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Reise: Zug nach Zingst

Darßbahn soll wieder aufgebaut werden

Im Urlaub auf der Straße im Stau stehen. Unzählige Touristen – und Einheimische – verbringen so vor allem im Sommer an der Ostseeküste Stunden ihrer Ferienzeit. Zumindest auf der Halbinsel Fischland–Darß–Zingst soll sich dies jetzt ändern. Denn der Verkehrsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Volker Schlotmann (SPD), hat einen Traum. Während einst vor allem Jungen, aber auch ältere Männer nur eine Modellbahn auf ihrer Wunschliste hatten, will der Minister eine richtige Eisenbahn bauen lassen – die Darßbahn von Barth über Zingst nach Prerow.

Der Grundsatzbeschluss ist bereits gefallen. Etwa 38 Millionen Euro soll der Bau kosten, davon will das Land 29 Millionen Euro übernehmen. Den Rest müsste die Bahn finanzieren, die in das Projekt auch schon eingestiegen ist. Jetzt wird noch einmal gerechnet, und wenn sich die Kalkulation bestätigt, soll der Bau 2014 beginnen, 2016 könnte bereits Zingst erreicht sein. Prerow soll dann später folgen.

Gebaut werden könnte schnell, denn die Trasse ist vorhanden. Bereits 1910 fuhren hier die ersten Züge. Nach Kriegsende ließ die Sowjetunion aber die Gleise zwischen Barth und Prerow demontieren. 1967 baute dann die Nationale Volksarmee der DDR den Abschnitt von Barth bis Bresewitz wieder auf, um Soldaten und Material zu einem Übungsplatz fahren zu können. Damit war nach der Wende Schluss, die Gleise wurden der Natur überlassen.

Sogar die rund 700 Meter lange Kloerbrücke, auf der Festlandwiesen überquert werden, kann weiter genutzt werden. Neu gebaut worden muss allerdings die Meiningenbrücke, die das Festland mit der Halbinsel verbindet. Sie war einst für die Bahn errichtet und von Autos mitgenutzt worden. Seit 1945 ist sie den Autos vorbehalten. Ursprünglich war vorgesehen, nur eine neue Straßenbrücke zu bauen. Jetzt soll eine kombinierte Straßen- und Bahnbrücke entstehen. Nur in Zingst musste eine neue Trasse gefunden werden, denn die alte Strecke am verfallenen Bahnhof vorbei ist teilweise überbaut worden. Dafür sollen die Züge in Zukunft bis zum Deich fahren.

Der Wiederaufbau erfolgt unter der Regie der Usedomer Bäderbahn (UBB), die bereits heute ihre Züge von Stralsund bis Barth fahren lässt. Rund eine Million Euro hat die UBB bereits investiert. Deren Chef Jörgen Boße rechnet mit etwa einer Million Fahrgästen auf der Darßbahn. Sie soll nur für den Nahverkehr genutzt werden; Direktzüge aus Berlin wird es daher nicht geben. Urlauber sollten die Züge für Ausflüge in der Region nutzen; Einheimische erreichten schnell das Oberzentrum Stralsund, begründet Boße seien Optimismus.

Dass eine Bahn erfolgreich sein kann, hat Boße bereits auf Usedom bewiesen. Dort sollten die heruntergekommenen Anlagen nach der Wende stillgelegt werden. Die Direktverbindung mit dem Festland, auf der einst Schnellzüge in gut drei Stunden von Berlin aus Swinemünde, Ahlbeck und Heringsdorf erreichten, war 1945 durch die Sprengung der Peenebrücke bei Karnin gekappt worden. Fahrgäste mussten seither den Umweg über Wolgast nehmen, wo es erst seit einem Brückeneubau eine durchgehende Bahnverbindung gibt. Für die Bäderbahn waren einst 760 000 Fahrgäste jährlich prognostiziert worden; heute sind es 3,6 Millionen. Die UBB hat aber auch ihre gesamten Anlagen saniert und neue Fahrzeuge beschafft. Die Fahrt von Berlin bis Heringsdorf dauert allerdings weiter knapp vier Stunden.

Auf gut zwei Stunden könnte sie sich verkürzen, wenn die alte Strecke wieder aufgebaut würde. Heute ragt von dem alten Bauwerk nur noch ein rostiger Rest mitten im Strom über das Wasser. Doch noch ist das Geld für einen Wiederaufbau nicht vorhanden. Im Traum sieht Boße aber auch hier bald wieder Züge fahren.

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