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Keine Zimmer frei. Das 1960er-Logo des Motels La Concha ist ein Prunkstück im Museum. Die Herberge existiert nicht mehr, die einstige Lobby wurde vor dem Abriss bewahrt und dient jetzt als Besucherzentrum des Museums.

© Barbara Munker, p-a/dpa

Neon-Museum: Glitzern hat Geschichte

Nostalgisch schöne Kunst: 150 alte Reklamen leuchten im Neon-Museum von Las Vegas.

Von Barbara Munker, dpa

Bei vielen Exponaten ist der Lack ab: Die Wüstensonne über Las Vegas hat sie ausgebleicht. Rostige Kanten schauen hervor, Glühbirnen sind zerplatzt, die Farbe blättert ab. Gerade das aber macht den Reiz des Neon-Museums in der sonst perfekt glänzenden Casino-Metropole aus. In dem Freilichtmuseum am nördlichen Ende des Las Vegas Boulevards ist ein Stück Wüstenboden der „rote Teppich“ für ausgediente Neonreklamen von Casinos, Hotels, Hochzeitskapellen und Restaurants.

Mitten in den Sand gesetzt, ein Sammelsurium von historischen Leuchtreklamen, die einst am Strip funkelten und dann auf Schrottplätzen und alten Lagerhallen Staub ansetzten. Im Neon-Museum haben sie ihre letzte Ruhestätte gefunden – und die Besucher entdecken ein Stück Geschichte der Glitzermetropole.

„Natürlich sind das Kunstwerke“, schwärmt der junge Museumsführer Sean Caudill bei seiner einstündigen Tour. Es ist Abend, und die alten Neonschilder beginnen zu blinken. Der zehn Meter breite und überdimensionale „STARDUST“-Schriftzug leuchtet abwechselnd in Rot, Blau und Grün. Von alleine funkeln die Buchstaben des berühmten Casinos nicht mehr. Farbstrahler rücken die Exponate ins rechte Licht.

Von den rund 150 Neonreklameschildern des Museums sind nur einige in teurer Handarbeit restauriert worden. Eines davon ist ein riesiger Pfeil mit den glitzernden Leuchtbuchstaben „Wedding Information“. Las Vegas ist das Paradies für Blitz-Hochzeiten. Auch das 1960er-Logo des alten Motels „La Concha“ strahlt aus eigener Kraft.

Die über 50 Jahre alte Hotellobby des „La Concha“-Motels, die 2005 vor der Abriss bewahrt wurde, dient jetzt als Besucherzentrum des Museums. Das auffällige Design mit drei kurvigen Muschelbögen als Dach ist der passende Ausgangspunkt für den Ausflug in die glitzernde Geschichte von Las Vegas, mit Namen von Stars wie Elvis Presley und Frank Sinatra, oder Kult-Vergnügungsstätten wie „Moulin Rouge“, „Sahara“ und „Treasure Island“.

Alle Exponate unter freiem Himmel haben eine bewegte Geschichte. Das älteste – ein Schild aus den 1930er Jahren – preist Cocktails, Steak und Chicken an. Es ist das Relikt eines Restaurants, das während der Prohibition für selbst gebrannten Whiskey und knusprige Hühnchen berühmt war.

Besucher spazieren an einer haushohen Teekanne des alten Aladdin-Casinos vorbei. Ein paar Schritte weiter ragt ein Drei-Meter-Riese aus der Sammlung von Leuchtbuchstaben hervor. Der „Pool Player“ aus Stahl mit einer riesigen Stange in der Hand machte früher für eine Poolbillard-Halle Werbung.

In einer Stadt, in der alles neu, größer und noch spektakulärer sein soll, haben die ausgedienten Neon-Relikte ihr Überleben einigen enthusiastischen Sammlern und Kunstfreunden zu verdanken. Bereits 1996 gründeten sie einen Verein, der mit Spendengeldern die Rettung der alten Werbetafeln finanzierte. Im Museum lebt die Ära der Neonschilder weiter. (dpa)

Informationen: Das Neon-Museum kann nur im Rahmen einer einstündigen geführten Tour besucht werden. Führungen finden täglich statt, je nach Jahreszeit zwischen 9 und 21 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 18 Dollar (rund 13,50 Euro), Im Internet: neonmuseum.org

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