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Alle mal herschauen. Bei den Anzeigetafeln im Bahnhof darf sich der Fahrgast nur manchmal wundern. Im Internet ist der Datenfluss bei der Bahn öfter mal kurios. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Reise: Einfach von A nach B

Die Bahn preist ihren Online-Vergleich „Auto-Zug-Flugzeug“. Doch da kann der Nutzer was erleben

A, B oder F? Die Frage nach dem geeigneten Verkehrsmittel – Auto, Bahn oder Flugzeug – stellt sich bei der Reiseplanung manchmal nicht. Etwa bei einem Urlaub in der Ferne. Doch wie sieht es bei Trips innerhalb Deutschlands aus? Die Deutsche Bahn wähnt sich hier offenbar im Vorteil, hat soeben auf ihrer Homepage www.bahn.de ihren „Verkehrsmittelvergleich Bahn–Flug–Pkw“ weiter ausgebaut und preist dieses Instrument in den höchsten Tönen: „besonders innovativ; intelligente Filter und neue Sortierfunktionen“. Hört sich ja doll an. Uns fehlt dabei zwar der für die Bahn auf manchen Strecken lästige, weil preisgünstige Konkurrent Bus, doch wir haben mal den ABF-Vergleich gemacht.

Wunschstrecke: Berlin–Köln. Reisetermin: 17. Juni, also freitags um 7 Uhr hin, am 19. Juni (Sonntag) nachmittags ab 15 Uhr zurück. Es sollen unterwegs sein: zwei Erwachsene, ein 13-jähriges Kind – der klassische Wochenendbesuch bei Oma und Opa also. Keines der Familienmitglieder besitzt eine Bahncard, sie zahlen demnach den vollen Preis und reisen 2. Klasse. Und wir bevorzugen bei dem Vergleich die angebotene „beste Verbindung, bei der die im Verhältnis preisgünstigste, schnellste, komfortabelste und umweltfreundlichste Verbindung für die Reise gesucht wird“. Verspricht die Bahn. Alternativ wären noch „schnellste“ und „preisgünstigste“ Suchvarianten möglich.

Das Ergebnis erscheint rasend schnell, etwa im Tempo des ICE, Generation 123. Schauen wir mal näher. Na ja, ein paar Ungereimtheiten tauchen schon auf. Zugegeben, es ist ja auch kompliziert.

Das Ergebnis zu Berlin–Köln: Entscheidungskriterium Nummer eins bleibt für die meisten im Familienverbund Reisenden der Gesamtpreis. Und da schneidet die Bahn nicht so prächtig ab: 318 Euro errechnet das System. Der Flug wird mit 441,49 Euro ausgeworfen, das Auto hat mit 261,08 Euro die Nase vorn.

Bleiben wir zunächst beim Preis, denn da wird es doch noch verwirrend. Unsere erste Eingabe beruhte auf der Basis „von Bahnhof zu Bahnhof“ (beziehungsweise Bahnhof zu Flughafen, Flughafen zu Bahnhof). Danach testen wir die schicke Funktion, bei der man seine Heim- und Zieladresse angeben kann. Das Ergebnis soll also zeigen, wie der Vergleich von Haustür zu Haustür aussieht. Verheerend, muss man leider sagen. Exakt dieselben Reisedaten, doch komplett andere Ergebnisse. Also: Von einer Berlin-Wilmersdorfer Adresse bis zum Hyatt Hotel in Köln-Deutz (wo die Großeltern unserer fiktiven Familie natürlich nicht wohnen) soll die Reise mit der Bahn nun 298 Euro statt 318 Euro kosten. Der Flug wird um 44 Euro teurer und die Autoreise um zwei Euro billiger. Nur mal am Rande: Nutzen wir mit den gleichen Ausgangsdaten den lobenswerten „Preisfinder“ auf bahn.de, bietet uns die Bahn ein Ticket für die Kleinfamilie zum Preis von 258 Euro an, wobei eine Strecke allerdings im IC statt im ICE zurückgelegt wird und zwölf Minuten länger dauert.

Okay, schauen wir aber mal auf die Reisezeit: Braucht der Zug von Bahnhof zu Bahnhof 5:07 Stunden, zeigt das System für den Weg bis Köln-Deutz – vom Kölner Hauptbahnhof aus just jenseits des Rheins – 6:57 Stunden! Hier sollte dann doch mal nachprogrammiert werden. Die Reise mit dem Flieger hingegen ist plötzlich 90 Minuten kürzer, die Autoreise fällt mit 5:14 Stunden – immerhin – nur unwesentlich kürzer aus. Unbefriedigend das Ganze. Weitere Testläufe zeitigen leider keine erfreulicheren Resultate. Schade. Setzen, 6, Herr Grube!

Nur der Vollständigkeit halber: In der Rubrik „nutzbare Zeit“ schneidet die Bahn selbstverständlich ganz prima ab (97 Prozent), was jeder nachvollziehen kann, der im Zug schon genüsslich ein Buch gelesen oder zur Zeitungslektüre ein Bier im Bordrestaurant getrunken hat. Das geht im Auto natürlich wesentlich schlechter. Doch warum wird beim Pkw „0 %“ nutzbare Zeit ausgeworfen? Wir hatten doch drei Personen angegeben. Zumindest die Beifahrer können immerhin einigermaßen Sinnvolles tuen, selbst wenn sie nur singen, Musik hören, schlafen oder aus dem Fenster schauen und dabei ein wenig Heimatkunde betreiben. Klar, beim Thema Umweltbelastung ist die Bahn der Gewinner – einen CO2-Ausstoß von 45,2 Kilogramm errechnet das System, während das Auto mit 62,1 und der Flieger mit 162,39 Kilogramm dabei sind. Weitere kleine Anmerkung: Unsere Testläufe haben wir am vergangenen Dienstag gemacht. Am Mittwoch haben wir es wiederholt. Dabei gab es bei der Flugvariante den Totalausreißer – Preis: 366,49 Euro, Reisezeit hinzu: 8:18 Stunden.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Hier geht es nicht um das ach so beliebte „Bahn Bashing“, das Abwatschen eines Konzerns, der ein hoch kompliziert vernetztes Verkehrssystem betreibt. Es wäre nur angenehm, wenn die Bahn bei Innovationen, die ja durchaus sinnvoll sein können, in der Ansage etwas weniger dick auftragen (siehe oben), sondern lieber besser arbeiten würde.

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