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Auch der Kapitän, Vladimir Pushkarev, legt Wert auf ein bisschen Privatsphäre an Bord. Nachts steuert er die Sea Cloud am liebsten aus dem Kartenhäuschen heraus.

© Reinhart Bünger

Reisetagebuch Tag 8: Hauptsache gesund

Überlebenstipps vom Schiffsarzt, Vorlieben der Offiziere und ein Problem mit dem Leitungswasser. Tag 8 des exklusiven Bordtagebuchs.

Tag 8, Freitag, 9. Dezember 2011

Überlebensmotto. „Man muss nicht aus Dummheit sterben.“, sagt Heiko Bienengräber, der 2. Schiffsarzt der „Sea Cloud“ und lebt danach. Es ist sein Lebensmotto. Der in Flensburg aufgewachsene gelernte Segelmacher gibt dieses Beispiel: Mit allen Mitreisenden über Bord einer Segelyacht in Wasser springen und vorher vergessen, die Badeleiter auszurollen – das sei wirklich dumm.

Solche Tode könnten vermieden werden. Er überlegt, mit seiner Freundin, der 1. Schiffsärztin Angelika Aßmann, in einem Segelboot um die Welt zu fahren. Wir empfehlen: Badeleiter vorsichtshalber schon einmal ausklappen.

Des Offiziers Braut ist die Brücke. Die diensthabenden Offiziere freuen sich über ein Minimum an Privatheit. Nachts sind Brücke und „Monkey Deck“, das liegt über dem Kartenhaus, geschlossen. Von welchem Platz aus das Schiff über die Nacht gefahren wird, hängt dabei durchaus von individuellen Vorlieben ab.

Der Erste Offiziere Christian Haas (Deutschland) hält seine Nase gerne in den Wind steht meist draußen auf der Brücke, der Kapitän Vladimir Pushkarev (Russland) steht drinnen im Kartenhäuschen. Wie der Kapitän hält es auch „der Zweite“, Grzegorz Chroscicki (Polen).

Der dritte Offizier Eric Lismis (Philippinen) ist ständig zwischen draußen und drinnen unterwegs – erst ein Blick auf die Segel, dann die Überprüfung des Schiffsverkehrs, dann wieder ein Blick auf die Segel, dann ein Blick auf JPS und Karte, dann die Überprüfung der Signallampe draußen, die bei Schiffbruch auf dem Wasser leuchten soll und-sofort.

Blaues Wasser wird braunes Wasser.

Manchmal streikt die Technik. Der Maschinentelegraf auf der Brücke ist aber inzwischen bereits wieder repariert.
Manchmal streikt die Technik. Der Maschinentelegraf auf der Brücke ist aber inzwischen bereits wieder repariert.

© Bünger

Blaues Wasser wird braunes Wasser. Seit einigen Tagen gibt es Probleme mit dem Trinkwasser, das aus den goldenen Hähnen läuft. Das ist manchmal ganz schön braun. Was ist der Grund? Rost? 80 Jahre alte Bleirohre? Christian Haas, der erste Offizier der „Sea Cloud“, hat heute begonnen das Problem einzugrenzen.

Der große Wassertank 5, der als Quelle des Übels vermutet wurde, ist entleert worden und wurde geschrubbt. Nun sind die Tanks 3 und 4 im laufenden Betrieb. Erst vor vier Wochen sei alles inspiziert worden und in Ordnung gewesen, sagt Haas. Das Problem scheint aber noch nicht ganz im Griff zu sein. Man arbeitet daran. Trinkwasser an Bord der „Sea Cloud“ wird aus Meerwasser im umgekehrten Osmose-Prozess hergestellt.

Regelmäßig wird die Fließrichtung in den Membranen umgekehrt, um sie zu reinigen. Zur Produktion von 1000 Litern Trinkwasser werden etwa 8000 Liter Meerwasser benötigt. Im Durchschnitt produziert jede der beiden Osmose-Anlagen eine Tonne je Stunde, was einer Gesamtproduktion von etwa 48 bis 50 Tonnen pro Tag entspricht.

Koordinaten:

Grobe Position um 8 Uhr morgens: Cap Verde Plain Basin,

genauer:

25 Grad, 10 Minuten nördlicher Breite,

30 Grad, 42 Minuten westlicher Länge

(auf geografischer Höhe von Miami/Florida und Quatar im Persischen Golf – anders ausgedrückt: 120 Seemeilen nord-nordwestlich von Hong Kong, zirka 850 Seemeilen südlich von Ilha de Flores, der westlichsten Insel der Azoren, zirka 675 Seemeilen nordwestlich der Kapverden.

Wassertiefe: zirka 5254 Meter

Außentemperatur: 23 Grad Celsius

Wassertemperatur: 24 Grad Celsius

Luftdruck 1014 Hektopascal

Fahrtgeschwindigkeit tagsüber unter Segeln: 5 bis 5,5 Knoten

Kurs über Grund: 235 bis 240 Grad

Gesegelte Entfernung von Donnerstag, 8.12.2011 (8 Uhr)

bis Freitag, 9.12.2011 (8 Uhr): 192 Seemeilen

Windstärke 4 (zirka 12 Knoten)

Entfernung bis zum Fahrtziel St. John's (Antigua): 1833 Seemeilen (=Reststrecke).

Zurückgelegte Gesamtstrecke seit Abfahrt: 1395 Seemeilen,

davon ausschließlich unter Segeln: 409 Seemeilen

Geschwindigkeit in der Nacht unter Motorkraft: 11,2 Knoten

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