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Wind

© ddp

Windmühlen: Ikone mit vier Flügeln

Holland feiert den 600. Geburtstag der Windmühle. Eine Ausstellung zeigt, wie Künstler sie über die Jahrhunderte malten.

Sie ist nationale Ikone, Sinnbild des Landes. Auf unzähligen Souvenirs und Kitschartikeln zu finden, und dennoch wurde sie dort nicht erfunden: Die Windmühle ist eines der charakteristischen Symbole der Niederlande, aber die Geschichte weist zurück in den Nahen Osten – vertikale Windmühlen gab es schon um 900 in Persien. Doch nirgendwo sonst wird die Windmühle so als Symbol des Landes gesehen wie in den Niederlanden. Dort feiert man in diesem Jahr den 600. Geburtstag der Polder-Windmühle. Mit ihrer Hilfe pumpten die Niederländer das Wasser aus den Poldern und gewannen so immer mehr Land, das unter dem Meeresspiegel liegt. Vielleicht ist es gerade die Poldermühle, die zum ewigen Ruhm der Vierflügler beigetragen hat, da sie den Holländern stets trockene Füße und den wirtschaftlichen Aufschwung garantiert hat.

Ein zweiter bedeutender Typ war die Sägemühle, die es den Niederländern im 17. Jahrhundert erlaubte, rationell im großen Stil Schiffe für die Vereinigte Ostindische Compagnie zu bauen. Bäume wurden mit Hilfe der Windmühlen zu Planken gesägt, Farbe und Gewürze wurden gemahlen. Zigtausende Mühlen prägten im 17. Jahrhundert die Landschaft des Königreichs als Kennzeichen eines prosperierenden Staates. Rund 1.200 Mühlen sind noch übrig geblieben, darunter so berühmte Standorte wie Kinderdijk oder die Zaansche Schans bei Zaandam.

"Jahr der Windmühlen"

Um das kulturelle Erbe zu bewahren, hat die Stiftung "Jahr der Windmühlen" (Stichting Jaar van de Molens) 2007 zum Mühlenjahr erklärt und ein reichhaltiges Programm ausgearbeitet, um die Arbeit der Vereinigungen und Freundeskreise, die sich um den Erhalt der wertvollen Denkmäler kümmern, zu unterstützen. Ein Glanzlicht dieses Mühlenjahres ist die Ausstellung "Meister und Mühlen. Von Rembrandt bis Mondriaan", die noch bis zum 2. September im Bredius Museum in Den Haag zu sehen ist.

Da die Mühlen seit dem Mittelalter die niederländische Kulturlandschaft geprägt haben, tauchen sie natürlich auf vielen Kunstwerken, vor allem im 17. und 18. Jahrhundert auf. Aber auch im 19. Jahrhundert, als sie wegen neuer Energiequellen an Bedeutung verloren, wurden sie noch stets als Bestandteil der niederländischen Landschaft gemalt. Selbst der abstrakte Mondriaan hatte zu Anfang seiner Karriere noch Mühlen verewigt. Vor allem die Radierungen des frühen 17. Jahrhunderts zeigen gerade am Stadtrand die große Anzahl von Polder- und Industriemühlen, heute würde man von Windparks sprechen. Jan van de Velde, Jan van Goyen, Rembrandt, Aelbert Cuyp und natürlich Jacob van Ruisdael haben Mühlen gemalt und wie Ruisdael mit ihren Mühlenbildern wieder nationale Ikonen produziert. "Die Mühle bei Wijk van Duurstede" (1670) von Ruisdael zeigt eine holländische Mühle am Fluss und ist geradezu ein Klassiker der urniederländischen Landschaftdarstellung geworden.

Realität und Fantasie

Lange Zeit haben sich die Kunsthistoriker und Mühlenwissenschaftler gestritten, ob die dargestellten Bauwerke echt oder der Fantasie der Künstler entsprungen sind. Eine neue Untersuchung im Rahmen dieser Ausstellung kam zu dem Ergebnis, dass etwa ein Fünftel der ausgestellten Mühlen nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Die restlichen Kunstwerke liefern aber den Mühlenkundlern wertvolle Hinweise auf Typ, Technik und Standort. Soweit möglich, ist bei allen ausgestellten Mühlen vermeldet, was mit dem Original geschehen ist oder wo es noch zu besichtigen oder betrachten ist. Der Gang durch die Kunstgeschichte der Mühle ist gleichzeitig auch ein Gang durch die Geschichte und Weiterentwicklung der Mühlentechnik.

Wer durch die Ausstellung Lust auf Windmühlen bekommen hat, findet auf der Website des Mühlenjahres viele Hinweise, vor allem aber auch ausgearbeitete Fahrradrouten zu ausgesuchten Mühlenstandorten. Gerade in diesem Jahr bemühen sich viele Vereinigungen, ihre Mühlen auch in Aktion zu zeigen.

Museum Bredius, Lange Vijverberg 14, 2513 AC Den Haag; Telefonnummer: 00 31 / 70 / 362 07 29, E-Mail: info@muse umbredius.nl, Internet: www.museumbre- dius.nl, www.jaarvandemolens.nl/english

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