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Modell der "Wapen von Hamburg" aus dem Jahr 1669.

© Maritimes Museum Hamburg

Maritimes im Museum: Ahoi und Meer in Hamburg

Umfassend: Im Maritimen Museum in der Hamburger Speicherstadt erleben Besucher spannende See-Geschichten auf neun Decks

Kreuzfahrtpassagiere möchten ja nicht den ganzen Tag aufs Meer starren. Oder im Liegestuhl dösen. Unterhaltung muss her. Und deshalb waren die Reedereien, kaum war die Kreuzfahrt Ende des 19. Jahrhunderts aus der Taufe gehoben, um kurzweilige Animation bemüht. Auf der Weltreise der „Cleveland“ etwa konnten sich die Passagiere an diversen Spielen ergötzen. So gab es zum Beispiel das „Eier-Löffel-Laufen“ für die Dame oder das „Tauziehen zwischen verheirateten Herren und Junggesellen“. Beim „Kopfkissenkampf“, einer Disziplin für Herren, bekam der Sieger als Preis einen Zigarrenabschneider. Besonders beliebt war die „Frisier-Konkurrenz“. Dabei stand jeweils ein Herr hinter einer sitzenden Dame, löste ihr Haar und steckte es dann so schnell wie möglich wieder auf.

Tragödie der "Titanic"

Solche und viele andere See-Geschichten erzählt das Internationale Maritime Museum in Hamburg, das die riesige Sammlung des jüngst verstorbenen Verlegers Peter Tamm beherbergt. Auf neun „Decks“ eines denkmalgeschützten Kaispeichers ist praktisch alles ausgebreitet, was im weitesten Sinne mit Schiffen und Meer zu tun hat. Der Untergang der „Titanic“ etwa löste den Beginn der modernen Seenotrettung aus. Erst nach der Tragödie der „Unsinkbaren“ wurden im Fall einer Havarie rote Leuchtraketen Pflicht, und für jeden Passagier musste ein Platz auf einem Rettungsboot garantiert sein. 1974 dann wurden die strengen Richtlinien der SOLAS (Safety of Life at Sea) verabschiedet, die für alle Schiffe gelten. Tatsachen-Videos dokumentieren, wie schwer Seenotrettungen bei hohem Wellengang und stürmischen Bedingungen sind. „In diesen Videos ist nichts gestellt, da ist alles echt“, erklärt Gerrit Menzel, Kurator der Ausstellung.

Wahr ist auch die Geschichte der „Sturmfahrt der Susanne“. Das Segelschiff brauchte im Jahr 1905 99 Tage, um Kap Horn zu umrunden. Es war einer der stürmischsten Winter in der Region, viele andere Schiffe hatten die Umrundung abgebrochen, einige waren gesunken. Die schnellste Umsegelung (fünf Tage und 14 Stunden) gelang übrigens der „Priwall“ 1938.

Sagenhafte 36 000 Miniaturschiffsmodelle

Will man alles sehen im Museum braucht man wohl viele Stunden. Rund 36 000 (!) Miniaturschiffsmodelle sind ausgestellt, zig Bilder von Marinemalern wie etwa Johannes Hölsts „Seestück“ (1913) hängen an den Wänden von Deck 8. Dort befindet sich auch die sogenannte Schatzkammer, in der eine ganz besondere „Santa Maria“ zu bewundern ist. Das legendäre Schiff von Christoph Kolumbus – aus purem Gold.

Faszinierend sind auch die detailverliebten „Knochenschiffe“, die unter qualvollen Bedingungen entstanden sind. Kriegsgefangene der Engländer während der Napoleonischen Kriege (1792 bis 1812) fertigten sie aus Tierknochen, eingepfercht auf engstem Raum. Schnell waren die Schiffsmodelle so beliebt, dass Auftraggeber einen Batzen Geld dafür zahlten. Manch ein später entlassener Häftling konnte sich dank der Knochenschiffe eine neue Existenz aufbauen.

Dagegen ist die Fertigung der „Queen Mary 2“ aus Legosteinen natürlich ein Klacks. Obwohl eine Million Plastikblöckchen ja auch erst mal zusammengesteckt werden müssen. Knapp sieben Meter lang und fast zwei Meter hoch ist die beeindruckende „Queen“ im Museum.

Im Haus ist vieles zu bestaunen, aber man kann auch selbst Hand anlegen. Für Gruppen gibt es Angebote wie Knoten knüpfen, Segelschiffe bauen oder Seestücke malen. Spannender kann man einen verregneten Tag in Hamburg kaum verbringen. Hella Kaiser

Internationales Maritimes Museum Hamburg, Kaispeicher B, Koreastraße 1, Telefonnummer: 040 / 300 92 30 14, Internet: imm-hamburg.de, geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 13 Euro, diverse Ermäßigungen

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