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Reise: Nordwind auf den Kykladen Diener seiner Gäste: Wie ein Hotelbesitzer auf Paros gegen die Krise kämpft

Kalypso klingt nach dem Namen eines karibischen Tanzes – und das Panorama lässt solche Assoziationen auf den ersten Blick auch zu: Ein paar Palmen schaukeln am Strand, die Wellen plätschern leise vor sich hin, eine Sandbucht schwingt sanft und langgestreckt im Halbrund. Zehn Minuten sind es von hier zu Fuß bis Naoussa, dem vielleicht schönsten Fischerhafen der Ägäis.

Kalypso klingt nach dem Namen eines karibischen Tanzes – und das Panorama lässt solche Assoziationen auf den ersten Blick auch zu: Ein paar Palmen schaukeln am Strand, die Wellen plätschern leise vor sich hin, eine Sandbucht schwingt sanft und langgestreckt im Halbrund. Zehn Minuten sind es von hier zu Fuß bis Naoussa, dem vielleicht schönsten Fischerhafen der Ägäis.

Kalypso bedeutet aber auch eine Meeresnymphe in der griechischen Mythologie. Kalypso nennt sich eine griechische Malerin aus der Antike. Und selbst ein Asteroid trägt diesen Namen.

Auf der Kykladeninsel Paros aber heißt auch ein Hotel Kalypso. „Nimm doch einfach den Namen deiner Großmutter!, schlug mir ein Onkel vor“, erzählt der Hotelbesitzer Yiorgos Bafitis, als er Ende der 70er Jahre nach einem Namen für sein Projekt suchte. Gute Idee, sofort umgesetzt. Auf der Visitenkarte steht: „Willkommen im Kalypso, wo die Gastlichkeit so warm ist wie die ägäische Sonne.“ Das klingt nach purer Werbung, doch Yiorgos Bafitis unternimmt alles, um die Reklame zu verwirklichen.

Der strahlend weiße Bau ist liebevoll und gediegen gestaltet. Neu und Alt mischen sich in der Inneneinrichtung, klare, einfache Formen herrschen vor. In das Bibliothekszimmer im ersten Stock hat Yiorgos Bafitis sogar die alten Möbel seines Großvaters gestellt, am Rand stehen ein paar alte, nicht mehr benötigte Handwerksgegenstände. Das Treppengeländer ist traditionell geschnitzt, Hocker und Tische in der Lobby sind modern und elegant, der Innenhof ist mediterran und luftig gestaltet, der Garten auffallend gepflegt. An der Frühstücksterrasse zum Meer plätschert ein Brunnen.

Und der Hotelbesitzer ist der stets greifbare Freund seiner Gäste. „Ich wollte immer Hotelier werden“, sagt der bescheidene 48-Jährige lächelnd, „ es gefällt mir, den Menschen zu helfen, ihnen etwas zu erklären.“ Und so ist er meist im Hotel zu sehen, bleibt immer hilfsbereit, aufmerksam, geduldig, ein stiller Diener seiner Gäste. Die freundlichen Angestellten verstärken die familiäre Atmosphäre. Und da man sich mit Yiorgos Bafitis auf Deutsch verständigen kann, versammeln sich bei ihm, wie überhaupt in Naoussa, viele Deutsch sprechende Gäste. Darauf hatten sie sich im Hotel Kalypso eingestellt, darauf konnten sie bauen.

Die Zeiten haben sich geändert, die Krise dauert an. Auch Stammgäste hätten abgesagt, erzählt Bafitis. Sie fürchteten sich. Vor Streiks, vor Chaos, vor Deutschfeindlichkeit. „Ein Quatsch“, sagt der Hotelchef, „sehen Sie selbst! Auf den Inseln ist es ruhig.“ Unruhen gebe es vielleicht in den Städten, in Athen, Patras oder Thessaloniki. Die sogenannte Deutschfeindlichkeit sei aber vor allem ein Produkt der Medien, behauptet Bafitis. Seine Auslastung im Mai war eine Katastrophe, sagt er, im Juni war er bei 70 Prozent. Das klingt nicht schlecht, aber im vergangenen Jahr um diese Zeit war er ausgebucht. Ein Grund: Reiseunternehmen haben sein Hotel aus dem Programm genommen, wer kommen will, müsse das selbst organisieren. Nicht einfach. Die kleinen Inselflieger sind schnell voll, die Fahrpläne der Fähren bisweilen schwer zu durchschauen.

Das Hotel hat 41 Zimmer und vierzehn Appartements – und ständig verbessert und verschönert Yiorgos Bafitis alles. So hat er gerade ein sogenanntes Superio-Zimmer mit Whirlpool fertiggestellt. Alles ist sehr geschmackvoll. Die modernen Lampen stammen aus Frankreich, die Duscharmaturen sind mit allen Schikanen ausgestattet und kommen aus Deutschland und der Blick über die Bucht ist grandios.

Am Frühstücksbuffet wird der Gast mit leiser klassischer Musik in den Tag gebracht, abends ertönen in der Bar Schmusehits aus den 60er Jahren, wie Otis Reddings „Sittin' on the dock of the bay“ beispielsweise. Aus der Küche bekommt man tagsüber auch Kleinigkeiten serviert, ein Restaurant aber wolle er nicht aufmachen. Zum einen ist das Hotel Richtung Norden ausgerichtet und die vorherrschende Windrichtung auf den Kykladen ist der Nordwind, der auch mal heftig werden kann. Zum anderen wollen seine Gäste in der Nacht schlafen, ein Restaurant bringt Geräusche mit sich. Überdies: In Naoussa gibt’s viele nette Tavernen, die zum Ausprobieren animieren.

Was Yiorgos Bafitis für die Zukunft wünscht? Natürlich zunächst mal eine verlässliche, stabile Wirtschaft, das versteht sich für den gelernten Volks- und Betriebswirt von selbst. Aber dann kommt es wie aus der Pistole geschossen: „Ein größerer Flughafen muss her!“ Und Bafitis erklärt die Gewohnheiten vieler Gäste in unserer Zeit: „Heute wollen die Leute in der Frühe aufstehen und mittags im Meer schwimmen“, sagt er, „und Zimmer mit Meeresblick wollen sie auch.“

Ob Paros tatsächlich einen größeren Flughafen bekommt, ist ungewiss. Der herrliche Meeresblick aber ist im Hotel Kalypso garantiert.Doppelzimmer je nach Saison und Ausstattung zwischen 50 und 105 Euro. Das Hotel ist von Mai bis Oktober geöffnet. Telefon: 00 30 /22 84 05 14 88, www.kalypso.gr

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