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Fünf Sterne. Das Chedi-Hotel in Andermatt steht Gästen schon offen. Die Zimmer und Suiten haben allerdings ihren Preis.

© promo

Andermatt: Alles für die Prominenz

Der Ägyptische Investor Sahmi Sawiris lässt am Gotthard die größte Ferienstadt der Alpen wachsen. Die meisten Projekte von „Neu-Andermatt“ warten auf ihre Verwirklichung.

Der Millionär vom Nil schwärmt von der schroffen Bergwelt, der Schöllenenschlucht, dem weiten Urserntal, dem „Tal der Bären“, und Andermatts gemütlichen alten Holzhäusern. Die Skianlagen sind zwar renovierungsbedürftig, aber das Potenzial für den Wintersport rings um Andermatt ist unverkennbar. Hinzu kommt ein gutes Angebot für den Sommerurlaub: Es gibt mehr als 500 Kilometer ausgebaute Wanderwege, 250 Kilometer Mountainbike- und Fahrradwege und etliche Pfade für Klettertouren. Zu den schönsten Zielen gehört im Gotthard das Quellgebiet der Flüsse Rhein, Rhône, Reuss und Ticino. Rund 40 Bergseen sind zu erkunden. Und nicht zuletzt ist Andermatts Bahnhof Haltepunkt für einige der schönsten Bergbahntouren – darunter mit dem Glacier-Express.

Genau hier, beschließt der Ägypter Sahmi Sawiris, will er versuchen, etwas Großes zu schaffen. Ähnlich groß wie mehr als zehn Jahre zuvor am Roten Meer. Dort hatte er El Gouna gegründet, eine ganze Ferienstadt. „Uns erschien Sawiris wie das Wunder, für das wir gebetet hatten“, berichtet Ferdi Muheim, Metzgereibesitzer und Ex-Gemeindepräsident. „Denn unser Dorf war damals im Niedergang, junge Leute flohen, es war traurig.“

Vor langer Zeit war Andermatt ein bedeutender Transit- und Handelsort an der Gotthardroute. „Unsere touristische DNA stammt aus der Postkutschenära“, sagt Bänz Simmen, Snowboarder, Bergkristallsammler, Ladenbesitzer und Ortshistoriker. „Seit Menschengedenken sind wir an Fremde, an Durchreisende gewöhnt – und haben an ihnen verdient.“ Doch 1882 kam mit der Eröffnung des Gotthard-Eisenbahntunnels das jähe Aus für den Transitverkehr.

Sawiris brachte neue Hoffnung. Sein Entwicklungsmodell: Am Fuße des Andermatter Skibergs Gemsstock, gleich hinter dem alten Ortskern, soll auf 1,4 Millionen Quadratmetern „Neu-Andermatt“ entstehen, gut verbunden mit dem hübschen Dorfkern. Mit einem Investitionsumfang von 1,8 Milliarden Franken (1,46 Milliarden Euro) wächst das größte Luxusresort der Alpen heran: sechs Hotels, 42 Apartmenthäuser mit Eigentumswohnungen, 25 Villen, ein 18-Loch-Golfplatz und schließlich die Vereinigung der bislang getrennten und veralteten Skigebiete der Gegend zur modernen „Skiarena Andermatt-Sedrun“.

Nach Andermatt sollen wieder Prominente aus der ganzen Welt reisen – wie einst Goethe oder Queen Victoria. Oder auch Sean Connery, der hier 1964 als James Bond für den 007-Streifen „Goldfinger“ vor der Kamera stand. Als Sawiris Projekt der Bevölkerung zur Entscheidung vorgelegt wurde, „erinnerte das Ergebnis an sowjetische Wahlen“, sagt Hobbyhistoriker Simmen schmunzelnd: 96 Prozent stimmten dafür.

Was nach einer gewissen Schwächephase mit Baustillstand bislang fertiggestellt wurde, kann sich sehen lassen. Der Golfplatz, der Auflagen von Umweltschützern ebenso erfüllt wie die Anforderungen von Profigolfern. Und natürlich: „The Chedi Andermatt“. Wer im Foyer dieses harmonisch mit dem alten Ort verbundenen Fünf-Sterne-Hotels sitzt, an einem der Kamine, kann sich gut vorstellen, dass jeden Moment Sean Connery durch die Tür schreitet.

Doch das Edelhotel und der Golfplatz sind nur der Anfang. Die meisten Projekte von „Neu-Andermatt“ warten noch auf ihre Verwirklichung. Fertig sind neben dem Chedi-Hotel beispielsweise ein erstes Apartmenthaus und eine exklusive Villa, die an der Reuss für einen Schweizer Industriellen errichtet wurde.

Mehrere andere Objekte sowie ein riesiger Sockel, unter dem Tiefgaragen, Straßen und Versorgungseinrichtungen umweltgerecht versteckt werden, sind im Bau. Leerstehende „Investruinen“ seien nicht zu befürchten, versichert Markus Berger von Andermatt Swiss Alps, der Vermarktungsagentur für das Sawiris- Projekt. „Neue Häuser werden stets erst dann errichtet, wenn die Wohnungen verkauft sind. Sollte es weniger Käufer geben, wird einfach weniger gebaut.“

Doch die Nachfrage ist inzwischen angeblich rege. Ein wichtiger Grund ist, dass die Schweiz dem Ägypter Vorzugskonditionen gewährt. Sein Projekt ist von gesetzlichen Einschränkungen für den Erwerb von Grundeigentum durch Ausländer ohne festen Wohnsitz in der Schweiz ausgenommen. In „Neu-Andermatt“ können internationale Kunden frei kaufen und verkaufen. Das gibt es so fast nirgendwo mehr in den Schweizer Alpen.

Thomas Burmeister

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