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Katjavivi

© Rolf Brockschmidt

Peter H. Katjavivi: Windhoek und Berlin lernen voneinander

Botschafter Katjavivi über die Zukunft

Botschafter Katjavivi, was bedeutet die Städtepartnerschaft Berlin-Windhoek für Ihr Land?

Unsere Partnerschaft ist Ausdruck einer über viele Jahre gewachsenen Beziehung zwischen Namibia und Deutschland, die nach unserer Unabhängigkeit 1990 eine sehr positive und konstruktive Wende nahm. Anders als Windhoeks Partnerstädte Bremen und Trossingen ist Berlin nicht nur die Hauptstadt Deutschlands, sondern auch ein Zentrum der Weltpolitik. Berlin ist eine Stadt, in der die deutsche Geschichte allgegenwärtig ist – eine Geschichte, die immer auch ihre Schatten auf Afrika und Namibia geworfen hat. Hier wurde unser Kontinent bei der sogenannten Kongo-Konferenz 1885 auf dem Reißbrett aufgeteilt. Hier hat sich August Bebel 1904 im Reichstag vehement gegen den deutschen Kolonialismus ausgesprochen, der ja bekanntlich noch viele Jahre anhielt. Aber es war auch hier in (Ost)Berlin, wo Namibias Befreiungsbewegung SWAPO bereits seit Ende der 70er Jahre diplomatischen Status genoss. Unsere heutige Partnerschaft zeigt, dass die Menschen einander in Freundschaft begegnen, um die Zukunft zu Gunsten der Bürger beider Städte zu gestalten.

Warum hat es so lange gedauert, diese Partnerschaft mit Leben zu erfüllen?

Mir wurde berichtet, dass es einiges an Überzeugungskraft brauchte, damit sich Windhoek mit seinen 250 000 Einwohnern gegen seine Mitbewerber, die afrikanischen Millionenstädte Kairo und Johannesburg, durchsetzen konnte. Nun liegt es an uns allen, diese Beziehung zu gestalten und dies vor allem mit einer entsprechenden Außenwirksamkeit zu tun. Dafür brauchen wir auch die Medien, denn die Berliner und Windhoeker Bürger müssen erfahren, woran wir arbeiten, damit sich jeder beteiligen kann.

Was haben beide Städte gemeinsam?

Aufgrund der Geschichte gibt es Gemeinsamkeiten in Kultur, Sprache, Architektur und einer Anzahl von Speisen. Wir sind multikulturelle und mehrsprachige Gesellschaften und haben zeitgleich Namibias Unabhängigkeit und Deutschlands Vereinigung erlebt. Wir können voneinander lernen, wie man mit den Herausforderungen, die daraus erwachsen, konstruktiv umgeht.

Was kann Berlin von Windhoek lernen?

Als ehemaliger Vorsitzender des namibischen Rates für Denkmalschutz war ich erstaunt, wie Deutschland die Frage der DDR-Denkmäler nach der Wiedervereinigung behandelte. In Namibia haben wir die Kolonialdenkmäler als eine Lektion der Geschichte bewahrt, um daraus zu lernen und zukünftigen Generationen die Geschichte ihres Landes nahe zu bringen. Ich möchte Berlin an dieser Stelle nicht belehren. Nur war es für mich etwas, wofür ich keine Erklärung fand.

Was erwarten Sie von dieser Partnerschaft mit Berlin für die Zukunft?

Unsere Partnerschaft wurzelt in der Idee des globalen Dorfes. Sie bringt Menschen zusammen, und sie lernen sich zu respektieren, was zu einer konfliktfreien Welt in Frieden und Harmonie beitragen kann. Das ist zumindest meine Hoffnung.

Das Gespräch führte Rolf Brockschmidt

Prof. Peter H. Katjavivi ist seit September 2006 Botschafter der Republik Namibia in Deutschland. Der Historiker war von 1992 bis 2003 Vizekanzler der Universität von Nambia.

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