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"Straße der Vulkane": Die Augen der Eifel

An der "Straße der Vulkane" reiht sich ein Kratersee an den nächsten. Zur Beruhigung: Mit neuen Ausbrüchen rechnen die Experten vorerst nicht.

Die Erde grollte und blubberte, brach mit mächtigem Getöse auf. Wer über die Felder und Hügel der Eifel streift, wird es kaum für möglich halten, aber früher ist es hier hoch hergegangen. Es liegt zwar schon ein paar Jährchen zurück, doch Zeugnisse dieser Zeit sind noch heute hinter jeder Wegbiegung zu finden – wenn man sie denn zu deuten versteht.

Die stille, dünn besiedelte Mittelgebirgslandschaft zwischen Bonn und Trier ist „eines der weltweit bedeutendsten Vulkangebiete“, erklärt Andreas Schüller, wissenschaftlicher Leiter des Geoparks Vulkaneifel in Daun. „Erdgeschichtliche Phänomene und Entwicklungen lassen sich bei uns in einmaliger Vielfalt entdecken und studieren.“ Damit der Reisende die Hügel und Seen, die Felswände und Höhlen auch als Relikte des Vulkanismus’ zu sehen versteht, führt seit dem vergangenen Jahr eine touristische Route durch die Eifel: die Deutsche Vulkanstraße, die 39 Sehenswürdigkeiten rund um das Thema Eifelvulkanismus verbindet.

Der Vulkanismus habe zwar nur eine Schaffenspause eingelegt, doch müsse man neue Ausbrüche zurzeit nicht befürchten, erklärt Vulkanexperte Schüller. Beruhigt kann sich der Besucher sich also auf den 280 Kilometer langen Rundkurs begeben – am besten begleitet von einem kundigen Vulkanpark-Führer wie Walter Müller. Für den pensionierten Maschinenbauingenieur sind die Überreste des Vulkanismus’ in der Eifel keine trockene Wissenschaftsmaterie. „Unsere Landschaft ist höchst lebendig, sie erzählt in vielen spannenden Kapiteln von der Erdgeschichte.“

In einem der vielen Museen an der Vulkanstraße können Besucher sich ihr theoretisches Rüstzeug besorgen – etwa im neuen Lava-Dome in Mendig. Hier werden Vulkanausbrüche mittels Computeranimationen erlebbar gemacht – und manch einer zieht erschreckt die Füße zurück, wenn sich scheinbar die glühende Lava in den Raum ergießt. An Experimentalstationen lässt sich nachvollziehen, wie Erdkräfte wirken und was sich unter der Erdoberfläche so alles abspielt.

Dann aber geht es hinaus auf die Vulkanstraße, am besten zuerst hoch hinauf, empfiehlt Walter Müller. „Wenn man in die Kessel und Trichter ringsum schaut, erkennt man deutlich, was die bewaldeten Hügel eigentlich sind – erloschene Vulkane.“ Ein Aufstieg wie auf den Sattel zwischen dem Weinfelder und dem Gemündener Maar, ist leicht zu schaffen. Von hier oben blickt man auch noch in den Kessel des Schalkenmehrener Maares. Nun versteht man, warum man die Maare, die nichts anderes als eingeschnittene Vulkankrater sind, als die blauen Augen der Eifel bezeichnet. Doch nicht alle sind vollständig mit Wasser bedeckt. Im größten Kessel der Eifel, dem Meerfelder Maar, liegt neben dem See auch das Dorf Meerfeld.

Es gehört zu den Vorzügen der Vulkanstraße, dass die meisten ihrer Stationen auch als Ausgangspunkte zu Wanderungen geeignet sind. Vor der Lavabombe genannten Basaltkugel, die mit ihren vier Metern Durchmesser wie ein prähistorischer Riesenknödel am Ortsrand von Strohn liegt, rät Vulkanpark-Führer Müller zunächst zu einer Wanderung durch die Strohner Schweiz und das Tal des Flüsschens Alf. Das kleine Museum im Ort, das Vulkanhaus, habe auch später noch geöffnet. Denn die faszinierende, sechs Meter lange Lavaspaltenwand dort müsse man einfach anschauen. „So etwas gibt es sonst in Europa nur am Ätna oder auf Lanzarote“, weiß Walter Müller.

Die Liste der sogenannten Geo-Highlights ist lang: der Rockeskyller Kopf bei Gerolstein, ein steil aufragender Vulkankegel; der Arensberg in der Nähe von Hillesheim, ein Basaltvulkan, in dessen Inneres ein Tunnel führt; die historischen Lavakeller in Mendig – man sollte möglichst nichts verpassen. „Der Vulkanismus hat das Bild dieser Landschaft stark geprägt“, resümiert Vulkanparkexperte Müller. Und nach der Tour über die Deutsche Vulkanstraße erkennt das auch der Tourist – der die Eifel fortan mit ganz anderen Augen sieht.

Ulrich Traub

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