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Reise: Ein Bug zum Schmökern

Lektüre für jeden Geschmack: die Bibliothek auf der „Queen Mary 2“

„Können Sie mir etwas empfehlen? Vielleicht zur Kunst? Ich lese gerne Biografien.“ – „Nun, wir haben viele Bücher an Bord, etwa 10 000. Sie müssen schon etwas genauer sagen, was Sie interessiert.“– „Haben Sie vielleicht Romane in Großdruck?“ Die Bibliothekarin steht auf und geht mit der älteren Amerikanerin zu einem der edlen Mahagoni-Bücherschränke und zeigt ein paar Titel. „Nein, das gefällt mir nicht und dieses habe ich schon gelesen. Können Sie mir keinen Tipp geben?“ Die Bibliothekarin wahrt die Fassung und fragt höflich: „Mystery oder Romance“. – „Dann Mystery“, antwortet erleichtert die Amerikanerin und lässt ihr Buch registrieren.

„Beratung gehört auch zu meinem Job“, sagt Monika aus der Slowakei, die seit 2008 auf der „Queen Mary 2“ in der Bibliothek arbeitet. Sie ist mit 10 000 Bänden die größte schwimmende Bücherstube weltweit, bemerkt Monika nicht ohne Stolz. Superlative sind an Bord der „Q M 2“ nichts Außergewöhnliches.

Der dicke Teppichboden dämpft jeden Schritt und Schall. Das Reich der Bibliomanen auf Deck 9 ganz vorne verströmt britischen Charme. In Reih und Glied stehen die Bücher in stilvollen Mahagoni-Schränken hinter Glas. Zu den Öffnungszeiten der Bibliothek sind die Schranktüren unverschlossen, Benutzer können ihre Literatur auswählen – und leihen. Ein kleiner Lesesaal bietet sechs bequeme Sessel, die vor den großen Fenstern mit Blick auf die Bugspitze aufgestellt sind, zwei Ledersofas, um einen Couchtisch gruppiert, animiert zum Schmökern. Eine weitere Leseecke mit Sofas befindet sich neben dem Shop. Ein Lesetisch steht bereit, um etwa im großen Atlas den Kurs zu verfolgen oder in großen Kunstbänden zu blättern.

Es gibt Bücher aus allen Bereichen, systematisch aufgestellt und nach Sprachen sortiert. Neben Romanen finden sich Bücher zur amerikanischen und britischen Geschichte, Literatur zu Mythen, nautische Bücher, Ratgeber und Lexika, Titel zu Sport und Freizeit, Naturwissenschaften und Bildender Kunst, jede Menge Reiseliteratur – und Bücher über die Royals.

„Jeder Passagier kann zwei Titel ausleihen, Reiseführer nur für 24 Stunden“, erklärt Monika die Regularien. Bei einer Transatlantikreise werden insgesamt etwa 1000 Bücher entliehen, davon würden etwa fünf bis sechs zu spät zurückgegeben, „da rufen wir dann an“, sagt sie. Zwei bis drei Titel gehen verloren, das ist zu verschmerzen.

Wenn die Bibliothek, die auch über einige PC-Arbeitsplätze verfügt, um 18 Uhr schließt, werden Leseratten trotzdem noch fündig. Ein Regal mit Taschenbüchern, die Passagiere gespendet haben, bleibt rund um die Uhr zugänglich. Zur Bibliothek gehört noch ein Verkaufsstand mit Romanen, maritimer Literatur, Postkarten und Postern. „Wir erzielen pro Kopf den größten Umsatz auf dem Schiff“, erklärt Monika. Ein beruhigendes Gefühl.

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