zum Hauptinhalt
Getestet: In einem Labor in Nordrhein-Westfalen wurde am Mittwoch Hackfleisch darauf überprüft, ob es anders als angegeben Pferdefleisch enthält.. Sechs große deutsche Lebensmittelketten könnten Produkte mit Pferdefleisch bezogen haben. Foto: Ina Fassbender/Reuters

© REUTERS

Panorama: Rind steht drauf – Pferd ist drin

Auch in Deutschland wurde falsch deklarierte Tiefkühl-Lasagne entdeckt / Kontrollen in Supermärkten.

Berlin - Der Skandal um falsch deklarierte Lebensmittel mit Pferdefleisch hat nun auch Deutschland erreicht. Nachdem in tiefgefrorener Lasagne des französischen Unternehmens Comigel in Großbritannien und Frankreich Pferdefleisch anstelle von Rindfleisch nachgewiesen wurde, nahmen auch Supermärkte in Deutschland vorsorglich einige Tiefkühlgerichte aus ihrem Sortiment. Der Verdacht, dass falsch deklarierte Produkte auch nach Deutschland geliefert worden waren, bestätigte sich am Mittwochabend: Die Supermarktkette Real rief die „TiP Lasagne Bolognese, 400g, tiefgekühlt“ zurück, weil in einzelnen Stichproben Anteile von Pferdefleisch gefunden worden waren, wie das Unternehmen mitteilte.

„Diese Maßnahme erfolgt rein vorsorglich, da zu keinem Zeitpunkt ein Hinweis auf ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher bestand“, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Das Produkt genüge jedoch nicht den Qualitätsansprüchen des Unternehmens. Bereits am Freitag hatte Real als Vorsichtsmaßnahme nach einem Hinweis des Herstellers das Produkt aus dem Verkauf genommen. In Großbritannien und Irland wurde Mitte Januar nicht deklariertes Pferdefleisch in Tiefkühl-Hamburgern gefunden.

Neben Real sollen noch fünf weitere große Lebensmittelketten von den deutschen Behörden auf falsch deklarierte Tiefkühl-Ware überprüft werden. Sie haben von Zwischenhändlern Fertigprodukte mit möglicherweise falschen Etiketten bezogen. Die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann nahm ebenfalls vorsorglich Tiefkühl-Lasagne der Eigenmarke A&P aus dem Verkauf. Edeka lässt derzeit „alle relevanten Eigenmarkenprodukte“ prüfen.

Nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums in Nordrhein-Westfalen sind zwischen November 2012 und Januar 2013 über Firmen in Luxemburg und Frankreich Produkte „in größerem Umfang“ nach Deutschland geliefert worden, „die im Verdacht des Kennzeichnungsverstoßes mit Pferdefleisch stehen“. Dies gehe aus einer Lieferliste hervor, die durch das EU-Schnellwarnsystem übermittelt worden sei. Die verdächtigen Lieferungen gingen demnach an Discounter, Lebensmittelketten und andere Lebensmittelunternehmen. Dabei handelt es sich um verarbeitete Lasagne, wie das Bundesverbraucherschutzministerium am Mittwoch mitteilte.

Die Behörden gehen bislang nicht von einer gesundheitlichen Gefährdung aus. Normalerweise sei Pferdefleisch nicht gesundheitsschädlich, sagte ein Ministeriumssprecher. „Es kommt darauf an, was drin ist, und das wissen wir noch nicht.“ Allerdings lehnen die Verbraucher in Deutschland anders als in Frankreich, Italien oder Belgien Pferdefleisch eher ab.

Derweil schlägt die EU-Kommission DNA-Tests für verarbeitetes Rindfleisch in Europa vor. Damit sollen die Behörden herausfinden, ob es sich nicht um falsch deklariertes Pferdefleisch handelt. Das teilte EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg am Mittwoch nach einem Krisentreffen von acht beteiligten Staaten in Brüssel mit. Über den Vorschlag sollen Experten aus allen 27 EU-Staaten am Freitag entscheiden. Die ersten 2500 Gentests könnten im März stattfinden, etwa 200 davon in Deutschland. Ergebnisse sollen Mitte April veröffentlicht werden.

Um sicherzustellen, dass Verbraucher mit dem Fleisch keine Medikamente zu sich nehmen, will die EU-Kommission eine weitere Testreihe vorschlagen. Dabei sollen die Behörden Pferdefleisch auf Rückstände eines entzündungshemmenden Medikaments untersuchen. dpa/AFP

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false