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Thailand

© dpa

Reisegeschäft: Chaos vergrault Thailand-Touristen

Das jüngste politische Chaos in Thailand mit der Besetzung der beiden Flughäfen von Bangkok kommt die Tourismusindustrie teuer zu stehen. In der Hochsaison von Dezember bis März werden drei Millionen weniger Urlauber kommen als erwartet.

Eigentlich brummt auf der thailändischen Ferieninsel Phuket um diese Jahreszeit das Weihnachtsgeschäft. Es herrscht Hochsaison, wenn in Deutschland die Nächte lang und die Tage grau sind. Millionen Reisende fliehen dann in wärmere Gefilde wie Thailand. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Das politische Chaos mit der Besetzung der Flughäfen von Bangkok vor drei Wochen hat den Hoteliers das Geschäfts aufs erste verhagelt.

"Anstelle der üblichen Belegung von 90 bis 95 Prozent um diese Jahreszeit ist eines der größeren Hotels hier gerade mal zu 60 Prozent belegt, ein anderes 40", sagt Richard Valentine, Marketingmanager des Dragon Art Media. Valentine hört diese Zahlen vertraulich von seinen Kunden - keiner will von sich aus das schlechte Geschäft an die große Glocke hängen.

Der Tourismusverband hat jetzt erste Schätzungen gewagt: Drei Millionen Gäste, die eigentlich in der Hauptsaison von Dezember bis März gekommen wären, machten wohl einen Bogen um Thailand, meinte der Präsident Kongkrit Hiranyakit. "Wir gehen davon aus, dass die Touristen nach Bali oder Malaysia ausweichen", zitierte ihn die Zeitung "Nation". Einnahmeverlust: rund 2,2 Milliarden Euro.

Als die regierungsfeindlichen Demonstranten die Bangkoker Flughäfen Ende November besetzten und Bilder der chaotische Szenen um die Welt gingen, brach das Geschäft ein. Gäste, die über Bangkok nach Phuket fliegen wollten, strandeten, andere traten ihre Reise erst gar nicht an. Viele Reiseveranstalter buchten ihre Gäste in andere Länder um.

Sonderpreise sollen Touristen anlocken

Auf Phuket warten viele Hoteliers ab, ob die Saison sich noch erholt, sagt Valentine. Ab Mitte Januar erwartet er große Sonderpreisaktionen. Nicht jeder kann sich aber den Luxus leisten, mit leeren Zimmern durch die Hauptsaison zu gehen. "Einige Hotels bieten schon pro gebuchter Nacht eine Nacht gratis an, um die Gäste, die gekommen sind, zu einer Verlängerung ihres Urlaubs zu bewegen. Andere lassen die Gäste auf ihre Kosten frühstücken“, berichtet er.

In manchen Hotels sind Zimmer trotz Weihnachtszeit zu Preisen wie in der Nebensaison zu haben, für 1000 bis 1400 Baht (bis 30 Euro) statt der um diese Jahreszeit üblichen 4000 bis 5000 Baht (bis 105 Euro). Einer, der davon profitiert, ist Günter von Grotthus aus Berlin. Er buchte am populären Strand von Patong an der Westküste der Insel das gleiche Zimmer wie vor einem Jahr - zum halben Preis und jetzt auch noch mit Frühstück gratis. "Das Leben ist super hier", schrieb er im Leserbrief an die "Phuket Gazette".

Fast jeder zehnte Europäer kommt aus Deutschland

Auch Taxifahrer spüren die Flaute. Gewohnt, für die oft ein- oder sogar mehrstündige Fahrt vom Flughafen ins Hotel satte Festpreise zu bekommen, buhlen jetzt viele mit immer niedrigeren Preisen um die Gäste. Mancher Taxifahrer springt noch am Busbahnhof in die Reisebusse, um Kunden zu ködern, bevor sie ausgestiegen sind.

Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle auf Phuket. Die einheimische Bevölkerung von 350.000 empfängt im Jahr mehr als 4,5 Millionen Touristen. Die Hälfte davon kommt aus Europa, und von den Europäern ist fast jeder zehnte Deutscher.

Phuket hat nach den verheerenden Tsunami vor vier Jahren schon mal einen schweren Besuchereinbruch erlebt. Doch erholte sich die Branche erstaunlich schnell. Das erwartet Pamuke Achariyachai, Chef der Hotelkette Kata Group und früher Präsident des Tourismusverbands von Phuket auch dieses Mal. "Ich bin seit 30 Jahren im Geschäft, und ich glaube, die Branche wird dadurch kommen", sagt er. Angesichts der Wechselkurse und günstiger Preise, die jetzt angeboten würden, sei es für viele Europäer billiger, nach Phuket zu reisen als in ihrem Heimatland Urlaub zu machen.

Die Flaute trifft eher größere Hotelketten

Sein Kata Beach Resort war zwischen 80 und 90 Prozent belegt. Auch Nello Benussi, Marketingdirektor des eleganten Phi Phi Island Village Beach Resort meldete 90 Prozent Belegung im Dezember. "Wir brauchen keine Preisnachlässe anzubieten", sagt er. Hotels wie diese haben viele Stammgäste und setzen auf Individualtouristen. Vom Einbruch betroffen sind eher größere Ketten, die Pauschalverträge mit Reiseveranstaltern haben und größere Gruppen unterbringen.

Die Touristen, die sich am Strand von Phuket in diesen Tagen tummeln, genießen den Urlaub in der Sonne ungetrübt. "Wo sonst kann man von 10 bis 20 Euro am Tag leben, kann jederzeit zum Baden zum Strand gehen und sich mit den besten Massagen verwöhnen lassen?", meinte ein langjähriger Phuket-Kenner.

Roger Foley[dpa]

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