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Elefanten

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Kenia: Ende der Saison

Der Kenia-Tourismus wird nach den Gewaltausbrüchen wohl für einige Zeit zum Erliegen kommen.

Die touristische Saison für Kenia ist nach den neuerlichen Gewaltausbrüchen der vergangenen Tage wohl gelaufen. Manche deutschen Veranstalter nehmen vorerst keine Urlaubsbuchungen mehr für das ostafrikanische Land an, andere informieren die wenigen Kunden, die ihren Kenia-Urlaub unbedingt antreten möchten, schriftlich über die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amts, das von „nicht notwendigen Reisen nach Kenia bis auf weiteres“ abrät. Und schon sind Stimmen zu hören, die dem Reisegeschäft mit Safaris im Landesinneren und Strandaufenthalt am Indischen Ozean eine längere Durststrecke vorhersagen.

Für die überwiegende Mehrzahl der Reiseunternehmen sind die Verluste zu verschmerzen: Die Welt ist groß, Alternativen zu Kenia gibt es reichlich. Für auf Kenia spezialisierte Veranstalter hingegen bedeutet der Einbruch des Geschäfts möglicherweise das Ende. Und für die vielen Menschen im Lande, die ihr ohnehin kärgliches Auskommen nur im Geschäft mit den Besuchern finden, ist das Ausbleiben der Touristen zusätzlich zu den jetzt herrschenden bürgerkriegsähnlichen Zuständen besonders schwer zu verkraften.

Beim African Safari Club (ASC) muss die Not auch groß sein. Der Veranstalter mit Sitz im schweizerischen Allschwil ist seit 40 Jahren fast ausnahmslos auf Kenia-Urlaub spezialisiert. Da kann die sich abzeichnende längere Flaute im Tourismusgeschäft mit dem Land schnell existenzbedrohend sein. Schließlich gilt es für ASC nicht nur, die Betten in zehn unternehmenseigenen Küstenhotels und mehreren Lodges zu füllen, auch eigene Flugzeuge von Europa nach Kenia wollen ausgelastet sein. Doch statt offensiv mit der heiklen Situation umzugehen, wiegelt der Veranstalter ab.

Auf der Internetseite teilt der ASC seinen „lieben Kunden“ Folgendes mit: „Wir möchten Ihnen als unsere Kunden heute gerne nützliche Hintergrundinformationen zur aktuellen Situation und Sicherheitslage in den touristischen Zentren in Kenya geben, damit Sie beruhigt Ihre geplanten Kenya-Ferien antreten können.“ In den Urlaubsresorts um Mombasa gebe es keine Unruhen. Alle Transfers gingen reibungslos vonstatten, heißt es. „Das Leben in und um unsere Strandhotels und der direkten Umgebung ist ruhig und störungsfrei – ein erholsamer Urlaub ist problemlos und ohne Einschränkungen möglich.“ In der Tat wurde bisher von Übergriffen auf Touristen an den Urlaubsorten nichts bekannt. Im Airbus A 310 der unternehmenseigenen African Safari Airways (ASA) sollen nach Agenturberichten am 7. Januar allerdings nur 20 Passagiere von Berlin-Schönefeld nach Mombasa geflogen sein.

Der Münchner Veranstalter Studiosus hat alle Abreisen nach Kenia bis zum 14. Februar gestrichen. Über die restlichen Februartermine wolle man am 22. Januar entscheiden, heißt es. Sollte es bis dahin zu keiner Beruhigung der Lage kommen, werde man allen Gästen von Kombinationsreisen anstelle des Kenia- Programms ein ausgedehnteres Programm in Tansania anbieten.

Der Berliner Veranstalter Chamäleon nimmt vorerst bis Ende Februar keine Buchungen für Kenia an. „Bei uns hielt sich der Andrang im Januar mit zwölf Teilnehmern ohnehin in Grenzen“, sagte Geschäftsführer Ingo Lies. Außerdem biete er Safarireisen in Kombination mit Tansania an, da gebe es die Möglichkeit, ganz auf das Nachbarland umzuschwenken. Die Entwicklung der Lage in Kenia und damit die Aussichten für den Tourismus des Landes sieht Lies im Übrigen wenig optimistisch. „Das Problem wird uns eine Weile erhalten bleiben, so tragisch das vor allem für die Menschen in Kenia ist.“

Tui-Sprecher Mario Köpers bestätigte, dass die Buchungszahlen drastisch zurückgegangen seien. Derzeit habe Tui noch etwa 200 Gäste in Kenia und es gebe auch Kunden, die weiterhin dorthin wollten. „Doch die werden von uns ausdrücklich auf die Situation hingewiesen.“ Die Zukunft des Tourismus in Kenia sieht man bei Tui gedämpft optimistisch. „Die entsprechende Infrastruktur ist ja intakt. Wenn sich politisch die Wogen glätten ließen, müsste den Kenianern und uns nicht bange sein“, sagte Köpers.

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