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Hotelkette

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Urlaub im Hotel: Von Küchentrakt bis Königspalme

Ein Urlauberhotel will sorgsam geplant sein. Luis Riu erläutert sein Erfolgsrezept.

Sonne, Sand und Strand – vor allem aber ein schönes Hotel: All das gehört für viele zu einem gelungenen Urlaub. Mehr als 60 ihrer derzeit 104 Hotels hat die mallorquinische Hoteliersfamilie Riu inzwischen selbst konzipiert und umgesetzt – vom Küchentrakt bis zur Königspalme, vom Möbeldesign bis zur Marmorfliese. Keine andere Hotelkette kann da weltweit mithalten. Dem Tagesspiegel erläutert Luis Riu, der für die Architektur seiner Hotels verantwortlich ist, was beim Bau eines Hotels alles beachtet werden muss, damit es für die Gäste zum Traumhotel wird. Als Beispiel nimmt er Clubhotels Funana-Garopa auf den Kapverdischen Inseln.

„Wir stehen im weltweiten Ranking der größten Hotelketten nur auf Platz 28. Doch weltweit haben wir in 30 Jahren die meisten Hotels selbst geplant und gebaut“, bestätigt Riu. In der Branche ist der Konkurrenzkampf um gute Standorte hart. Daher lüften Hoteliers ihr Geheimnis erst, wenn alle Verträge unter Dach und Fach sind. Mit jedem Neubau lerne man etwas dazu, sagt Riu. Das sei wie beim privaten Häuslebauer. Mit dem Unterschied, dass die meisten Privatleute ihre Versäumnisse beim zweiten, dritten oder vierten Haus nicht ausbügeln könnten, weil sie nur einmal bauen. Bei ihm sei das etwas anders.

Zunächst entstehe zwangsläufig eine gewisse technische Standardisierung – eine Schnittmenge aus Erfüllung der Kundenwünsche und Optimierung der Arbeitsprozesse im Hotel. „Qualität und die richtige Destination spielen auch weiterhin die zentralen Rollen um erfolgreich zu sein“, macht der Riu-Chef am Beispiel Funana-Garopa klar, zu dem sich demnächst ein weiteres gesellen soll.

Luis Riu, der auch gern Architekt geworden wäre, ist ständig auf der Suche nach neuen Zielen. Die Kapverden sind etwa sechs Flugstunden von Deutschland entfernt und damit eine echte Alternative zur Karibik. Für die ehemalige portugiesische Kolonie Cabo Verde sprach: Das Land ist politisch stabil, hat einen internationalen Flughafen und nicht zuletzt: An Ort und Stelle gibt es Reiseveranstalter, die mit ihren Programmen für die Gäste zur Verfügung stehen, etwa bei Ausflügen. Außerdem sind die Kapverden ein Ganzjahresziel mit mildem Klima. Als weiterer Standortfaktor spreche für die Inseln, dass sie von einem eigenen Musikrhythmus geprägt sind. „Ob Reggae auf Jamaika oder Funana auf Sal: Menschen, die mit Musik aufwachsen sind fröhlich und freundlich und übertragen die gute Laune auf die Gäste“, weiß Riu.

Die Grundstückssuche läuft entweder über einen Vermittler oder man sucht auf eigene Faust. „Auf Sal hatten wir ein Verkaufsangebot eines kanarischen Geschäftsmannes.“ Luis Riu flog hin, erkannte das Potenzial sowie die geniale Strandlage und kaufte das Areal gleich mit der Überlegung, nicht nur eins, sondern mit einem gewissen zeitlichen Abstand ein zweites großes Hotel zu bauen. Denn (nicht nur) bei Riu heißt die Devise inzwischen: Wo ein Hotel steht, können auch mehrere stehen. Man setzt verstärkt auf Synergien bei der Logistik und der Ausbildung des einheimischen Personals.

Da die Hotelkette bereits in Marokko sowie auf den Kanaren vertreten ist, werden Synergien bei der Versorgung genutzt. Zwei extra umgerüstete Kühlcontainerschiffe, „Terry 3“ und „Terry 7“, laufen den Hafen Palmeira auf Sal regelmäßig an. Da auf der Düneninsel kaum etwas wächst, muss Riu alle Lebensmittel und Getränke für bis zu 2000 Gäste des neuen Clubhotels aus Gran Canaria, dem spanischen Festland und Brasilien (Fleisch und Obst) importieren. Allein für die Lebensmittellogistik auf Sal wurden einige Millionen Euro investiert, in Kühlschiffe, Kühlhallen und Flugverbindungen. Ein Mal pro Woche werden die „grünen Waren“ (Salat, Gemüse) und Eier eingeflogen.

Beim Bauen haben fast alle Länder Vorgaben, wie viele Zimmer pro Quadratmeter gebaut werden dürfen. „Ich hatte mich bereits für ein Clubhotel mit All-inclusive-Angebot entschieden, da es im Umfeld kaum Alternativen im Bereich Freizeit und Gastronomie gab“, sagt Riu. Aufgrund der erschwerten logistischen Bedingungen stand auch fest, dass sich ein Clubhotel mit Wellness und Animation erst ab 500 Zimmern rechnet. Die Anzahl der Stockwerke – im Fall von Sal sind es zwei – gaben die Behörden vor. „Äußerlich möchten wir, dass unsere Hotels das Ambiente des Landes vermitteln und sich bestmöglich in das Landschaftsbild einfügen. Das ist auf der Insel Sal gut gelungen.“

Sind die äußeren Rahmenbedingungen ausgelotet, listet Luis Riu die Bereiche auf, die er haben möchte. Im Fall von Sal: Clubhotel, 500 Zimmer (später 1000), zwei Stockwerke, Zimmer in Blöcken rund ums Grundstück verteilt, Lobby mit Blick auf Meer und Pool in der Mitte der Anlage. Hinzu kommen: Küche, Rezeption, Lobbybar, Bar, Animationsbühne, Anzahl und Größe der Pools und der Themenrestaurants, Wellness, Fitnessraum, Kinderklub, Tenniscourts.

Luis Riu zeichnet dann grob die Form auf, macht die Vorgaben für den Architekten. Der prüft, welche Vorschriften zu beachten sind, legt die ökologischen und bautechnischen Standards fest und entwickelt schließlich einen Grundriss. Bei der Planung der Küche hält sich der Architekt an Erfahrungswerte anderer Hotelprojekte. Festgelegter Standard ist auch die Ausrichtung der Rezeption zum Eingang. An den Plänen von Luis Riu musste in Sal jedoch etwas geändert werden. Anstatt alle Zimmerblöcke u-förmig um das Grundstück herum mit geradem Blick Richtung Meer zu bauen, musste aufgrund der oft heftigen Winde eine schräge Lage gewählt werden. Die Zimmertrakte schützen jetzt wie ein Windschott den Innenbereich mit offener Lobbybar, Pool und Garten.

Damit sich das Hotelprodukt auf den Kapverden auch genügend von dem etwa auf den Kanaren unterscheidet, wurden die Zimmer mit regionaler Kunst wie Masken und Bildern ausgestattet. Die Bauweise ist zudem bewusst offen gehalten. Angesichts des trockenen Klimas verzichtete man auf üppige Vegetation und somit kostspielige Bewässerung von vornherein. Hingegen gedeihen landestypische Pflanzen und Gräser bestens auf den kargen, sandigen Flächen.

Nach dem Einreichen der Bauanträge und erteilter Baugenehmigung wurde losgelegt. Vom Kauf eines Grundstückes bis zur Fertigstellung verstreichen etwa zwei Jahre, die reine Bauzeit beträgt in der Regel nur zwölf Monate. Das Doppelhotel Riu Funana-Garopa hat insgesamt 85 Millionen Euro gekostet. Jetzt zieht es Luis Riu auf die Nachbarinsel Boavista. Dort eröffnet das Clubhotel Karamboa mit 750 Zimmern im Mai 2008. Denn: Wo ein Hotel der Gruppe steht, rechnen sich mehrere noch besser.

Sybille Nobel-Sagolla

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