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Panorama: Rock im Regen

Mehr als 100 000 feiern bei Deutschlands größtem Musikfestival auf dem Nürburgring und in Nürnberg

Nürburg/Nürnberg - Zehntausende Fans haben beim ersten Tag von Deutschlands größtem Musikfestival „Rock am Ring“ und „Rock im Park“ bis spät in die Nacht zu harten Rocktönen gefeiert. In Nürnberg tanzten sie am Freitag zu den Hits der Berliner Pop-Punks Die Ärzte, die mit einem mehr als zweistündigen Auftritt begeisterten. An der Rennstrecke Nürburgring in der Eifel sorgten unter anderem die US-Rockband Linkin Park und die britische Gruppe Muse für Stimmung. Das Doppelfestival war erstmals in seiner Geschichte bereits vor dem Start komplett ausverkauft.

Bis zum Sonntag treten an den beiden Veranstaltungsorten jeweils etwa 85 Bands auf. Erwartet werden insgesamt mehr als 140 000 Besucher. Am Nürburgring sollten am Samstagabend unter anderem die amerikanische Rockband Smashing Pumpkins, die schwedische Rockband Mando Diao und die britische Rockband Kaiser Chiefs auftreten. In Nürnberg standen für Samstag unter anderem die britische Newcomer-Band Arctic Monkeys und der Hamburger HipHop-Sänger Jan Delay auf dem Programm. Sie hatten bereits am Freitag zehntausende Fans am Nürburgring mitgerissen.

Die Ärzte gehören zu den Hauptattraktionen des Festivals. „Ihr müsst jetzt ohne uns weitersingen, weil wir von der Bühne müssen“, sagte Sänger und Gitarrist Farin Urlaub zum Abschluss des Auftritts in Nürnberg kurz vor Mitternacht. Das ließ sich das Publikum nicht zwei Mal sagen. Nachdem die Ärzte den Song „Zu spät“ noch angestimmt hatten, sangen Tausende ohne die Hilfe der Musiker weiter. Für ihren Auftritt in Nürnberg hatten Urlaub und Schlagzeuger Bela B. besondere Kostüme mitgebracht: Der Sänger trat in einer Papstrobe auf, Bela spielte im Nonnenkostüm Schlagzeug. Am Nürburgring sollen Die Ärzte zum Festivalabschluss am Sonntagabend auftreten. Nach Angaben der Polizei gab es trotz der Menschenmassen am Nürburgring keine größeren Vorkommnisse. In Nürnberg gab es jedoch einen Zwischenfall: Ein 18 Jahre alter Besucher erlitt bereits am Donnerstag beim Anzünden eines Grills schwere Verbrennungen am ganzen Körper. Wie das Deutsche Rote Kreuz mitteilte, mussten zwei Besucher nach Zwischenfällen auf und am Festivalgelände mit Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen per Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden.

Marek Lieberberg von der gleichnamigen Konzertagentur sagte, die Fangruppe des Festivals habe sich völlig gewandelt. Die Vätergeneration gebe es nicht mehr. „Wir haben es heute weitgehend mit 16- bis 26-Jährigen zu tun“, sagte Lieberberg. Somit habe das Festival eine Zukunft. Noch größer solle die Veranstaltung aber nicht werden. „Rock am Ring“ gibt es seit 1985. „Rock im Park“ kam 1997 in Nürnberg hinzu. Am Nürburgring wurden die Zeltplätze am Freitag wegen des Regens zu glitschigen Schlammbahnen. Die Fans ließen sich ihre gute Laune jedoch nicht verderben. Fabian (24) aus Kaiserslautern meinte: „Das ist „Rock am Ring“. Das gibt es nirgendwo sonst.“ Mit dem Wetter habe er sich abgefunden. „Am ersten Tag bekomme ich einen Sonnenbrand. Am zweiten Tag habe ich schon die Erkältung. Das ist jedes Mal so“, sagte er. Marek Lieberberg glaubt, dass die Fans in Sachen Wetter nicht so empfindlich sind: „Wir sind schon froh, wenn es keinen Blitzschlag und Schnee gibt.“ Auch in Nürnberg machten es sich die Besucher in einer Zeltstadt bequem. „Es riecht nach tausenden Leuten, die vor ihren Zelten herumgammeln, denen es ganz egal ist, wie sie aussehen und die einfach nur ihren Spaß haben“, sagte der 19-jährige Patrick aus Straubing. „Das ist ein Gefühl purer Freiheit.“ Festival-Besucher Sandor sagte: „Ich freue mich nicht nur auf die Musik, sondern auf das ganze Paket.“ Hier könne man vier Tage lang abschalten. „ Die Bands habe ich sowieso fast alle schon mal gesehen“, sagte er. „Beim Festival ist das Zusammensein wichtig.“dpa

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