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Röhr-Wettbewerb: Der mit den Hirschen spricht

Einer der wohl skurrilsten Wettbewerbe in Deutschland: Rund hundert Männer röhren miteinander um die Wette, wer am echtesten nach Hirsch klingt. Zu den Aufgaben gehört unter anderem "Mittelalter Hirsch zieht zum Brunftplatz".

Dortmund - Die Hirsche sind schuld. "Die haben mir gesagt, mach' den ersten Platz, sonst brauchst Du nicht wiederkommen", sagt Josef von Gostkowski und lacht verschmitzt. Nun darf er wiederkommen - als Deutschlands bester Hirschrufer.

Der gebürtige Pole röhrte sich bei den alljährlichen Deutschen Meisterschaften im Rahmen der Jagdmesse "Jagd & Hund" zum Sieg. Neun Konkurrenten stach er bei dem von einer Jagd-Fachzeitschrift ausgerichteten Wettkampf aus, darunter den zwei Jahre lang amtierenden bisherigen Meister Tasso Wolzenburg. Der neue Meister darf nun ein neues Repetiergewehr sein Eigen nennen und zu den Europameisterschaften in die Slowakei fahren.

"Mittelalter Hirsch zieht zum Brunftplatz"

Der 58-jährige Schlosser und Hobby-Jäger aus dem rheinischen Rommerskirchen überzeugte die fachkundige Jury mit seiner Darbietung von drei verschiedenen Hirschrufen. Die Aufgaben: "Mittelalter Hirsch zieht zum Brunftplatz", "Kampfgeschrei von zwei gleich starken Hirschen" und "Ruf eines Hirsches, der gesiegt hat". Konzentriert treten dabei die in viel Grün und Braun gekleideten Hirschrufer einzeln vor die Mikrofone und legen los: mal überschwänglich, mal dezent, mal vorsichtig und mal aufbrausend - und immer mit viel Gefühl.

Der kuriose Wettbewerb hat dabei einen ernsten Hintergrund. Mit den nachgeahmten Brunftschreien will der Jäger den Hirsch aus der Deckung locken, um ihn für einen möglichen Abschuss besser beurteilen zu können. Dazu werden zumeist Hilfsmittel wie etwa Ochsenhörner oder spezielle Plastikröhren benutzt. In Deutschland gibt es nach Angaben der Veranstalter über 100 Hirschrufer.

Viel zum Schmunzeln für das Publikum

Für Gostkowski steht beim Hirschrufen jedoch eher das Vergnügen im Vordergrund. "Ich kann die ganze Nacht im Wald auf dem Hochsitz sitzen - dann spreche ich mit den Hirschen - stundenlang und ohne zu schießen." Überhaupt schieße er nur ganz selten und dann auch nur kranke Tiere. Trainiert habe er im Übrigen nicht besonders, sagt er, setzt noch einmal sein Ochsenrohr vor den Mund und röhrt laut - für die Fernsehkameras. Nach der rund 20 Sekunden dauernden Darbietung zieht er freundlich seinen Filz-Jägerhut und verbeugt sich kurz.

Aufmerksam hatten rund 500 Zuschauer den Wettbewerb in einer Messehalle verfolgt. Manch einer konnte sich dabei das Schmunzeln nicht verkneifen, wenn die Geräusche von der Bühne eher an das Grunzen eines Schweins oder das Durchsägen eines Holzbretts erinnerten. Höflichen Applaus gab es dennoch für jedes Röhren. "Da sind welche dabei, die sind richtig gut", sagt ein 77-jähriger Jäger vom Niederrhein. Allerdings seien manchmal "auch ein paar alte Bullen dabei", meint er und lacht. (Von Helge Toben, dpa)

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