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Pracht im Grünen. Das Gebäude des Hotels Bühlerhöhe wurde 1912 errichtet und diente anfangs als Offiziersgenesungsheim. 1921 wurde es zum Kurhaus umgestaltet.

© p-a/ dpa

Luxushotel Bühlerhöhe: Wo Boris Becker eine Hochzeitssuite buchte

Das Hotel Bühlerhöhe bei Baden-Baden beherbergte lange illustre Gäste. Nun ist es insolvent. Ein Neubeginn wird schwer.

Könige, Staatsmänner und Stars logierten hier. Der erste Kanzler der jungen Bundesrepublik, Konrad Adenauer, genoss bei seinen häufigen Besuchen den Ausblick vom Balkon des Schlosshotels Bühlerhöhe auf die Rheinebene. Tennislegende Boris Becker verbrachte im luxuriösen Ambiente der Schwarzwaldidylle nahe Baden-Baden seine erste Hochzeitsnacht. Die Schlichter des öffentlichen Dienstes nutzten in den 1990er Jahren die Abgeschiedenheit auf rund 800 Meter Höhe, um in Ruhe ein Lösungspaket im Tarifkonflikt zu schnüren. Und 2006 war es das WM-Quartier der englischen Fußballnationalmannschaft. Nach dem fehlgeschlagenen Engagement eines deutschen Eigentümers, blicken viele gespannt in den Schwarzwald, um zu sehen, was nun ein nicht unumstrittener ukrainischer Investor aus der traditonsbeladenen Immobilie machen wird.

Das Haus gehörte einst zu den ersten Adressen der Welt. Doch seit drei Jahren ist mit der großen Politik und dem Glamour an der Schwarzwaldhochstraße Schluss. Der SAP-Mitbegründer Dietmar Hopp verkaufte den barockähnlichen Prachtbau an einen ukrainischen Geschäftsmann. Hopp selbst hatte das Hotel 1999 gekauft. Jahre zuvor war das heruntergekommene Hotel aus der Kaiserzeit von Radiopionier Max Grundig erworben und für mehr als 150 Millionen Mark zu einer Kurklinik für die gehobene Gesellschaft umgebaut worden. Die Wiedereröffnung unter Regie von Grundig erfolgte im August 1988.

Seit dem Verkauf von Hopp ruht der Hotelbetrieb in dem 1912 ursprünglich als Offiziergenesungsheim errichteten Gebäude. Der Pachtvertrag mit der spanischen Hotelkette NH-Hoteles wurde aufgehoben. Nun hat die wechselvolle Geschichte der Nobelherberge den vorläufigen Tiefpunkt erreicht: Vor einigen Tagen ging wegen unbezahlter Rechnungen das Licht aus – jetzt wurde auch noch Insolvenz gegen das einstige Fünf-Sterne-Hotel beantragt. Der Insolvenzantrag wurde von zwei Gesellschaften gestellt, an denen Dietmar Hopp beteiligt ist.

Gediegen — die luftig-großzügige Rotunde bildet den Eingangsbereich des Hotels.
Gediegen — die luftig-großzügige Rotunde bildet den Eingangsbereich des Hotels.

© p-a/ dpa

„Als wir hörten, dass das Gebäude noch nicht einmal mehr in Betrieb gehalten wird, schrillten bei uns die Alarmglocken“, begründet Berthold Wipfler, der Steuerberater der Unternehmerfamilie Hopp, den Insolvenzantrag. Schließlich hat der ukrainische Geschäftsmann Igor Bakai Hopp auch nach drei Jahren erst etwas mehr als die Hälfte des geschätzten Kaufpreises in Höhe von etwa 35 Millionen Euro überwiesen.

Aus Zahlungsunfähigkeit oder -unwilligkeit? Das muss jetzt die auf heikle Fälle spezialisierte Insolvenzkanzlei Schultze & Braun aus dem badischen Achern herausfinden. Keine einfache Aufgabe. Bakai sollen neben dem Schlosshotel in und um Baden-Baden einige wertvolle Immobilien gehören, darunter auch ein Schloss. Die aber zählen zum Privatvermögen der Familie; Insolvenzantrag wurde nur gegen den Eigentümer der Bühlerhöhe gestellt, die Anna Maria GmbH, deren Chef wiederum Bakai ist. Der vorläufige Insolvenzverwalter Ferdinand Kießner will sich nun erst einmal einen Überblick verschaffen, „was an Vermögen überhaupt vorhanden ist“. Ist nichts mehr da, müsste der Verwalter notfalls einen neuen Investor suchen.

Lichtblick: Auf der Terrasse gibt's wieder Kaffee und Kuchen

Wendeltreppe. Viele Stufen führen hinab zum schwarz-weiß gefließten Erdgeschoss.
Wendeltreppe. Viele Stufen führen hinab zum schwarz-weiß gefließten Erdgeschoss.

© picture alliance / dpa

Und der sollte schon etwas Geld auf der Kante haben, wenn er dem Schlosshotel eine Zukunft bieten will: Aus der Mode gekommene holzvertäfelte Räume, renovierungsbedürftige Bäder oder eine veraltete Technik bei Lüftung und beim Brandschutz – um das angestaubte Fünf-Sterne-Hotel zeitgemäß aufzupolieren, hätte Hopp an die 30 Millionen Euro hineinstecken müssen. Das war selbst dem Mäzen zu viel. „Wir hatten uns aus rationalen Gründen von dem Hotel verabschiedet“, sagt sein Steuerberater.

An Plänen für den Umbau des Hotels will der neue Eigentümer schon länger arbeiten, denn auf der Bühlerhöhe soll es weitergehen. Investor Igor Bakai hat sich nach Informationen der „Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung“ (AHGZ) offenbar an die Frist gehalten, die der vorläufige Insolvenzverwalter Ferdinand Kießner ihm gesetzt hatte. Zu Beginn der Woche wurden dem Grundzüge eines Finanzierungskonzepts für den endgültigen Erwerb des Schlosshotels vorgelegt. Das teilte die Firma Schultze & Braun mit, für die Kießner tätig ist.

„Das Gespräch fand in einer sehr konstruktiven Atmosphäre statt“, berichtet der vorläufige Insolvenzverwalter. Bakai habe dem Eindruck nach bestätigt, dass er ernsthaft daran interessiert sei, die Bühlerhöhe in seinem Eigentum zu behalten. „Wir haben konkrete Zahlungsziele vereinbart und die Gesellschafter werden weitere Sicherheiten zur Verfügung stellen, um diese Zusagen zu untermauern“, sagte Kießner.

Nach dem von Dieter Hopp gestellten Insolvenzantrag hat sich Bakai bemüht gezeigt, den Betrieb im Schlosshotel wieder aufzunehmen, zumindest das Kaffee- und Kuchengeschäft auf der Terrasse. Reto Schumacher, früherer Direktor und immer noch Angestellter im Schlosshotel, zeigt sich zufrieden mit dem Anklang, den das gefunden hat. Seit Beginn dieses Monats strömen die Menschen wieder zum einstigen Prominententreff: „Das herrliche Wetter hat Hunderte von Gästen auf die Bühlerhöhe gelockt. Ich bedauere sehr, dass wir nicht genug Platz hatten, um alle Gäste bewirten zu können“, sagte Schumacher der AGHZ. Neben der legendären Hirschterrasse mit Blick auf den Schwarzwald steht auch der Wilhelmsturm für standesamtliche Trauungen wieder zur Verfügung. Damit werde „ein deutliches Zeichen gesetzt, dass das Haus lebt“.

Der Insolvenzantrag hatte auch die Stadt Bühl kalt erwischt – weil er leidvolle Erinnerungen an ein benachbartes früheres Grandhotel weckt, das Hundseck. Auch dieses wurde von einem ausländischen Investor gekauft, der es verfallen ließ. Im November rückten Bagger an, um das ehemals denkmalgeschützte, zuletzt aber baufällige Gemäuer abzureißen. (mit gws)

Susanne Kupke

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