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Reise: Wo Goethe an der Quelle war

Kuren in den Sächsischen Staatsbädern waren beliebt – und langwierig. Heute gibt es hier präventive Kurzprogramme

Goethe fand das Wasser der Moritzquelle „erquicklich zu trinken“. Als der Dichter 1795 das heutige Bad Elster besuchte, dürften Trinkkur und Wanderungen in der waldreichen Umgebung des Ortes im Vogtland wohl die einzigen Mittel zur Heilung und Erholung gewesen sein. „Dagegen kann unser Kurgast derzeit aus mehr als 180 Pauschal- und Individualangeboten wählen, die ihm hier und im benachbarten Bad Brambach angeboten werden“, sagt der Geschäftsführer der Sächsischen Staatsbäder, Christian Kirchner. „Wir konzentrieren uns auf Prävention.“

Die beiden Kurbäder im Dreiländereck Bayern-Böhmen-Sachsen bieten mit ihren 17 mineralischen Heilquellen Linderung bei rheumatischen, Herz- und Kreislauf-, Stoffwechsel- oder Nierenerkrankungen. In Bad Brambach wird seit fast 100 Jahren die stärkste Radonquelle Europas genutzt. Bei „Frauenleiden“, Rheuma und Arthrose ist Bad Elster als eines der ältesten Moorheilbäder Deutschlands geschätzt.

Im Jahr 2002 dominierte hier noch der klassische Kurbetrieb. „Doch es war absehbar, dass sich die Kostenträger aus diesem Bereich mehr und mehr zurückziehen“, sagt Kirchner. Nach seinen Angaben wurden vor zehn Jahren noch rund 1,5 Millionen Heilkuren jährlich in den etwa 330 deutschen Bädern registriert. Heute sind es rund 90 000.

Die beiden einzigen ostdeutschen Staatsbäder, im Naturpark Erzgebirge-Vogtland gelegen, gingen neue Wege und setzten konsequent auf Medical Wellness und Prävention. Zudem wurden seit der Wende in die Sanierung und Erweiterung der historischen Kureinrichtungen, der stilvollen Bäderarchitektur, den Ausbau der Kurparks und in die technische Modernisierung rund 125 Millionen Euro investiert. „In fünf Jahren ist es uns gelungen, das Verhältnis von 80 Prozent Kassen- und 20 Prozent privaten Kurgästen umzukehren“, sagt Kirchner.

Wo noch 2002 weiß gekalkte Räume an ein Krankenhaus erinnerten, wurde der Charme der Belle Époque erneuert. Heute bestimmen mediterrane Farben das Bild. Der Gast kann belebende Mineral- und Sprudelbäder in original Kupferwannen aus der Zeit König Friedrich August II. im 19. Jahrhundert genießen, in Jugendstilwannen baden, bei romantischen Rosenblütenbädern träumen oder in einem Schokoladenbad die Zeit vergessen. Der Tag kann dann im König Albert Theater, einem aufwendig sanierten neoklassizistischen Bau, mit einem Konzert der Chursächsischen Philharmonie ausklingen.

„Wir setzen auch künftig auf Vorbeugen und Wellness und wollen zugleich erreichen, dass es bezahlbar bleibt“, sagt Kirchner. Mit dem vor kurzem eingeführten, markenrechtlich geschützten „JobFit“-Angebot sind die Sächsischen Staatsbäder deutschlandweit der erste Anbieter für Kuren ausgewählter Berufsgruppen. So gibt es mit Ärzten und Berufsverbänden erarbeitete Programme für Lehrer, Kraftfahrer, Friseure, Bäcker, Manager, Polizisten, Dachdecker und Musiker.

„Den Anstoß dafür gaben Mitglieder unserer Philharmonie. Die Geiger sagten uns, tut mal was für unsere Schultern“, erinnert sich Kirchner. Diese Kuren über ein oder zwei Wochen verbinden Medizin und Therapie, Bewegung, Ernährung, Entspannung und Kommunikation. „Mobilia“ bietet für Berufskraftfahrer eine spezielle Behandlung für Nacken und Rücken. Die stark beanspruchten Hände von Bäckern, Friseuren oder Köchen werden im „Manus“- Programm mit Mooranwendungen und Bädern behandelt. Als erste gesetzliche Krankenkasse bezuschusst die AOK Sachsen diese Angebote. Auch andere Kassen wie die Barmer und die Deutsche BKK, so Kirchner, wollen bei „JobFit“ einsteigen.

Seit diesem Jahr bieten beide Bäder das neue Bewegungsprogramm „mobilixx“ an. Das medizinische Trainingszentrum – eine Kombination aus Fitness- und Präventionskursen – wird von der Mittelstreckenläuferin Claudia Gesell, mehrfache Deutsche Meisterin, geleitet. Nach dem Training wird Entspannung in den Bade- und Saunawelten empfohlen.

Als erstes deutsches Heilbad strebt Bad Elster außerdem mit dem neuen „familyFit“-Programm den Titel „Familienfreundlicher Kurort“ an. Dabei sollen Urlaub und Gesundheit für Eltern und Kinder gemeinsam erholsam und trotzdem spannend sein – ohne die Bedürfnisse der anderen Kurgäste nach Ruhe und Erholung zu beeinträchtigen.

Zudem startet in der Nähe von Bad Elster ein Projekt, das für die Zukunft des Kurortes mehr als nur ein Kick bedeuten würde. „Bei Bohrungen bis in 1250 Meter Tiefe hoffen wir, Thermalquellen zu finden“, sagt der Bäderchef. Die Nachfrage nach Thermalbädern sei ungebrochen groß: „Sollten wir auf eine solche Quelle stoßen, wäre das für uns wie ein Sechser im Lotto.“

Auskunft: Sächsische Staatsbäder, Badstraße 6, 08645 Bad Elster; Telefon: 03 74 37 / 711 11, im Internet zu finden unter: www.saechsische-staatsbaeder.de

Berthild, Peter Dietrich

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