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Reise buchen: Sommer im Schlussverkauf

Die Sommerferien stehen kurz bevor – und so manche Familien noch ohne festes Reiseziel da. Wer erst jetzt bucht, kann mit Glück und Geschick noch Günstiges finden.

Es wird viele unterschiedliche Gründe geben, warum die von fast allen großen Pauschalreiseanbietern bereits im Winter angepriesenen „Frühbucherrabatte“ dem ein oder anderen nicht gepasst haben. Oder warum Selbstbucher mit der Reservierung eines Quartiers bisher in Verzug sind. Doch ganz gleich, ob Pauschalist oder Individualist: Wer bis heute für den Sommer nichts fix gemacht hat, etwa weil er sich zu den gewitzten Sparfüchsen zählt, die immer ein Schnäppchen abschießen, kann sich verrechnet haben. Beim „Buchen in letzter Minute“ ist zwar mit Glück ein netter Urlaub für die ganze Familie zum besonders günstigen Preis möglich – doch die Chancen dafür stehen eher schlecht.

Von allerlei Konjunkturdellen in der Vergangenheit gebeutelt, agieren heute vor allem die großen Reiseveranstalter vorsichtig. Sie kaufen längst nicht mehr in den Mengen fest ein wie in der Vergangenheit. Vielmehr schreiben sie Optionen in die Verträge mit Hoteliers und Airlines, die eine finanziell schmerzlose Rückgabe unverkäuflicher Betten und Flugsessel ermöglichen. Das heißt: Mussten früher bei unerwarteter Zurückhaltung der Kunden oft beachtliche Kontingente vor Ablauf des „Verfallsdatums“, also vor Reisebeginn, quasi auf dem Grabbeltisch verramscht werden, um wenigstens die Kosten zu decken, wird heute in den Konzernzentralen fein gesteuert: Je nach Marktlage werden Kapazitäten zugekauft oder abgegeben. Die Kampfpreise vergangener Jahre möchte und kann sich niemand mehr leisten.

Die Großen der Branche, die im Massengeschäft mit Riesenumsätzen und geringen Gewinnmargen ihr Heil suchen (müssen), setzen seit mehreren Jahren auf die Frühbucher, die sich idealerweise spätestens im Januar auf eine Sommerreise festlegen. Das funktioniert nicht immer, aber immer öfter. Mit Abschlägen wie „Turbo-XXL-Bonus“ und ähnlichen Phantasieetiketten wird geworben – und wer den einen Rabatt geschickt mit einem weiteren kombiniert (ein pfiffiges Reisebüro kann dabei sehr hilfreich sein), wird in der Tat feststellen, dass sich ein „Buchen in erster Minute“ durchaus lohnen kann.

Nun müssen sich die Haupt-Leistungsträger im pauschalen Urlaubsgeschäft – Hotels und Fluggesellschaften – allerlei Knebeleien der Reiseriesen gefallen lassen. Doch ohne gewisse Mindestgarantien spielen auch sie nicht mit. Und nur wenn sich auch diese Festkontingente als schlecht verkäuflich zeigen, gib’s Schnäppchen. Beispiel: In der vergangenen Woche wurde beim Restevermarkter L’tur unter der Rubrik „SuperLastMinute“ folgendes Angebot unterbreitet: 14 Tage in einem Hotel der „gehobenen Kategorie“ in Burgas an Bulgariens Sonnenstrand, Doppelzimmer mit Halbpension für 360 Euro pro Nase, inklusive Flug ab Berlin. Gleich zu Ferienbeginn. Gut, auf dem Rückflug ist ein Zwischenstopp in Kauf zu nehmen – aber immerhin.

Allerdings: Nicht alles, was als „Last- Minute-Angebot“ marktschreierisch angepriesen wird, verdient diese Bezeichnung, die schließlich ein gewisses Rabattversprechen beinhaltet. Und auf den einschlägigen Buchungsplattformen im Internet wird auch längst nicht immer seriös um die Gunst des Kunden geworben. „Schnäppchen für die Berliner Sommerferien – Spanien ab 199 Euro!“, wird (ebenfalls bei L’tur) plakatiert. Und was verbirgt sich dahinter? Zwei Nächte in einem Hostel in Madrid, inklusive Flug. Ab München! Ab Berlin wäre dieses „Superangebot“ für 478 Euro zu buchen. Das ist dreist, ärgerlich und dient wahrlich nicht dazu, das Vertrauen in andere Angebote in diesem Umfeld zu stärken.

Wer sich Anreise und Unterkunft für einen eher heimatnahen Urlaub selbst organisiert, wird feststellen, dass es nicht glücklich war, bis auf den letzten Drücker zu warten. Ja, irgendwas gibt’s immer. Aber wer will schon irgendwas? Und das dann eventuell bei einem Wirt, den, trotz leerer Betten, beim Wort Rabatt eine unvermittelte Taubheit befällt.

Zwar sind die Zeiten heute entspannter als vor 20, 30 Jahren, als Urlauber an der Nordsee besser bereits bei der Abreise ihr Quartier für das kommende Jahr buchten, wollten sie nicht auf „irgendwas“ angewiesen sein. Doch generell gilt für Individualreisende das Gleiche wie für Pauschalbucher: Gut und preiswert ist schnell vom Markt, die Auswahl bei Last-Minute-Paketen stark eingeschränkt. Wer hohe Ansprüche und bestimmte Vorstellungen hat, wird mit Last Minute ohnehin kaum glücklich. Erstens, weil Luxus auch in diesen Zeiten besonders gut gebucht wird, zweitens, weil sich Preisabschläge deshalb in engen Grenzen halten. Beim Rest muss man viele Kompromisse eingehen.

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