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Nachdenken im Kafenion. Wie hier auf Korfu blicken viele Griechen derzeit ratlos in die Zukunft.

© Thomas Schoch

Griechenland: Vielleicht kommt eine Fähre

Wer nach Griechenland reist, muss mit Widrigkeiten rechnen. Doch pauschal wird Hellas gut gebucht.

Soll man nun oder besser doch nicht? Besonders eingefleischte Anhänger eines Griechenland-Urlaubs stellen sich derzeit diese Frage. Wenn sie nicht schon längst gebucht haben. Während die Griechische Zentrale für Tourismus in Frankfurt am Main in diesen Tagen beteuert, Feriengäste seien von Streiks und genereller Unruhe in Hellas „kaum beeinträchtigt“, hat sich jedoch die Mehrzahl derer, die sich durchaus ein, zwei Wochen etwa auf einer der zahlreichen Ägäis-Inseln vorstellen könnten, lieber anders orientiert. Und jene, die individuell ihre Reise angetreten haben, berichten etwas entnervt über die Situation an Ort und Stelle.

Das Land, die Griechen richten sich offenbar im permanenten Ausnahmezustand ein. „Es läuft aufs Chaos hinaus“, befürchtet eine deutsche Geschäftsfrau auf einer Kykladeninsel, „hier bricht demnächst die Anarchie aus.“ Der Individualverkehr in Athen habe um ein Drittel abgenommen, heißt es. Die Benzinpreise sind explodiert. Die Busse aber sind gleichzeitig nicht voller geworden. Was das heißt? Die Arbeitslosigkeit nimmt zu, die Menschen bleiben zu Hause.

Der Tourist zahlt die Zeche. „Wir können ja nichts dafür“, sagt eine andere Geschäftsfrau entschuldigend. Kann der Kunde seinen gebuchten Mietwagen einen oder zwei Tage nicht nutzen, weil er wegen irgendeines Streiks in Athen sein Inselziel nicht erreicht – sein Pech! Zu zahlen hat er trotzdem. Bleibt sein Hotelzimmer einen oder zwei Tage ungenutzt, weil die Hafenpolizei streikt oder eine Fluggesellschaft den Gast nicht transportieren mag – alles allein das unternehmerische Risiko des Nicht-Pauschaltouristen.

Die Griechenland-Krise macht den Urlaub offenbar auch nicht billiger, sondern eher teurer. Wer jetzt Ferien in Griechenland bucht, muss dafür 11,4 Prozent mehr als im Vorjahr bezahlen. Dies zeigt das aktuelle „Urlaubspreis-Barometer“ des Reiseportals Holidaycheck.de. Allerdings sind Pauschalreisen insgesamt in diesem Jahr teurer. Preistreiber bei Griechenland-Ferien ist Kreta: Hier verteuerte sich ein Aufenthalt sogar um 17,8 Prozent. Das monatlich veröffentlichte „Urlaubspreis- Barometer“ basiert auf den Daten von mehr als 20 000 tatsächlich gebuchten Reisen.

Ganz anderes weiß der Reisekonzern Thomas Cook mit dem Hauptveranstalter Neckermann-Reisen zu berichten. „Bei uns wird Griechenland gut gebucht, liegt an vierter Stelle aller gefragten Reiseziele“, sagt Sprecherin Nina Kreke. Es gebe nicht nur ein leichtes Buchungsplus gegenüber dem Vorjahr, für Kreta zum Beispiel sei auch ein Preisrückgang um ein Prozent zu verzeichnen. Generell lasse sich sagen: Griechenlandfans ließen sich nicht so leicht von diesem Urlaubsziel abbringen.

Tui in Hannover berichtet Ähnliches: „Wir haben ein zweistelliges Buchungsplus gegenüber dem Vorjahr“, sagt Sprecherin Ramona Voet. Wobei man bedenken muss, dass die Saison 2010 eher nicht so doll war. Preislich sei man auf Vorjahresniveau, trotz der seit Januar erhobenen Luftverkehrssteuer, sagt Voet.

Erstaunlich, wie relativ günstig auch kurzfristig Flüge etwa bei Air Berlin nach Griechenland zu buchen sind. Bei 160 Euro für den Flug nach Korfu und zurück darf man sich schon wundern. Zum Vergleich: Der Flug nach Mallorca kostet zum gleichen Reisezeitpunkt Anfang Juli immerhin 382 Euro. Air-Berlin-Sprecherin Melanie Schyja betont allerdings, dass „die Lage besser ist als im Vorjahr“. Besonders in jüngster Zeit habe es „noch etliche Zubuchungen“ gegeben.

Auch in Berliner Reisebüros werden Touren nach Hellas noch nachgefragt. „Einer Kundin, die dorthin möchte, habe ich eben Korfu, Kreta oder Kos vorgeschlagen“, berichtet die Mitarbeiterin eines Reisebüros in Lichterfelde. „Ich buche nur Flug, Hotel und Transfer – Fährstreiks stören daher nicht“, sagt sie. „Die Veranstalter achten darauf, dass alles klappt, und bieten im Zweifel kostenlose Stornierungen an“, heißt es in einem Schöneberger Reisebüro. Dort schätzt man die Nachfrage nach Griechenland-Reisen als „verhalten“ ein. Die Streiks im vergangenen Jahr hätten manche Kunden alarmiert – und womöglich abgeschreckt.(mit Tsp)

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