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Prachtexemplar. Dieses herrliche Tier lief dem Fotografen in Botsuana vor die Linse.

© Jörg Ehrlich/dpa

Hobby: Jetzt ist der Moment

Wer eine Fotoreise bucht, fährt mit Gleichgesinnten und kann mit besseren Bildern rechnen. Anfänger lernen von den mitreisenden Fotografen vor allem etwas über Bildaufbau und Bildsprache.

Da, etwas bewegt sich! Langsam taucht er auf den Monitoren der Kameras auf – jetzt auf den perfekten Moment warten, den perfekten Bildausschnitt wählen und klick: Der Löwe ist im Kasten.

Ein schönes Foto aus dem Urlaub mit nach Hause zu bringen, klappt leider nicht immer. Das Bild ist zum Beispiel schlecht belichtet. Oder man hat den Sonnenaufgang um ein paar Minuten verpasst, für das Wunschmotiv war es einfach schon zu spät. Ärgerlich. Vor allem für Reisende, die viel Wert auf ihre Urlaubsfotos legen. Für sie gibt es spezielle Fotoreisen.

Viele Veranstalter haben solche Reisen mittlerweile im Angebot. Gemein ist ihnen, dass die Gruppe von einem professionellen Fotografen begleitet wird. Er gibt während der Ausflüge Tipps, teils werden die Bilder auch gemeinsam besprochen und geschaut: Was kann beim nächsten Mal noch besser gemacht werden?

Jörg Ehrlich, Geschäftsführer von Diamir Erlebnisreisen, einem Spezialisten auf diesem Gebiet, sieht in dieser Betreuung einen der großen Vorteile von Fotoreisen. Ein zweiter wichtiger Pluspunkt: Man könne sich sicher sein, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Im Dunkeln frühstücken, schon zum Sonnenaufgang unterwegs sein: Was für normale Reisegruppen ein zu großer Aufwand wäre, wird auf der Fotoreise gemacht, um das richtige Licht abzupassen.

Alle Zeit der Welt zum Fotografieren

Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband fasst das so zusammen: „Der Vorteil an Fotoreisen ist: Ich komme in ein neues Gebiet, wo ich weiß, der Fokus liegt auf Fotografie, und ich habe dazu alle Zeit der Welt.“ So könne man sich ein oder zwei Wochen komplett einlassen auf die Fotografie und die Motive.

Welche Schwerpunkte die Fotoreise hat, ist ganz unterschiedlich: Mal stehen Landschaften im Fokus, mal Tiere, mal die Menschen – auch je nachdem, wohin die Reise geht. Studiosus etwa hat für Fotografen unter anderem eine Reise in die Toskana im Angebot. Zur Polarlichtsaison geht es nach Island. Und der Astronomie widmet sich eine Reise nach Chile.

Dertour Gruppenreisen hat Fotoreisen nach Südafrika, Vietnam und Italien im Angebot. – Tui bietet in der Sommersaison 2016 eine Fotosafari in Kenia an. Thomas Cook hat Fotoreisen erstmals mit Erscheinen das Katalogs „Kultur & Erlebnisreisen“ für Reisen ab Oktober 2014 eingeführt. Aktuell bietet der Veranstalter im Winterkatalog Fotoreisen nach Dubai, auf die Azoren und nach Paris an.

Ausreichend Ersatzakkus einpacken

Das Equipment bringen die Gäste in der Regel selber mit. „Das ist insofern sinnvoll, da die Fotografen später zu Hause die gelernten Tipps mit der eigenen Ausrüstung auch umsetzen können“, erklärt Isabella Partasides von Thomas Cook.

Teils kann es aber Sinn machen, wenn auf der Reise einige Materialien zusätzlich geliehen werden können. Nicht jeder hat schließlich ein eigenes 400er- oder 800er-Teleobjektiv, sagt Clauß. Aber bevor man in das teure Equipment investiere, sei es gut, es auszuprobieren und zu entscheiden: „Das kaufe ich mir auch.“ Oder aber: „Das ist mir zu speziell“.

In diesem Zusammenhang hat die Fotoexpertin noch einen anderen Tipp: Wer eine sehr hochwertige Ausrüstung mit auf die Reise nimmt, sollte besser auch gleich eine Kopie der Rechnung mitnehmen. Denn sonst kann es am Zoll eventuell zu Problemen kommen. Für die Reise selbst rät sie dazu, ausreichend Ersatzakkus einzupacken und einen Rechner, um die Bilder zu sichern und eventuell schon zu bearbeiten.

Sehen lernen und gelassen bleiben

Davon träumen Bildgestalter: Polarlicht über dem Prinz-William-Sund in Alaska.
Davon träumen Bildgestalter: Polarlicht über dem Prinz-William-Sund in Alaska.

© imago/imagebroker

Und wie groß ist tatsächlich der Lerneffekt bei solchen Reisen? Clauß stellt hier vor allem den Blick für Motive in den Vordergrund. „Sie lernen einmal Sehen“, sagt sie. „So eine Reise lehrt Sie auch eine gewisse Gelassenheit“, beschreibt die Fotoexpertin. „Wir lassen den stressigen Alltag hinter uns, und dadurch öffnen wir uns für Motive.“

Auch Jörg Ehrlich sieht bei Anfängern Verbesserungen vor allem bei den Themen Bildaufbau und Bildsprache. Die technischen Finessen treten hinter der Wahl des richtigen Standorts, des Bildausschnitts erst einmal zurück – die Programmautomatiken der Kameras seien mittlerweile so ausgefeilt, dass auch dann gute Bilder entstehen, wenn man eben noch nicht alles über die richtige Belichtung weiß, erklärt Ehrlich. Bei fortgeschrittenen Fotografen kommt dann natürlich auch verstärkt die Technik ins Spiel.

Lieber mit einer kleineren Gruppe reisen

Wie weit das eigene Können ist, sollte auch zumindest ein wenig darüber entscheiden, ob die Reise aufs Land oder in die Stadt geht. Eine Fotoreise zu den Eisbären sei eher für Fortgeschrittene geeignet, sagt Ehrlich. Tierfotografie sei ohnehin etwas schwieriger. Anfängern rät er etwa zu Namibia, weil das Land dank der Wüstenlandschaften und der Tierwelt sehr abwechslungsreich sei. Wer nach Südostasien reist, stellt häufig den kulturellen Aspekt in den Vordergrund: Dort werden Menschen porträtiert, man lichtet Marktszenen ab.

Auch die Größe der Reisegruppe hängt vom Ziel ab. Normalerweise sind es sechs bis zwölf Gäste, erklärt Ehrlich. Bei einer Reise zum Karneval in Venedig habe man die maximale Gruppengröße aber stärker begrenzt, weil dort der Trubel für eine große Gruppe zu viel gewesen wäre. Clauß rät, lieber mit einer kleineren Gruppe zu reisen, da der begleitende Fotoprofi besser auf jeden Einzelnen eingehen kann.

Die Nachfrage nach diesen speziellen Reisen sei gut, erklären die Veranstalter. Bei den Teilnehmern handelt es sich um ambitionierte und gut situierte Hobbyfotografen. Denn Fotoreisen sind ein relativ teures Unterfangen: Die rund zweiwöchige Tour durch Kenia mit Fotograf Benny Rebel bei Tui kostet zum Beispiel knapp 7000 Euro. dpa

Lea Sibbel

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