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Ring aus Bastionen. Valletta, Hauptstadt der maltesischen Republik, ist die am besten gesicherte Stadt der Welt. Seit 1980 ist sie Unesco-Weltkulturerbe - und nicht umsonst ein beliebtes Ziel im Malta-Urlaub.

© imago

Malta-Urlaub: Und abends in die Seeräuberkneipe

Surfer lieben die Insel, Urlauber schwärmen von Landschaft und Meer: Malta-Urlaub ist magisch.

Die Blaumerle ist auch nicht viel anders drauf als ein typischer Tourist. Die „Blue Rock Trush“ badet zur Erfrischung gerne, am liebsten täglich, in Süßwasser. „Still, spitz mal die Ohren“, flüstert Touristenführer Darrell Azzopardi und legt den Zeigefinger freundlich mahnend an die Lippen. Und da sind sie in der Weite des Naturparks Il-Majjistral im Nordwesten Maltas oben überm Meer zu hören, die Flötentöne des Insel-Nationalvogels mit dem herrlich blauen Federkleid. Nicht ohne Grund ist der Malta-Urlaub so beliebt.

Manchmal, so hören es Ornithologen heraus, manchmal, da klinge die geschützte Art ein wenig melancholisch. Vielleicht, weil im Inselstaat Malta die traditionsreiche Vogeljagd bestimmter Arten im Frühjahr und im Herbst noch immer erlaubt ist. Doch die Blaumerle kann es sich in ihrem stets schön weich ausgelegten Nest hoffentlich bald sorgenfrei bequem machen, denn im kleinsten EU-Mitgliedsstaat ist es dem Zusammenschluss von einem Dutzend Umweltschutzverbänden gelungen, dank mehr als 40000 gültiger Unterschriften ein Referendum zur Abschaffung der Frühjahrsjagdsaison durchzusetzen.

Die Regierung berät gerade die Umsetzung. Romina Tolu arbeitet mit bei „Birdlife Malta“, und sie weiß, dass die Initiative den Tourismusbehörden nicht sonderlich lieb ist, weil sie ein ohnehin umstrittenes Thema in den Blick der Öffentlichkeit rückt. „Doch wir stehen eben auch für das moderne Malta“, sagt Tolu, „und es kommen sogar viele Urlauber als Ehrenamtliche zu uns, die uns helfen, die Naturreservate zu hegen.“ Die reißen dann etwa alte Schützensitze mit Jagdhäuschen im Naturpark ab.

Malta-Urlaub die x-te: Man kehrt hier immer gern zurück

Malta und die Vogeljagd, das ist ein Thema – aber es gibt eben weit mehr als Malta und die Vogeljäger, Malta und die Sprachschüler oder Malta und die Kreuzfahrttouristen. Denn der Inselstaat „mag vielleicht geografisch klein sein, aber seine vielen Möglichkeiten machen das Land ganz groß“, schwärmt Francesca Vincenti. Die 49-jährige Windsurferin stemmt sich gegen den starken Wind, sie steht in Mellieha Bay im Nordosten am Sandstrand. Ja, auch das gibt es auf der Kalksteininsel.

Die Naturliebhaberin und frühere Windsurfmeisterin war viel unterwegs in der Welt, doch sie kehrt immer gern zurück. Ob wegen des „Rolex Middle Sea Race“ oder des Schokoladenfestivals samt epischem Kostümumzug jetzt im Herbst, des Malta-Marathons oder der Valletta-Bootsschau. Auch ein Opern-Open Air findet statt, oder man kann im Künstlerdorf Ta’ Qali in Rundcontainerhäusern günstigen und ausgefallenen Silberschmuck kaufen. Francesca Vincenti ist stolz darauf, dass „fast jeder Machthaber in der Geschichte Malta als Inselchen besitzen wollte, um von dort aus Südeuropa und den Mittelmeerraum zu kontrollieren“.

Ob es die Araber, die Phönizier oder Karthager waren, die Römer, die Byzantiner, die Normannen, die Franzosen oder die Briten. Kürzlich hat das Magazin „CNN Traveller“ die festungsmauerumfriedete, zu großen Teilen autofreie Hauptstadt Valletta in die Liste der „20 Top Unesco World Heritage Sites“ aufgenommen. Die monumentale Ansicht vom Wasser aus begeistert die Besucher. 2013 machten hier rund 1,6 Millionen Reisende Station, häufig auch Kreuzfahrttouristen, das sind 9,6 Prozent mehr als im Jahr zuvor.

Pause an der Wanderküste: Brad Pitt schätzt das auch

Wellentanz
Wellentanz

© Gaizka Iroz/AFP

Unten in St.Julians boxen Kids in Muskel-T-Shirts beim Hau-den-Lukas-Spiel. Doch hier oben, im Il-Majjistral-Geschichtspark im Nordosten der Hauptinsel mit ihren Schwestern Gozo (Wandern, Klosterurlaub) und Comino (Bootstouren, Baden), ist es ruhig. Es duftet, nach Kräutern und nach Meer. Da krabbelt ein Mittelmeer-Chamäleon, mit seiner Tarnfarbe passt es sich pefekt an den honigfarbenen Boden an. Wie beruhigend und zugleich inspirierend Gelb in allen möglichen Schattierungen leuchtet: von eierschal- und honigfarben über ocker und beige bis zum güldenen Sonnenton.

Auch an der Wanderküste mit Erdsalzpfannen bei Xlendi auf Gozo macht man dann inmitten des sanften Farbenmeers Pause. Brad Pitt schätzt das auch. Dort, wo die Wanderstrecke durch den Naturpark sanft abfällt in Richtung der Badebucht Golden Bay, da haben sich der Schauspieler und seine Crew einst bei den Dreharbeiten für den Film „Troja“ im „Apple’s Eye Restaurant“ entspannt. Hier hat einer der öffentlichen Busse seine Endstation. Die Fotos im Restaurant zeigen, wie die Darsteller ihre Rüstung an die Bar gelehnt und Drinks bestellt haben.

Brad Pitt dreht derzeit, gemeinsam mit seiner Ehefrau Angelina Jolie, wieder auf der Insel. Der Liebesfilm „By the Sea“ wird produziert. Dafür wird der herrlich gelegene Strand Mgarr ix-Xini im Süden der Insel für Urlauber bis zum 10. September gesperrt. Filmreif sind auch all die gigantischen, authentischen Ritterkulissen auf der Heimatinsel des Malteserordens, durch die jetzt Malta-Expertin Ana de Bono voll Leidenschaft führt. Hier wurde das klassische Krankenhaus erfunden. In den pittoresken Gassen, gesäumt von schmalen, herrschaftlichen Häusern, locken wiederbelebte Seeräuberkneipen. Schöne Balkons sind zu bewundern und verspielte Türgriffe in Delphinform.

Heute erobern immer mehr Windsurfer das Eiland

In den Baccara-Aussichtsgärten stehen jahrhundertealte, große Kanonen. Man braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, wie Napoleon mit seiner Flotte in einen der Naturhäfen einbiegt. Regelmäßig verzaubern die für ihre weltmeisterliche Feuerwerkskunst berühmten Einwohner diese Kulissen mit ihren Böllerkaskaden und Lichtregen in ein leuchtendes Spektakel. Auch wenn Malteser heiraten, knallen sie übrigens zur Feier des Tages gern. Heute erobern immer mehr Windsurfer das Eiland westlich von Tunesien und südlich von Sizilien.

In der Portomaso-Marina in Paceville kann man sich die Ausrüstung leihen. Und bekommt auch sonst Unterstützung. Denn wegen des felsigen Ufers schleppen Verleiher Paul de Bono und seine Crew die Kundschaft einfach samt Material ein Stück aufs Meer hinaus. Da wähnt man sich dann auf seinem Brett ganz allein auf dem Wasser. Auch in der Mellieha Bay erlebt man, wie die Gischt spritzt und alles an Land langsam verschwimmt, verschwindet.

Ein Flamingo fliegt vorbei. Fischreiher, Bienenfresser, Pirole und Bussarde. Und all die vielen, oft vom Aussterben bedrohten Zugvögel. Malteser erzählen sich gern mit einem Grinsen, wie sehr es manche Ehefrau auf der Insel genießt, ihren Mann frühmorgens mit Pausenbrot und Schrotflinte loszuschicken, damit sie sich daheim mal in Ruhe um alles kümmern kann. Ach, würden sie doch nur noch auf Tontauben schießen. Und uns Touristen in aller Ruhe die versteckten Schönheiten des magischen Malta entdecken lassen.

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