestellt die Spezialität der Region: Plinsen.

„Wir haben nicht nur Familien mit Kindern, sondern auch junge Singles und betagte Rentner im Park“, sagt Dubrau. Bis auf die Rodelbahn mit ihrem moderaten Preis – eine Fahrt kostet 2, 20 Euro – sind die Attraktionen im Erlebnispark gratis. Kein Wunder also, dass viele Besucher immer wieder kommen.

Den dritten Preis hat das Projekt „Tabtour.com“ von der Teamgeist GmbH aus Heidesee eingeheimst. Hier geht es um Schnitzeljagden auf moderne Art, denn alles funktioniert mit dem Tabletcomputer. Vor allem Firmen buchen die Angebote, in denen es nicht zuletzt um den Teamgeist der Mitarbeiter geht.

Die Wahl der Preisträger dürfte der Jury in diesem Jahr besonders schwergefallen sein. Denn unter den sieben Nominierten waren auch die Schlossinsel der Stadt Lübben, der Kossätenhof der Familie Behm im Flecken Zechlin, die märkische Quarterhorse Ranch in Falkenthal und die Glambecker Klaviermusiken.

Brandenburg – eine Fundgrube kreativer Ideen. Wer die Preisträger und Nominierten besucht hat, kann also sicher sein: Da gibt es noch eine Menge mehr zu entdecken. Gut, dass der Frühling naht: die beste Zeit, um seinen persönlichen Favoriten zu finden.

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