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Kreuzfahrt: Lust am Denken

Wie sich wissbegierige Kreuzfahrtgäste auf Hapag-Lloyd-Schiffen schlaumachen können.

Dass man auf einer Kreuzfahrt heute eine neue Insel entdeckt, ist eher die Ausnahme. Dem Hapag-Lloyd-Schiff „Bremen“ ist es vor fünf Jahren in der Antarktis zwar tatsächlich mal gelungen. Aber die wachsende Reiselust hat dazu geführt, dass auch eher abgelegene Gegenden von immer mehr Menschen eingehend erforscht wurden.

Für Hapag-Lloyd-Chef Sebastian Ahrens lag daher klar auf der Hand, dass zur Weite die Tiefe kommen muss. Mit der „Expedition Wissen“ hat er die Kreuzfahrtensparte um ein Studienreiseformat erweitert. Das ist vor allem interessant für aktive Menschen, für Akademiker und mittelständische Unternehmer, die im Urlaub nicht nur gammeln, sondern auf höchstem Niveau dazulernen wollen. Wer das alte Kreuzfahrtenprinzip, bei dem man vor allem viel isst und sich von semiberühmten Fernsehkomikern bedudeln lässt, hinter sich lassen will, findet hier anspruchsvolle und sicher auch fordernde Angebote. Gerade jetzt ist das Fünf-Sterne-Schiff „Hanseatic“ unter dem Motto „Das politische Amerika“ auf dem Weg von Fort Lauderdale nach Halifax. Zu dieser Reise konnte man ein Vorprogramm in Berlin buchen mit Besuchen in der US-Botschaft, im Auswärtigen Amt und in der American Academy.

Bei den zahlreichen Landausflügen stehen auch Besuche in der deutschen Botschaft in Washington und Begegnungen mit amerikanischen Abgeordneten auf dem Programm. „Natürlich muss man diese Ausflüge nicht dazubuchen“, sagt Sebastian Ahrens beruhigend. „Man kann alles individuell zusammenstellen und sich jederzeit ausklinken.“

„Aber die meisten Gäste sind doch sehr interessiert und wissbegierig“, sagt Botschafter a. D. Bernhard von der Planitz, der zu den ersten Experten auf den Wissensexpeditionen zählte. Früher hat der langjährige Protokollchef im Auswärtigen Amt Staatsbesuche vorbereitet und begleitet. Seit seiner Pensionierung setzt er sein politisches Wissen als Berater unter anderem der American Academy ein.

Das Interesse der Gäste beschränkt sich nicht auf die Vorträge über die aktuelle Situation. Bei Tischgesprächen wurde von der Planitz immer wieder auch nach seinen Erfahrungen als Generalkonsul in New York am 11. September 2001 befragt. „Ich habe selber unendlich viel dazugelernt“, sagt er. Besonders Wolfgang Grams, der Experte für Kulturgeschichte und Migration und Erfinder des EU-Projekts „Routes to the Roots“ hat es ihm angetan. Aber auch der Korrespondent Klaus-Jürgen Haller muss eindrucksvoll gewesen sein: „Ihm verdanke ich, dass ich zum ersten Mal das amerikanische Wahlsystem wirklich verstanden habe“, sagt Sebastian Ahrens.

In seinem von Mitarbeitern Hexenküche genannten Brainstorming-Büro entstehen immer neue „Abenteuer für den Geist“. Von Akaba nach Dubai geht es im Oktober 15 Tage lang unter dem Motto „Arabien: Fluch und Segen des schwarzen Goldes“ (ab 6250 Euro inklusive Flüge). Über „Europa: der lange Weg zum Frieden“ wird im September zwischen Cuxhaven und Livorno diskutiert (ab 3990 Euro). Theologen und Historiker legen glaubensgeschichtliche Fundamente, Wirtschaftswissenschaftler erläutern das Prinzip der Basarökonomie, Biologen vertiefen Naturerlebnisse in der Südsee. Wer au jour sein und mitreden will, kann seinen Urlaub so als gutes Briefing gestalten.

Man darf darauf hoffen, auch den Freundeskreis zu erweitern. Bernhard von der Planitz jedenfalls versichert: „Meine Frau und ich haben hochinteressante Menschen kennengelernt, mit denen wir zum Teil noch in Verbindung stehen.“

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